Antibiotika gibt es nicht nur in der Tierhaltung
Der Trend beim Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung zeigt deutlich nach unten. Ein Netz verschiedener Maßnahmen kontrolliert mittlerweile deren Anwendung in der Landwirtschaft.
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Das Monitoring für Deutschland von 2011 bis 2020 ergab einen Rückgang der Antibiotikaabgabe um fast 59 % und somit eine deutlich stärkere Reduktion als der EU-Durchschnitt. Dabei ist der Rückgang nicht mit einem entsprechenden Abbau der Tierbestände verknüpft – zum Glück. Die Schuldzuweisung für Resistenzen aber bleibt der Tierhaltung erhalten.
Der Streit um den bevorzugten Einsatz von Reserveantibiotika hält ebenfalls an. Ethisch ist nicht klar, ob Tieren das Recht genommen werden sollte, diese wichtige Medizin zu schlucken. Beide – Mensch wie Tier – bedürfen hierzulande in gleichen Größenordnungen Antibiotika (ca. 700 t pro Jahr). Dazu kommt, dass die veröffentlichte humanmedizinische Datenlage erschreckend dünn ist. Googeln Sie doch mal und versuchen Sie Zahlen für den Humanbereich zu finden ... jedenfalls existieren beim Europäischen Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) keine Verbrauchseinträge für Deutschlands Krankenhäuser. Und im Ärzteblatt selbst steht, dass noch immer rund 30?% aller Antibiotikaverordnungen für den Menschen unnötig seien.
Es ist Zeit, dass der Gesetzgeber auch in der Humanmedizin alle Antibiotika verpflichtend erfasst und jährlich Zahlen veröffentlicht. Dann wird sichtbar, wer wie viel verbraucht und wohin die Reise geht. Dabei geht es mir nicht darum, von der Landwirtschaft abzulenken. Solange aber nur die Nutztierhaltung ihre Zahlen veröffentlichen muss, wird mit schöner Regelmäßigkeit und unter großer medialer Aufmerksamkeit eben nur über die „Massentierhaltung“ und deren vermeintliches Antibiotikaproblem debattiert. Eine echte Resistenzkontrolle gibt es nicht. Soll das der „One Health“-Ansatz sein?