
Wie dicht ist zu dicht? Broilerlinien reagieren unterschiedlich auf Besatzdichten
Eine aktuelle US-Studie wirft neues Licht auf das Zusammenspiel von Besatzdichte, Aktivität und Tierwohl bei Masthähnchen.
von DGS Redaktion Quelle ModernPoultry, University of Tennessee erschienen am 02.12.2025Die Frage, welche Besatzdichte das Wohlbefinden von Masthühnern tatsächlich beeinflusst und wie stark, ist seit Jahren Gegenstand der Debatte. Eine aktuelle Untersuchung von Shengyu Zhou, PhD, und seinem Team von der University of Tennessee, vorgestellt auf dem International Poultry Scientific Forum 2025 und ausführlich berichtet von Modern Poultry, liefert neue Daten: Broilerstämme wie Ross und Cobb reagieren messbar unterschiedlich auf Besatzdichten und Umweltbedingungen. Für deutsche Betriebe ist das Thema hochaktuell, denn hier gelten, im Gegensatz zu den USA, klare und strenge Obergrenzen.
Besatzdichten: Wo Deutschland steht
Die zulässigen Höchstwerte sind durch die EU-Richtlinie 2007/43/EG und die deutsche Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung eindeutig definiert:
- 33 kg/m² – Standardmaximum für alle Betriebe
- bis 39 kg/m² – zulässig, wenn Tiergesundheit, Stallklima und Dokumentation bestimmte Vorgaben erfüllen
- bis 42 kg/m² – nur für Betriebe mit besonders niedriger Mortalität, kontinuierlichem Klimamonitoring und erweiterten Tierschutzanforderungen
Besatzdichten wie die in der US-Studie getesteten 44 kg/m² sind in Deutschland nicht erlaubt und werden daher von der Praxis nicht eingesetzt. Dennoch liefern die Daten wertvolle Einblicke, weil sie deutliche Linienunterschiede aufzeigen, die relevant sind für Zucht, Management und Tierwohlprogramme.
Was die Studie zeigt: Ross und Cobb reagieren verschieden
Zhou und sein Team analysierten mithilfe von Computer-Vision-Systemen das Aktivitäts- sowie das Putz- und Streckverhalten von insgesamt 864 Broilern (Ross 708 und Cobb 700). Die Technologie erlaubte ein kontinuierliches, nicht-invasives Monitoring. Ein Verfahren, das auch in deutschen Ställen zunehmend Bedeutung erhält.
Die zentralen Ergebnisse waren: Ross-Broiler zeigten bei hohen Besatzdichten zunächst mehr Aktivität und mehr Streckverhalten. Dies ist ein Hinweis darauf, dass junge Ross-Tiere mit dichter Besetzung anfänglich gut zurechtkommen. Gegen Ende der Mast sank die Aktivität jedoch stärker ab als in allen anderen Gruppen, sobald Platzmangel spürbar wurde.
Die Cobb-Broiler reagierten dafür empfindlicher: Höhere Besatzdichten führten zu weniger Streck- und Gefiederputzverhalten, das als Tierwohlindikator gilt. Die Aktivität und der Komfort sank früher als bei Ross.
Beide Linien zeigten aber tagesrhythmische Muster: Morgens wurden mehr Komfortverhalten und höhere Aktivitätswerte registriert, vermutlich ausgelöst durch Futteraufnahme nach der Dunkelphase und stabilere Temperaturen.
Die Studienergebnisse zeigen klar: Genetik beeinflusst, wie Tiere auf Besatzdichte reagieren – und damit auch, wie man Tierwohl messbar beurteilen kann.
Fazit
Die von Modern Poultry berichtete Studie zeigt: Eine „optimale“ Besatzdichte hängt nicht allein vom Platzangebot ab, sondern auch vom genetischen Profil der Tiere und den Umweltbedingungen im Stall. Für Deutschland, wo strenge Höchstwerte gelten, unterstreicht die Untersuchung vor allem eines: Tierwohl ist messbar – und Linien unterscheiden sich deutlich darin, wie sie Platz, Klima und Managementbedingungen verarbeiten.
Die gesamte Studie finden Sie HIER.









