
Estland: Vorerst kein Verbot der Käfighaltung
In Estland ist der Ausstieg aus der Käfighaltung erneut verschoben worden. Der zuständige Ausschuss des estnischen Parlaments spricht sich für freiwillige Verpflichtungen aus.
von DGS Redaktion Quelle AgE erschienen am 13.06.2025Der in Estland seit längerer Zeit diskutierte Ausstieg aus der Käfighaltung von Legehennen ist einmal mehr auf die lange Bank geschoben worden, wie der Nachrichtendienst für die Landwirtschaft, Agrar Europe, meldet. Der Ausschuss für ländliche Angelegenheiten des Riigikogu, dem estnischen Parlament, sprach sich am Montag (9. Juni 2025) für freiwillige Verpflichtungen statt Verordnungen aus. Ob der von Agrarminister Hendrik Terras eingebrachte Vorschlag zur Änderung des Tierschutzgesetzes tatsächlich zur Abstimmung im Parlament kommt, ist damit fraglich. Der Gesetzentwurf sieht eigentlich ein Verbot der Käfighaltung in dem baltischen Land ab 2035 vor.
Freiwillige Verpflichtungen statt Verordnungen
Zweifel an dem Vorhaben äußerte der Vorsitzende des Ausschusses, Urmas Kruuse. Zwar sei der Tierschutz „zweifellos wichtig“, allerdings brauche es keine staatliche Anordnung, wenn das gleiche Ergebnis freiwillig erreicht werden könne. Das Ministerium solle nun über den Sommer prüfen, ob eine entsprechende Vereinbarung mit der Branche getroffen werden könne, forderte Kruuse.
Staatliche Investitionshilfen beim Ausstieg
Die Ausschussmitglieder sprachen sich darüber hinaus für staatliche Investitionshilfen beim Ausstieg aus der Käfighaltung aus, damit der Preis für Eier nicht in die Höhe getrieben werde. Ohnehin wäre ein EU-weites Verbot einer nationalen Lösung vorzuziehen, so Kruuse. Schließlich machten die in Estland gehaltenen Legehennen lediglich 0,2 % des gesamten Legehennenbestandes in der EU aus. „Wenn ein solcher Übergang in diesem Sektor auf gesamteuropäischer Ebene beschlossen wird, sollte die Union auch die Mittel finden, um den Übergang zu unterstützen“, sagte Kruuse.
Auch Tschechien fordert EU-weites Verbot der Käfighaltung
Ein EU-weites Verbot der Käfighaltung hatte zuletzt auch Tschechien gefordert, berichtet der Nachrichtendienst Agrar Europe weiter. In dem Land gilt das Verbot ab Anfang 2027. Das Prager Landwirtschaftsministerium sorgt sich daher um etwaige Wettbewerbsnachteile, sollten andere EU-Länder nicht nachziehen. Nach aktuell geltendem EU-Recht dürfen Legehennen noch in sogenannten „ausgestalteten“ Käfigen gehalten werden. Vorgeschrieben ist dabei eine Mindestfläche von 0,075 Quadratmeter Fläche pro Tier. Nach Angaben der Stiftung der Tierschutzorganisation Compassion in World Farming (CIWF) werden in Estland 87 % aller Legehennen in dieser Form gehalten. In Deutschland ist die Praxis verboten, bis Ende des Jahres 2025 ist lediglich die sogenannte „Kleingruppenhaltung“ gestattet.