
Verzehr tierischer Produkte steigt
In den nächsten zehn Jahren dürfte die Produktion und der Konsum tierischer Lebensmittel steigen – vor allem durch wachsende Einkommen und zunehmende Verstädterung in Schwellenländern.
von AgE Quelle AgE erschienen am 16.07.2025PARIS/ROM. Die Schwellenländer werden in den kommenden zehn Jahren die Produktion und den Verbrauch von Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs nach oben treiben. Davon gehen die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in ihrem Agricultural Outlook 2025-2034 aus, der am Dienstag (15.7.) vorgelegt wurde. Laut Bericht werden steigende verfügbare Einkommen und die Verstädterung - insbesondere in Ländern mit mittlerem Einkommen - voraussichtlich zu einer Verschiebung der Ernährungsgewohnheiten hin zu vielfältigeren und nahrhafteren Lebensmitteln führen. Die weltweite Pro-Kopf-Aufnahme von Kalorien durch den Verzehr von Nutztieren und Fischprodukten dürfte sich daher in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich um 6% erhöhen.
Die Autoren des Berichts gehen davon aus, dass im gleichen Zeitraum auch die weltweite Produktion von Agrarrohstoffen steigen wird, und zwar um rund 14%. Die Produktion von Fleisch, Milchprodukten und Eiern soll um 17% zulegen, während die weltweiten Bestände an Rindern, Schafen, Schweinen und Geflügel um 7% anwachsen werden. Auch hier dürften die Länder mit mittlerem Einkommen weiterhin die Hauptträger der weltweiten landwirtschaftlichen Expansion sein. Vorangetrieben werde dies durch eine Kombination aus der schrittweisen Einführung innovativer und verbesserter Technologien, Investitionen und einer intensiveren Nutzung von Düngemitteln, Futtermitteln und anderen Betriebsmitteln.
Da das prognostizierte Produktionswachstum voraussichtlich nicht vollständig durch die angenommenen Produktivitätsverbesserungen ausgeglichen werden kann, rechnen die Experten damit, dass die direkten landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen (THG) bis 2034 voraussichtlich um 6% steigen werden. Das Verhältnis zwischen Produktionswachstum und Emissionen in der Landwirtschaft werde davon bestimmt sein, ob effizientere Produktionsmethoden eingeführt werden und sich die Muster der Landnutzung und des Einsatzes von Betriebsmitteln ändern.
Agrarpreise unter Druck
Im Weiteren wird davon ausgegangen, dass die projizierten Produktivitätsverbesserungen für Preisdruck bei Agrarrohstoffen sorgen werden. Dies könnte insbesondere Kleinbauern, die anfällig für Marktschwankungen seien und nur begrenzt innovative Technologien einsetzen könnten, vor erhebliche Herausforderungen stellen. Die Regierungen müssten daher nicht nur die Bemühungen zur Verbesserung des Produktivitätswachstums unterstützen, sondern auch dafür sorgen, dass die Landwirte einen besseren Zugang zu Märkten und lokal zugeschnittenen Unterstützungsprogrammen erhalten.
Auch den Handel haben die OECD-FAO-Analysten auf dem Schirm. Sie gehen davon aus, dass sich die Handelsströme zwischen Nettoexport- und Nettoimportregionen bis 2034 verstärken werden. Sie unterstellen dabei, dass die landwirtschaftliche Produktion und der Verbrauch aufgrund unterschiedlicher komparativer Vorteile und Produktionskapazitäten sowie der Entwicklung der Lebens- und Futtermittelnachfrage geografisch stärker voneinander getrennt werden. Infolgedessen werde der internationale Handel für den globalen Agrar- und Ernährungssektor unverzichtbar bleiben. Bis 2034 würden voraussichtlich 22% der weltweit verbrauchten Kalorien über die Grenzen hinweg gehandelt, heißt es in dem Bericht. Vor zwanzig Jahren habe dieser Anteil noch bei 17% gelegen.
Ein im Rahmen des Outlook analysiertes Zukunftsszenario deutet darauf hin, dass bis 2034 die weltweite Unterernährung beseitigt und die direkten landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen um 7% gegenüber dem heutigen Stand gesenkt werden könnten. Um diese Ergebnisse gleichzeitig zu erreichen, müssten allerdings die Nahrungsmittelproduktion um 10% und die landwirtschaftliche Produktivität um 15% gesteigert werden. Dafür sei die breite Anwendung der derzeit verfügbaren emissionsmindernden Technologien notwendig, beispielsweise die Präzisionslandwirtschaft ein verbessertes Nährstoff- und Wassermanagement sowie verbesserte Futtermittel in der Tierhaltung.
Geringere Flächenausdehnung
Die OECD und die FAO erwarten, dass die weltweite Getreideproduktion bis 2034 mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 1,1% wächst. Dies werde vor allem durch einen jährlichen Ertragsanstieg um 0,9% angetrieben. Zudem wird prognostiziert, dass die Erntefläche jährlich nur um 0,14% ausgedehnt wird, während es im vorangegangenen Jahrzehnt noch 0,33% waren.
Die Experten rechnen ferner damit, dass bis 2034 rund 40% des Getreides direkt vom Menschen verzehrt werde und weitere 33% im Futtertrog landen. Der Rest werde voraussichtlich für die Biokraftstoffproduktion und andere industrielle Zwecke genutzt. Das Wachstum der weltweiten Nachfrage nach Biokraftstoffen beziffern die Autoren auf jährlichen durchschnittlich 0,9%, was vor allem durch Zuwächse in Brasilien, Indien und Indonesien erfolgen soll.