Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Studie

Ukraine: Agrarholdings lassen Branche reifen

Wissenschaftler machen in der ukrainischen Agrarbranche einen Reifungsprozess aus. Verantwortlich dafür sind laut einer aktuellen Studie die großen Agrarholdings. Während diese früher auf die Anhäufung von Land gesetzt hätten, übernähmen sie heutzutage zunehmend die Rolle von Technologie- und Innovationszentren für den gesamten Agrarsektor

von Agra Europe erschienen am 05.12.2025
© Colourbox
Artikel teilen:

Landwirtschaftliche Großbetriebe in der Ukraine, die sogenannten Agrarholdings, setzen mehr und mehr auf qualitative Optimierung statt auf reines Größenwachstum. Im Fokus steht in den letzten Jahren ein ausgefeilteres Management und mehr Nachhaltigkeit in der Produktion. Das zeigt eine aktuelle Studie, die vom Deutsch-Ukrainischen Agrarpoltischen Dialog (APD) mit Unterstützung des Bundeslandwirtschaftsministeriums durchgeführt wurde.

Große Landwirtschaftsunternehmen träten heutzutage immer weniger als Konkurrenten auf, heißt es in der Studie. Sie seien nicht nur an der Pacht von Land interessiert, sondern auch an der Zusammenarbeit mit kleinen und mittleren Produzenten. Diesen verschafften sie Zugang zu Technologien, Finanzmitteln sowie Dienstleistungen und gäben Hilfestellung beim Zugang zu den Absatzmärkten.

Diese Entwicklung spiegelt nach Einschätzung der an der Studie beteiligten Wissenschaftler den natürlichen Reifungsprozess der ukrainischen Agrarbranche wider. Große Unternehmen, die eine kritische Masse an Ressourcen und Kompetenzen angesammelt hätten, würden damit beginnen, die Rolle von Technologie- und Innovationszentren für den gesamten Agrarsektor zu übernehmen. Damit würden sie zu einer Art Plattform für die Erprobung neuer Technologien und zu Treibern der Modernisierung der landwirtschaftlichen Produktion.

Nicht unumstritten

Trotz ihrer Erfolge für die Effizienz der ukrainischen Landwirtschaft und der Agrarexporte seien die Agrarholdings aber in der Gesellschaft wie auch unter Politikern nicht unumstritten, so die Studienautoren. Nicht von der Hand zu weisen sei beispielsweise, dass sie große Flächen anhäuften, was den Zugang zu Land für Kleinbauern einschränke. Diese Landkonzentration führe zu einer Zunahme der wirtschaftlichen Ungleichheit in ländlichen Gebieten und erhöhe das Monopolisierungsrisiko.

Auswirkungen gibt es laut der Studie auch auf die soziale Struktur der Dörfer. Große Agrarunternehmen seien in der Lage, dank hoher Mechanisierung die Produktion mit einer minimalen Anzahl von Arbeitsplätzen zu organisieren. Für ländliche Gemeinden bedeutet dies einen Rückgang der Beschäftigung, eine Abwanderung junger Menschen und eine Verschärfung der demografischen Krise. Hinzu kämen ökologische Herausforderungen.

Mehrere Phasen durchlaufen

Die Autoren weisen darauf hin, dass die Entwicklung der Agrarholdings in der Ukraine mehrere Phasen durchlaufen hat. Im Jahr 2007 seien nur etwa 20 große Agrarunternehmen mit einer Gesamtfläche von rund 1,7 Mio. Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche tätig gewesen. Bis 2016 habe es dann einen Zuwachs auf mehr als 110 Holdings mit insgesamt etwa 5,7 Mio. Hektar gegeben. Ende der 2010er Jahre sei diese Phase der aktiven Landkonsolidierung ausgelaufen. Infolgedessen habe sich die Gesamtfläche der Agrarholdings bis 2021 auf 5 Mio. Hektar verringert.

Die Entstehung von agrarischen Großbetrieben ist laut den Studienautoren im globalen Kontext kein nur in der Ukraine zu beobachtendes Phänomen. Ähnliche Strukturen existierten in vielen Ländern mit großen Landressourcen, so etwa in Brasilien, Argentinien und Australien. Aber auch in der EU sei eine solche Entwicklung zu beobachten, beispielsweise in Osteuropa. Allerdings sei das „alte Europa“ nicht weit dahinter.

Mehr zum Thema: