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Tiergesundheit

Hennenkontakt verändert Mikrobiota von Küken

Eine Studie aus Tschechien zeigt, dass der frühe Kontakt frisch geschlüpfter Küken mit adulten Hennen die Bakterienbesiedlung von Haut und Atemwegen verändert. Bereits nach einer Woche lassen sich deutliche Unterschiede zur Aufzucht ohne Hennenkontakt nachweisen.

von DGS Redaktion Quelle Poultry Science, Veterinary Research Institute erschienen am 30.12.2025
Der direkte Kontakt zwischen Henne und Küken in den ersten Lebenstagen beeinflusst nachweislich die Zusammensetzung der Mikroorganismen auf Haut und in den Atemwegen. © 2024 Billion Photos/Shutterstock
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Der frühe Kontakt frisch geschlüpfter Küken mit adulten Hennen hat messbare Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Bakterien auf Haut und in den Atemwegen. Das zeigt eine aktuelle Studie aus Tschechien, in der erstmals gezielt untersucht wurde, wie sich der direkte Tierkontakt in der ersten Lebenswoche auf die sogenannte Mikrobiota auswirkt.

Unter Mikrobiota versteht man die Gesamtheit aller Mikroorganismen, vor allem Bakterien, die auf und in einem Tier leben. Sie besiedeln unter anderem Haut, Atemwege und Darm und stehen in engem Zusammenhang mit der Entwicklung des Immunsystems.

Vergleich unter kontrollierten Bedingungen

Für die Untersuchung wurden einwöchige ISA-Brown-Küken entweder gemeinsam mit einer erwachsenen Legehenne oder unter identischen Haltungsbedingungen ohne Hennenkontakt aufgezogen. Dieses Versuchsdesign wurde dreimal wiederholt. Nach einer Woche entnahmen die Forscher Proben von Haut, Luftröhre sowie aus dem Blinddarm, einem zentralen Bereich der bakteriellen Darmbesiedlung beim Geflügel.

Deutliche Unterschiede in Haut- und Atemwegsflora

Bereits nach dieser kurzen Zeit zeigten sich klare Unterschiede zwischen den Gruppen. Küken, die Kontakt zu einer Henne hatten, wiesen auf Haut und in der Luftröhre eine deutlich höhere Vielfalt und Menge an Milchsäurebakterien der Gattung Lactobacillus auf. Diese Bakterien sind aus der Human- und Tierernährung bekannt und werden häufig als probiotisch bezeichnet, also als potenziell gesundheitsfördernd.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass adulte Hennen als Überträger solcher Bakterien fungieren können. Zusätzlich wurde bei den Kontaktküken häufiger Streptococcus pasteurianus nachgewiesen, eine Bakterienart, die in der Forschung ebenfalls mit probiotischen Eigenschaften in Verbindung gebracht wird.

Einordnung und Fazit

Die Autoren ordnen ihre Ergebnisse in frühere Untersuchungen ein. In früheren Arbeiten derselben Forschungsgruppe zeigte sich, dass bestimmte Lactobacillus-Stämme den Darm von Hühnern nur eingeschränkt besiedeln und keinen Schutz vor Salmonellen bieten. Gleichzeitig wurden Hinweise gefunden, dass diese Bakterien eher im Bereich der Atemwege eine Rolle spielen könnten, etwa im Zusammenhang mit der Widerstandsfähigkeit gegenüber Atemwegserkrankungen.

Vor diesem Hintergrund ist die aktuelle Beobachtung von Lactobacillus-Arten auf Haut und in der Luftröhre von Küken mit Hennenkontakt von wissenschaftlichem Interesse.

Neben den Veränderungen bei potenziell nützlichen Bakterien fanden die Forscher auch Unterschiede bei Keimen, die als mögliche Krankheitserreger gelten. Auf Haut und in der Luftröhre der Küken mit Hennenkontakt wurden unter anderem geringere Mengen von Clostridium perfringens, Escherichia coli, Acinetobacter johnsonii und Proteus mirabilis festgestellt. Diese Bakterien stehen in verschiedenen Zusammenhängen mit Erkrankungen im Geflügelbereich.

Die Studie beschränkt sich bewusst auf die Beschreibung der mikrobiellen Unterschiede und zieht keine direkten Schlussfolgerungen für die Praxis. Die Autoren sehen jedoch weiteren Forschungsbedarf, insbesondere bei der Frage, wie Mikroorganismen konkret von adulten Tieren auf Küken übertragen werden und welche Bedeutung die veränderte Bakterienbesiedlung für die Entwicklung des Immunsystems hat. Auch der Einfluss unterschiedlicher Haltungsumwelten auf diese Prozesse soll künftig näher untersucht werden.