Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Kokzidiose

Kombinationen statt Einzelmittel

In einem Fachvortrag in den USA stellte die Tierwissenschaftlerin Kayla Price neue Ansätze zum Management der Kokzidiose vor. Ihre Empfehlungen zur Kombination von Fütterung, Darmgesundheit und Zusatzstoffen lassen sich auch auf europäische Produktionssysteme übertragen.

von DGS Redaktion Quelle ModernPoultry erschienen am 17.10.2025
Sporulierte Oozysten von Eimeria aus infizierten Proben unter dem Mikroskop. Diese widerstandsfähigen Entwicklungsstadien sind für die Ansteckung von Geflügel entscheidend. Forschung und Praxis arbeiten daran, durch Fütterungs- und Managementmaßnahmen die Ausbreitung dieser Entwicklungsformen einzudämmen. © 2019 Todorean-Gabriel/Shutterstock
Artikel teilen:

Die Kokzidiose zählt weltweit zu den wirtschaftlich bedeutendsten Erkrankungen in der Geflügelhaltung – auch in Deutschland. Besonders in der Mastgeflügel- und Legehennenproduktion führt sie regelmäßig zu Leistungseinbußen und erhöhtem Managementaufwand. Da in der EU der Einsatz von Antibiotika streng reguliert ist und immer mehr Betriebe auf antibiotikafreie Produktion umstellen, wächst das Interesse an alternativen Strategien zur Kontrolle der Krankheit.

Auf der diesjährigen Tagung der Poultry Science Association stellte die Tierwissenschaftlerin Dr. Kayla Price aus Kanada aktuelle Forschungsergebnisse zu Alternativen im Kokzidiosesmanagement vor, die vom Fachjournal Modern Poultry aufgegriffen und veröffentlicht wurden. Viele ihrer Empfehlungen lassen sich auch auf europäische Produktionssysteme übertragen.

Ein Blick in den Darm

Im Zentrum der Erkrankung steht der Parasit Eimeria, der die Darmschleimhaut befällt. „Eine Eimeria-Infektion verursacht zunächst Zellschäden, die die Nährstoffverwertung beeinträchtigen und Entzündungen auslösen“, erklärte Price. Der Parasit vermehrt sich innerhalb der Darmzellen und zerstört sie beim Austritt – ein Prozess, den die Wissenschaftlerin bildhaft als „kleine Explosionen“ beschreibt.

Diese Schädigungen führen nicht nur zu schlechterer Futterverwertung, sondern auch zu einer Schwächung der Barrierefunktion des Darms. Das begünstigt Sekundärinfektionen wie die nekrotische Enteritis, die in vielen Beständen zusätzliche Probleme bereitet.

Price betonte, dass die Bekämpfung der Kokzidiose immer bei der Darmgesundheit beginnen müsse. In einem gesunden Darm bilden Epithel- und Becherzellen gemeinsam mit einer vielfältigen Mikroflora eine stabile Schutzschicht. Wird diese Struktur geschädigt, können Krankheitserreger leichter eindringen.

Entscheidend sei daher ein ganzheitlicher Ansatz, der Fütterung, Wasserqualität, Stallhygiene und Futterzusätze umfasst. Price empfahl die sogenannte 80/20-Regel:

  • 80 % des Erfolgs hängen von Managementfaktoren wie Fütterung, Wasserversorgung und Stallklima ab
  • 20 % von gezielt eingesetzten Futterzusatzstoffen

Vielfalt statt „Wundermittel“

Ein einzelnes Produkt könne die Kokzidiose nicht verhindern, betonte Price. Vielmehr sei eine Kombination verschiedener Alternativen entscheidend, deren Wirkung auf unterschiedliche Mechanismen abzielt:

  • Phytogene Zusatzstoffe und pflanzliche Extrakte können das Wachstum der Parasiten hemmen oder deren Eindringen in Zellen erschweren.
  • Enzyme unterstützen die Nährstoffaufnahme und erschweren es schädlichen Bakterien, sich zu vermehren.
  • Antioxidantien und organische Mineralstoffe stabilisieren die Zellmembranen und stärken die Immunabwehr.
  • Mykotoxinbinder verringern Reizungen im Darm und tragen zur Erhaltung der Schleimhautintegrität bei.

In der Praxis könnten solche Stoffe in Fütterungsprogrammen kombiniert werden, um die Belastung durch Eimerien zu senken, ohne den natürlichen Immunaufbau der Tiere zu stören.

Kokzidiose belastet die Nährstoffaufnahme erheblich. Besonders bei subklinischen Verläufen kann es zu Mangelzuständen kommen, die sich negativ auf Wachstum und Legeleistung auswirken. Hier bieten angepasste Aminosäurenmischungen und hochverfügbare Mineralstoffe eine Möglichkeit, Defizite auszugleichen und das Immunsystem zu unterstützen.

Auch Enzympräparate spielen eine Rolle, indem sie die Verfügbarkeit der Nährstoffe verbessern und das Gleichgewicht der Darmflora stabilisieren. Ein vielfältiges Mikrobiom gilt als wichtiger Faktor für die Widerstandsfähigkeit des Darms – nicht nur in Bezug auf Kokzidien, sondern auch auf bakterielle Folgeinfektionen.

Anwendung in Europa

In der europäischen Geflügelhaltung setzen viele Betriebe bereits auf kombinierte Ansätze zur Kokzidioseprophylaxe wie Impfprogramme, Wechselstrategien bei Antikokzidienmitteln (Rotation und Shuttle-Programme), Zusatzstoffen auf pflanzlicher Basis sowie gezielte Hygienemaßnahmen zur Reduktion des Infektionsdrucks.

Die von Price vorgestellten Konzepte fügen sich in dieses System ein und liefern zusätzliche Ansatzpunkte für Betriebe, die ohne Antibiotika arbeiten möchten oder den Einsatz von Ionophoren reduzieren wollen.

Die Forschung zeigt deutlich: Die Kontrolle der Kokzidiose gelingt nicht durch ein einzelnes Mittel, sondern durch ein abgestimmtes Zusammenspiel von Fütterung, Management und Zusatzstoffen. Entscheidend ist, die Darmgesundheit als zentrale Säule zu verstehen.

„Es geht nicht darum, jedes Spiel zu gewinnen“, sagte Price abschließend, „sondern darum, die richtigen Strategien und Kombinationen zu finden, um langfristig stabil zu bleiben.“

Für die Geflügelhaltung in Deutschland und Europa heißt das: Wer die Darmintegrität stärkt und die Vielfalt der Mikroflora erhält, kann die Krankheitslast reduzieren – und gleichzeitig den Weg zu einer nachhaltigeren, antibiotikareduzierten Produktion ebnen.