Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Alternativprodukte für Fleisch und Milch

Es wird auch künftig viel Tierhaltung geben

Ersatzprodukte für Fleisch und Milch sind nicht die Haupttreiber für den Rückgang der Tierhaltung. Das haben die WBAE-Mitglieder Prof. Achim Spiller und Kay-Uwe Götz in einem Interview mit AgraEurope verdeutlicht. Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) hatte Bundesagrarminister Alois Rainer ein Gutachten zu Alternativprodukten übergeben.

von AgraEurope erschienen am 28.07.2025
Fleischersatzprodukt. © colourbox.de
Artikel teilen:

Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) hat Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer am 25. Juli ein Gutachten „Mehr Auswahl am gemeinsamen Tisch: „Alternativprodukte zu tierischen Lebensmitteln als Beitrag zu einer nachhaltigeren Ernährung“ übergeben.

In einem Interview mit AgraEurope äußern sich der WBAE-Vorsitzende, Prof. Achim Spiller, und das WBAE-Mitglied, Prof. Kay-Uwe Götz, über den Trend zu Alternativprodukten zu tierischen Lebensmitteln, die künftige Entwicklung des Konsums und die Auswirkungen auf die heimische Tierhaltung.

Bedeutung von Alternativprodukten wird zunehmen

Dabei weisen Alternativprodukte laut den Wissenschaftlern im Hinblick auf die Treibhausgasemissionen deutliche Vorteile auf. Die Tierhaltung stehe weiter unter Druck, gesellschaftliche Anforderungen an mehr Klimaschutz und Tierwohl zu erfüllen. Die Bedeutung von Alternativprodukten werde Spiller und Götz zufolge weiter zunehmen. Wesentliche Faktoren seien die Preisentwicklung und technische Innovationen. Dabei steht laut Spiller nicht die landwirtschaftliche Tierhaltung insgesamt, sondern die Wertschöpfungskette Schwein unter Druck.

Das Ernährungsverhalten ändert sich nur langsam

Das Ernährungsverhalten von Menschen verändere sich dabei immer nur langsam. Die Trendberechnung zeige laut Spiller, dass wir in Deutschland, wenn alles so weitergehe, in 20 Jahren statt 52 nur noch circa 40 kg Fleisch und Wurstwaren essen werden. Beim Konsum von Milch und Käse gebe es im Trend keinen Rückgang, sondern sogar leichte Zunahmen bei Käse. Damit würden aber die Treibhausgasemissionen der Ernährung, die „ganz wesentlich am Tier hängen“, bisher und auch zukünftig kaum sinken. Das sei nicht zukunftsfähig. Deshalb seien innovative Alternativprodukte, die den Menschen mehr alltagstaugliche Möglichkeiten eröffnen, aus Klimaschutzsicht wichtig. „In unserem mittleren Szenario würde der Konsum von Fleisch und Fleischwaren auf 30 kg und der Konsum von Milch, gemessen in Milchäquivalenten um rund ein Viertel auf knapp 300 kg pro Kopf und Jahr sinken. Damit würden rund 22 % der Emissionen aus dem Konsum tierischer Produkte eingespart“, so Spiller gegenüber AgraEurope.

Geflügel mit weniger THG als andere Fleischarten

Häufig entstünden bei der Herstellung der Alternativen nur 20 bis 30 % der Treibhausgase (THG), die bei den tierischen Originalen anfallen, verdeutlichte etwa Götz in Zahlen. Dabei seien allerdings die Vorteile der Alternativen gegenüber Rindfleisch sowie Milch- und Milchprodukten besonders groß, bei Geflügelfleisch dagegen kleiner.

Bei den „Hightech-Produkten“ (Produkte aus Präzisionsfermentation oder Fleisch aus Zellkultur) könne man noch keine belastbaren Aussagen machen, da diese bisher noch nicht im kommerziellen Maßstab produziert werden. Andere Umwelteffekte, wie etwa eine Verminderung unerwünschter starker Nährstoffeinträge, können durch einen Rückgang der Tierhaltung entstehen, zu dem auch Alternativprodukte beitragen. Das hänge aber sehr stark davon ab, in welchen Regionen die Tierhaltung zurückgeht und ob und wie gleichzeitig auf weniger intensive Haltungsformen umgestellt wird.

Gesünder als das „Original“?

Ob Ersatzprodukte für Fleisch und Milch auch gesünder als die „Originale“ sind, das gelte bei pflanzlichen Ersatzprodukten nur im Hinblick auf bestimmte Aspekte, wie zum Beispiel den höheren Gehalt an Ballaststoffen. Alternativprodukte könnten die aus gesundheitlicher Perspektive empfohlene Reduktion insbesondere von Fleisch und Wurstwaren unterstützen. Außerdem komme es auf die Produktkategorie an. Pflanzliche Alternativprodukte seien da anders zu beurteilen als „Hightech-Produkten“. Zu diesen beiden Produktgruppen könne man im Moment gesundheitlich noch wenig sagen.

Das Gutachten

In dem knapp 400 Seiten umfassenden Gutachten „Mehr Auswahl am gemeinsamen Tisch: „Alternativprodukte zu tierischen Lebensmitteln als Beitrag zu einer nachhaltigeren Ernährung“ beleuchtet der WBAE unter anderem die aktuelle und zukünftige Bedeutung dieser Produkte für Verbraucherinnen und Verbraucher, gesundheitliche Aspekte sowie mögliche Auswirkungen auf Umwelt und landwirtschaftliche Produktion.