Aviäre Influenza wieder auf dem Vormarsch: Neue Fälle in Europa und Amerika
Nach einer kurzen Pause hat sich die Situation der HPAI in Europa wieder verschlechtert, wie aus dem aktuellen Bericht zur Lage der Geflügelpest hervorgeht.
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Das Radar Bulletin zur aktuellen Lage der Tierseuchen in Europa, einschließlich der Geflügelpest, wird in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) und dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) monatlich erstellt.
Anstieg der HPAI-Ausbrüche bei Haus- und Wildvögeln
Im Mai 2023 wurden weiterhin zahlreiche Fälle von hochpathogener aviärer Influenza (HPAI) in Geflügelhaltung und bei Wildvögeln gemeldet. Es gab einen Anstieg der Ausbrüche in kommerziellen Geflügelbeständen und Hobbyhaltungen im Vergleich zum Vormonat. Insbesondere in Frankreich gab es einen deutlichen Anstieg mit 75 Ausbrüchen im Südwesten des Landes, vor allem in Entenhaltungen. Tschechien und Deutschland meldeten jeweils zwei Ausbrüche. In Deutschland waren ein Legehennenbestand im Landkreis Greifswald-Vorpommern mit knapp 5.000 Tieren und ein Zuchtbestand (Masteltern Huhn) mit über 60.000 Tieren im Landkreis Regensburg betroffen.
Bei den Wildvögeln wurden im Berichtszeitraum wieder vermehrt Fälle registriert. Die meisten Meldungen kamen aus Deutschland, gefolgt von Polen, den Niederlanden und Frankreich. Möwenvögel, insbesondere Lachmöwen, waren besonders betroffen. Die meisten Fälle wurden in Baden-Württemberg im Süden Deutschlands gefunden. In Österreich wurden in drei Bundesländern Gelügelpest-Risikogebiete festgelegt, nachdem tote Lachmöwen positiv auf HPAI getestet wurden. In der Schweiz wurden insgesamt 23 Lachmöwen in den Kantonen Zürich und St. Gallen positiv auf H5N1 getestet.
In Frankreich sind viele Entenhaltungen betroffen
Die Ausbrüche in Entenhaltungen im Südwesten Frankreichs haben zu einer erhöhten Anzahl von Geflügelpest-Fällen in Geflügelhaltungen geführt. Epidemiologische Untersuchungen laufen noch, um den Ursprung der Ausbrüche zu ermitteln und entsprechende Bekämpfungsmaßnahmen anzupassen. In Bezug auf die Impfung gegen die Geflügelpest wurden in Frankreich vielversprechende Ergebnisse einer Studie bei Mulardenten mit zwei Impfungen erzielt. Frankreich plant eine Impfkampagne gegen die Geflügelpest für den Herbst 2023.
HPAI -Ausbreitung auf dem amerikanischen Doppelkontinent
Das Virus breitet sich auch auf dem amerikanischen Doppelkontinent immer weiter aus. Neu betroffen sind jetzt Paraguay (WAHIS) und Brasilien. Als der weltgrößte Hähnchenexporteur hat Brasilien den Tiergesundheitsnotstand ausgerufen, nachdem erstmals HPAI bei Wildvögeln nachgewiesen worden war. Dank dieses Dekrets können sehr schnell präventive Massnahmen ergriffen werden.
Risiko-Einschätzung für kommende Wochen schwierig
Die Gefahr einer Übertragung auf den Menschen wird weiterhin als gering eingeschätzt. Es besteht jedoch die Sorge, dass das Massensterben der Lachmöwenpopulation in Europa dazu führen könnte, dass sich die hochpathogene aviäre Influenza (HPAI) bei anderen Seevögeln stärker ausbreitet.
Eine genaue Einschätzung des Risikos für Geflügel in den kommenden Monaten gestalte sich laut Bericht schwierig. Einerseits werde erwartet, dass die Viruskontamination in der Umwelt aufgrund höherer Temperaturen und vermehrter UV-Strahlung abnimmt. Andererseits könnte das Risiko für Geflügel, insbesondere im Juli und August, steigen, wenn Lachmöwenkolonien das Landesinnere verlassen.