
FLI warnt vor erhöhter Geflügelpest-Gefahr im Herbst
Im Herbst wächst durch den Vogelzug die Gefahr einer Einschleppung und Ausbreitung der Geflügelpest. Das FLI stuft die Lage in Deutschland als hoch ein.
von DGS Redaktion Quelle FLI erschienen am 15.10.2024In seiner aktualisierten Risikoeinschätzung für Oktober stuft das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) das Risiko der Einschleppung und Verbreitung der hochpathogenen Aviären Influenza H5 (HPAI H5) in Deutschland als hoch ein. Für den Bericht wurden Daten aus dem Zeitraum 1.07. bis 30.09.2024 herangezogen. Demnach nimmt die Zahl der Ausbrüche bei Geflügel und Wildvögeln wieder zu.
Ausbrüche konzentrieren sich auf Ostdeutschland
Insgesamt wurden sieben Ausbrüche bei Geflügel und ein Ausbruch bei gehaltenen Vögeln (Tierpark) – hauptsächlich aus den ostdeutschen Bundesländern – sowie 34 Fälle bei Wildvögeln gemeldet. Im Juli wurde ein Fall von HPAI H7N5 in einem Legehennenbestand in Niedersachsen festgestellt. Dank rascher Maßnahmen konnte der Ausbruch erfolgreich eingedämmt werden, ohne dass es zu einer weiteren Ausbreitung kam. Im August 2024 wurden zwei Ausbrüche in benachbarten Geflügelbetrieben in Mecklenburg-Vorpommern, im Landkreis Rostock, verzeichnet. In beiden Fällen handelte es sich um Mastbetriebe mit Hausgänsen und -enten. Insgesamt waren über 8.900 Tiere betroffen.
Im September folgten weitere Ausbrüche in Sachsen-Anhalt und Sachsen, so war im Vogtlandkreis eine ein kleiner Geflügelbetrieb mit Gänsen und Enten betroffen. Im Saalekreis gelang das Virus in eine kleine Geflügelhaltung mit rund 200 Enten und Gänsen. Im Burgenlandkreis wurde das Virus in einem Tierpark nachgewiesen. Ursache war ein infizierter Schwan, der von Besuchern mitgebracht und im Tierpark aufgenommen wurde.
Herbstlicher Vogelzug erhöht das Risiko
Besonders im Herbst, wenn der Vogelzug seinen Höhepunkt erreicht, steigt die Bewegungsdynamik und die Populationsdichte von Wasservögeln, was das Risiko einer weiteren Ausbreitung des Virus erhöht. Hinzu kommen kühlere Temperaturen und schwächere UV-Strahlung, die das Überleben der Viren in der Umwelt begünstigen. Vor allem in Nord- und Ostdeutschland, sowie an der Ostseeküste, wird das Risiko als besonders hoch eingeschätzt.
Auch die Gefahr, dass das Virus durch direkten oder indirekten Kontakt mit Wildvögeln in Geflügelhaltungen oder zoologische Einrichtungen eingeschleppt wird, bleibt hoch. Das Risiko einer Virusverschleppung zwischen Haltungen oder durch Geflügelausstellungen innerhalb Deutschlands und Europas wird als moderat eingestuft. Die Lage bleibt „angespannt“, und die Geflügelhalter sind dazu angehalten, ihre Bestände sorgfältig zu überwachen und im Verdachtsfall unverzüglich die zuständigen Behörden zu informieren, so das FLI.
Gesonderte Risikoeinschätzung für Rinder
Erstmalig enthält der Bericht auch eine gesonderte Risikoeinschätzung für Rinder in Deutschland. Das Risiko einer Einschleppung des US-amerikanischen HPAI H5N1-Stammes (Genotyp B3.13) in deutsche Rinderbestände, insbesondere Milchkuhbetriebe, wird vom FLI jedoch als sehr gering eingeschätzt. Obwohl in den USA Infektionen bei Milchkühen durch kontaminiertes Melkgeschirr und den Transport von Rindern gemeldet wurden, gibt es in Deutschland keinen Handel mit Rohmilch oder lebenden Rindern aus den betroffenen Gebieten. Zudem werden importierte Milcherzeugnisse so behandelt, dass eine Übertragung des Virus unwahrscheinlich ist. Pasteurisierte Milch stellt keine Infektionsgefahr dar, auch wenn genetisches Material des Virus nachweisbar bleibt, so die Einschätzung des FLIs.