Einschleppung in Gänsehaltung möglich
Ein neues Virus treibt sein Unwesen: das Polyomavirus. Dieses Virus wurde vermutlich aus China eingeschleppt und verursacht die hämorrhagische Nephritis Enteritis (HNE), bei der die Gänse heftige, blutige Darm- und Nierenentzündungen zeigen. Das teilt das Tiergesundheits-Magazin für Nutztierhalter "Der Hoftierarzt" in seinem E-Magazin Ausgabe 5/2021 mit.
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Das Polyomavirus breitet sich seit einigen Jahren in Polen und Ungarn aus, weil dort eine intensive Gänsemast im großen Stil stattfindet. Von dort wurde das Virus vermutlich nach Deutschland eingeschleppt.
Da die Biosicherheitsmaßnahmen in der extensiven und kleinteiligen Gänsemast in Deutschland nicht besonders gut sind, ist eine Verschleppung des Virus einfach.
Virusübertragung von Tier zu Tier
Das Virus ist sehr resistent gegenüber Umwelteinflüssen und bleibt bis zu mehreren Monaten temperaturabhängig infektiös. Die Übertragung findet vor allem von Tier zu Tier über Kot statt. Eine Übertragung über das Ei konnte bisher nicht nachgewiesen, aber auch nicht ausgeschlossen werden.
Als wichtigste Infektionsquelle gelten Gänse über 14 Wochen, da die Krankheit nur bei jüngeren Artgenossen ausbricht. Elterntiere können somit latente Virusüberträger sein, ohne klinische Symptome zu zeigen.
Enten können in gemischten Herden Überträger sein
Allerdings können auch Enten Überträger sein. Sie können sich infizieren, das Virus ausscheiden, erkranken aber nicht an diesem und gehören somit zu den wichtigsten Überträgern nach der Gans selbst.
Da oftmals Gänse und Enten gemeinsam in einer Herde gehalten werden, kann das Virus problemlos von der Ente auf die Gans überspringen. Dies ist in Großbetrieben nicht üblich, so dass diese geschützt sind. Zudem haben diese Betriebe bessere Biosicherheitsmaßnahmen installiert. Doch kleinere Betriebe haben häufig nicht die Möglichkeit, die Tierarten getrennt zu halten.
Durchseuchung erhöht den Schutz der Tiere
Eine Behandlungsmöglichkeit gegen die Polyomaviren gibt es bisher nicht, da keine Medikamente gegen diese Virusinfektion verfügbar sind. Bakterielle Sekundärinfektionen können antibiotisch behandelt werden, um die Mortalität zu senken. Zu beachten ist jedoch die 28-tägige Wartezeit bei Fleisch.
Das Virus ist in einigen Fällen derart infektiös, dass eine Behandlung der Sekundärinfektion nur wenig Einfluss hat. Daher sollte die Herde durchseuchen, um dadurch einen Schutz zu erhalten.
Jungtiere sind besonders bedroht
Die Durchseuchung der Herde kann sich abhängig von der Zahl der Tiere über zwei bis drei Wochen hinziehen, wobei immer wieder Gänse plötzlich oder nach kurzer Krankheitsdauer versterben. Erkrankte Tiere zeigen Gangschwierigkeiten, Apathie, Atemnot und mitunter blutigen, übelriechenden Durchfall. Betroffen sind vor allem Gänse im Alter zwischen vier und 14 Wochen. Die Sterblichkeit in der Herde kann bis zu 80 % betragen, liegt jedoch meist zwischen 10-40 %.
Vorbeugende Maßnahmen zum Schutz ergreifen
Die wichtigste Vorbeugungsmaßnahme besteht im Kauf von polyomafreien Gänseküken und der strikten Trennung von Enten. Dies ist allerdings leichter gesagt, als getan, da die meisten Betriebe nicht auf das Virus testen. Das Institut für Veterinärvirologie in Leipzig bietet eine PCR an.
In den allermeisten Fällen, wo die Erkrankung bisher ausgebrochen ist, waren Enten in derselben Herde. Bei einer getrennten Haltung sollte zumindest ein Schuhwechsel zwischen Gänsen und Enten stattfinden, so dass die Verschleppung des Virus durch den infektiösen Kot vermieden wird.
Der Impfschutz gegen Gänsepest kann die Sterblichkeit vermutlich reduzieren, da das Gänsepestvirus ebenfalls das Immunsystem schädigt. Kommt es allerdings zu einer Doppelinfektion, können die Verluste sehr hoch ausfallen.
Möglicherweise wäre die Herstellung eines stallspezifischen Impfstoffes laut "Der Hoftierarzt" möglich, da die Immunität gegen Polyomaviruserkrankungen antikörpervermittelt ist, aber bisher gebe es dazu noch keine Erfahrungen.