Geflügelpest-Fälle in Europa rückläufig: Ampel bleibt rot
Im September ging die Anzahl der Geflügelpest-Infektionen bei Wildvögeln und Nutzgeflügel in Europa weiter zurück. Doch die Experten mahnen weiterhin zu strengen Biosicherheitsmaßnahmen.
- Veröffentlicht am

Laut aktuellen Radar Bulletin Tierseuchen ging im Berichtszeitraum September die Gesamtanzahl an HPAI-Meldungen in Europa gegenüber dem Vormonat weiterhin deutlich zurück. Es gab nur vereinzelte Fälle bei Wildvögeln und in Geflügelhaltungen. Bei Wildvögeln waren koloniebrütende Seevögel weiterhin am stärksten betroffen. Bis auf vier H5-Meldungen sowie einer H5N5 Meldung bei einem Wildvogel bezogen sich alle anderen Meldungen auf den Subtyp H5N1.
Kaum Ausbrüche bei Nutzgeflügel
Ausbrüche in Geflügelhaltungen fanden im September kaum statt. In Europa meldete nur Dänemark einen HPAI-Ausbruch in einer Kleinhaltung von Hühnern und Enten auf Lolland. In Großbritannien gab es Fälle in mehreren Geflügelhaltungen.
Wildvögel: Küstenregionen am stärksten betroffen
Die Fallzahlen bei Wildvögeln haben im Vergleich zum Monat August weiterhin deutlich abgenommen. Der Rückgang war in allen betroffenen Ländern bemerkbar. Deutschland verzeichnete mit 10 Meldungen die meisten Fälle bei Wildvögeln. Abgesehen von einem verendeten Wanderfalken im Vogtlandkreis (Sachsen), waren überwiegend Möwenvögel sowie ein Schwan und ein Kormoran an Nord- und Ostsee und vereinzelt auch auf den Inseln, betroffen. Weitere vereinzelte Meldungen kamen hauptsächlich aus den Küstenregionen verschiedener Länder in ganz Europa.
Europa: Impfungen gegen HPAI
In drei europäischen Ländern starteten verschiedene Impfaktivitäten gegen die Gelfügelpest. Frankreich hatte im Rahmen eines umfassenden Maßnahmenplans zum Schutz seiner Geflügelpopulation vor HPAI-Einträgen zum 1. Oktober 2023 eine obligatorische Impfung aller Entenhaltungen zur Mast- oder Stopfleberproduktion eingeführt. Gleichzeitig befindet sich das FLI in Deutschland derzeit in der Testphase einer Impfung gegen Geflügelpest bei Gänsen. Ebenso testen die Niederlande derzeit einen Impfstoff gegen das Vogelgrippe-Virus, wobei erste Ergebnisse im zweiten Quartal 2024 erwartet werden.
Vereinzelt HPAI-Fälle bei Säugetieren
Es werden nach wie vor vereinzelt Fälle von Geflügelpest bei Säugetieren, hauptsächlich bei Fleischfressern, gemeldet. Anfang September berichtete Argentinien über ein Massensterben von Seelöwen an der Küste Patagoniens. Aus Dänemark kam die Nachricht, dass das H5N1-Vogelgrippevirus bei tot aufgefundenen Robben festgestellt wurde. Finnland bestätigte erneut einen H5N1-Vogelgrippeausbruch in einer Pelztierfarm, wodurch die Gesamtzahl der Ausbrüche in Pelzfarmen seit Mitte Juli 2023 auf 27 stieg.
Experten aus EFSA, ECDC und EURL empfehlen, die Überwachung bei wildlebenden, aber auch in Gefangenschaft gehaltenen Säugetieren (vor allem bei Schweinen und Nerzen) zu intensivieren. Das Risiko einer Übertragung auf den Menschen wird von der EFSA immer noch als gering eingeschätzt.
Empfehlungen für Deutschland: Maßnahmen zum Schutz gegen HPAI
Trotz eines Rückgangs der HPAI-Fallzahlen, empfehlen die Experten des FLIs, Biosicherheitsmaßnahmen in Geflügelhaltungen auf einem hohen Niveau zu halten und gegebenenfalls weiter zu verbessern. Auffälliges Verhalten und Funde von toten Wildvögeln sollten sofort den Veterinärbehörden gemeldet werden, um Bergungs- und möglicherweise Untersuchungsmaßnahmen einzuleiten.
In Geflügelhaltungen und Zoos, insbesondere solchen mit Freilauf- und Außenbereichen, empfiehlt das FLI präventiven Biosicherheitsvorkehrungen zu überprüfen und zu gegebenenfalls zu optimieren. Tierhalter haben die Möglichkeit, die Sicherheit ihrer Betriebe mithilfe der sogenannten "AI-Risikoampel" kostenlos und anonym zu überprüfen.
Geflügel- oder Vogelausstellungen sowie die Abgabe von Lebendgeflügel im Reisegewerbe sollten nur unter strikter Einhaltung hoher Biosicherheitsstandards und gegebenenfalls vorheriger regionaler Risikobewertung stattfinden. Das Zusammenbringen von Geflügel unterschiedlicher Herkunft und eine längere Haltung an Ausstellungsorten sollte laut Empfehlung des FLI unbedingt vermieden werden.
Hintergrund: Radar Bulletin Tierseuchen
Im Radar Bulletin werden Informationen zur internationalen Lage und Ausbreitung der bedeutendsten Tierseuchen - darunter auch die hochpathogene aviäre Influenza (HPAI) -, die für Deutschland und die Schweiz relevant sind, zusammengestellt und bewertet. Das Radar Bulletin wird vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) in Zusammenarbeit mit dem Friedrich-Loeffler Institut (FLI) erstellt. Es erscheint in der Schweiz und in Deutschland in zwei unterschiedlichen Ausgaben.