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Kokzidiose

Die Rolle von Eimeria bei Folgeerkrankungen

Aktuelle US-Forschungsdaten zeigen, dass Eimeria-Infektionen die Darmschleimhaut von Geflügel schädigen und damit weitere bakterielle Erkrankungen begünstigen. Beschrieben werden unter anderem Zusammenhänge mit nekrotischer Enteritis und Salmonellen.

von DGS Redaktion Quelle Southern Poultry Research Group, Poultry Science Association 2024 erschienen am 30.12.2025
Kokzidiose beim Huhn: Der einzellige Darmparasit Eimeria tenella befällt bevorzugt den rot markierten Blinddarm und verursacht dort schwere entzündliche Darmschäden mit hoher Bedeutung für Tiergesundheit und Leistung. © Poultry Graphics/Shutterstock
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Die Kokzidiose gehört seit Langem zu den zentralen Gesundheitsproblemen in der Geflügelhaltung. Neue wissenschaftliche Daten zeigen jedoch, dass die Bedeutung von Eimeria-Infektionen weit über die direkte parasitäre Schädigung hinausgeht. Auf der Jahrestagung der Poultry Science Association letztes Jahr stellte Matthew Jones, DVM, PhD, aktuelle Forschungsergebnisse vor, die den engen Zusammenhang zwischen Eimeria, bakteriellen Folgeerkrankungen wie der nekrotischen Enteritis und Aspekten der Lebensmittelsicherheit belegen.

Darmschädigung als Ausgangspunkt weiterer Probleme

Eimeria durchläuft im Darm der Tiere mehrere Entwicklungsstadien. In den späteren Phasen der Vermehrung kommt es zu Schäden an der Darmschleimhaut. Diese Schleimhaut besteht aus einer dünnen Zellschicht, dem sogenannten Darmepithel, das den Darm nach innen abdichtet und Krankheitserreger vom Eindringen in den Körper abhält.

In der Forschung wird diese Schutzfunktion als „Darmschranke“ bezeichnet. Ihre Funktionsfähigkeit lässt sich unter anderem an der Struktur der Darmschleimhaut, an speziellen Verbindungsproteinen zwischen den Zellen („Tight Junctions“) sowie an der Durchlässigkeit des Darms messen. Ist der Darm stärker durchlässig, können Bakterien leichter aus dem Darminhalt in den Körper gelangen.

Die Daten zeigen: Eimeria-Infektionen schwächen diese Barriere deutlich und schaffen damit günstige Bedingungen für weitere Krankheitserreger.

Nekrotische Enteritis ist die Folge einer gestörten Darmgesundheit

Die nekrotische Enteritis ist eine bakterielle Darmerkrankung, die vor allem in der Broilerproduktion eine große Rolle spielt. Sie wird durch Clostridium perfringens verursacht, ein Bakterium, das natürlicherweise im Darm vorkommen kann. Unter bestimmten Bedingungen vermehrt es sich stark und bildet Giftstoffe (Toxine), die das Darmgewebe zerstören.

Bekannte Risikofaktoren sind unter anderem Mykotoxine im Futter, bestimmte Getreidearten, hohe Rohproteingehalte, Managementänderungen und Stress. Die vorgestellten Studien zeigen zusätzlich, dass Eimeria-Infektionen eine zentrale Voraussetzung für das Auftreten der Erkrankung sein können. Durch die Vorschädigung der Darmschleimhaut erhält Clostridium perfringens die Möglichkeit, sich stark zu vermehren und krankmachend zu wirken.

Neben akuten Krankheitsausbrüchen sind vor allem Leistungseinbußen von Bedeutung: Auch Tiere, die nicht klinisch erkranken oder verenden, zeigen häufig schlechtere Zunahmen und eine reduzierte Futterverwertung.

Unterschiede zwischen den Eimeria-Arten

Nicht alle Eimeria-Arten wirken dabei gleich stark. In weiteren Versuchen (nachzulesen HIER) wurden mehrere Eimeria-Arten einzeln und in Kombination mit Clostridium perfringens untersucht. Besonders Eimeria maxima und Eimeria brunetti waren mit einem höheren Auftreten nekrotischer Enteritis verbunden.

Eimeria tenella, die vor allem den hinteren Darmabschnitt befällt, führte in diesen Untersuchungen dagegen nicht zu klinisch sichtbarer nekrotischer Enteritis. Weitere Studien der Southern Poultry Research Group zeigen zudem, dass E. maxima bereits allein häufig deutliche Darmschäden verursacht und damit ein hohes Risiko für Folgeinfektionen darstellt.

Ein zentrales Ergebnis mehrerer Arbeiten ist: In experimentellen Studien tritt nekrotische Enteritis in der Regel nur dann auf, wenn zuvor eine Eimeria-Infektion stattgefunden hat.

Weitere bakterielle Erkrankungen

Die geschädigte Darmschranke begünstigt nicht nur die nekrotische Enteritis. Auch andere Bakterien, die normalerweise im Darm vorkommen, können in den Körper eindringen. Dazu zählen Escherichia coli, Staphylococcus aureus und Enterococcus-Arten.

Diese Keime werden mit Erkrankungen wie bakterieller Chondronekrose mit Osteomyelitis in Verbindung gebracht – einer Erkrankung von Knochen und Gelenken, die insbesondere bei schnell wachsenden Broilern zu Lahmheiten führen kann.

Bedeutung für die Lebensmittelsicherheit

Neben Tiergesundheit und Leistung spielt auch die Lebensmittelsicherheit eine Rolle. Für Eimeria tenella wurde ein Zusammenhang mit erhöhten Salmonella-Nachweisen im Darm und in inneren Organen beschrieben. Salmonellen sind Bakterien, die über Geflügelfleisch auf den Menschen übertragen werden können.

Studien zeigen gleichzeitig, dass geringe E.-tenella-Belastungen mit niedrigeren Salmonella-Besiedlungen einhergehen können. Eine wirksame Kokzidiosekontrolle kann somit auch zur Reduktion lebensmittelsicherheitsrelevanter Keime beitragen.

Fazit aus der Forschung

Die wissenschaftlichen Daten machen deutlich, dass Eimeria nicht isoliert betrachtet werden kann. Die Parasitose beeinflusst die Darmgesundheit grundlegend und schafft die Voraussetzungen für weitere bakterielle Erkrankungen. Eine konsequente Kontrolle der Kokzidiose ist damit nicht nur ein Instrument zur Vermeidung direkter Verluste, sondern ein zentraler Baustein für Tiergesundheit, Leistungsfähigkeit und Lebensmittelsicherheit in der Geflügelhaltung.