Aviäre Influenza: Wann kann die Impfung kommen?
Lange konnte mittels konsequenter Keulung betroffener Bestände die Geflügelpest in Deutschland unter Kontrolle gehalten werden. Doch das Virus hat sich verändert und bietet nun eine hohe Anzahl an Varianten. Eine Impfung gegen die Aviäre Influenza war bisher verboten. Das könnte sich jetzt ändern.
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Im zweiten Teil der Beitragsserie „Impfen gegen die AI“ lesen Sie, was für und was gegen eine Impfung gegen AI spricht.
Bisher war eine Impfung gegen die Geflügelpest in Deutschland und der EU verboten. Begründet wurde das damit, dass man geimpfte Tiere nicht sicher von erkrankten unterscheiden kann. Zurückzuführen ist das auf den Impfstoff, der bis dato zur Verfügung stand, denn das Serum aktivierte bei den Tieren die gleichen Abwehrkörper wie der Erreger selbst. Doch auch heute, mit moderneren Mitteln, ist die Situation nicht einfacher. Zwar gibt es geeignetere Impfstoffe, jedoch sind sie bisher nicht zugelassen. Selbst wenn sie es wären, gilt immer noch ein Handelsverbot mit geimpften Tieren.
AI-Bekämpfung ist teuer, die Impfung wömoglich noch teurer
Aufgrund des beständig hohen AI-Infektionsdrucks in Deutschland und Europa sollte man über die Aufhebung des Impfverbots nachdenken, erklärte Prof. Dr. Timm Harder vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) zum Fachgespräch Nutzgeflügel am 7. Februar 2023, in Kalkriese bei Osnabrück. Allerdings, so sagte er weiter, werde die Geflügelpest auch mit den neuen Impfstoffen nicht verschwinden. Das Problem ist die große Variabilität des Virus. Sie macht es schwer, wirksame Impfstoffe herzustellen.
Impfvirus und Feldvirus müssen möglichst optimal zusammenpassen, um eine gute Schutzwirkung einer AI-Impfung beim Geflügel zu erzielen. Selbst wenn das gegeben ist, müssen die geimpften Herden anschließend engmaschig überwacht werden. Denn auch die geimpften Tiere können sich infizieren und das Virus weitertragen. Infizierte geimpfte Bestände müssen deshalb auch gekeult werden. Die AI-Bekämpfung sei teuer, die Impfung werde aber womöglich noch teurer, merkte Prof. Dr. Timm Harder an.
Monitoring, Monitoring, Monitoring - um Virus zuvor zu kommen
Hinsichtlich der engmaschigen Kontrollen nach einer Impfung gab es gute Nachrichten vom Moorgut Kartzfehn. Dort ist nach den massiven AI-Ausbrüchen in der vergangenen Saison ein Monitoring-System zur AI-Früherkennung in Putenställen entwickelt worden. Dr. Barbara Storck stellte in ihrem Vortrag das gut zu handhabende Tränkewasser-Monitoring vor, dass eine Früherkennung möglich macht. Voraussetzung hierbei sei aber die Zusammenarbeit mit einem Labor, dass die Möglichkeit hat, die Proben äußerst zeitnah auszuwerten, erklärte sie. So könne man dem Virus zuvorkommen und Sekundärausbrüche verhindern.
Drittländer wollen kein Fleisch aus geimpften Beständen
Kann eine Impfung gegen die Geflügelpest etabliert werden, ist da immer noch das Handelsverbot von geimpften Tieren. Weltweit ist sich der Handel bisher nicht einig, wie damit zu verfahren ist. Man führe erste sehr, sehr vorsichtige Gespräche dazu, erläuterte Dr. Dietrich Rassow vom Bundeslandwirtschaftsministerium. Es sei aber kein Geheimnis, dass die überwiegende Anzahl der Drittländer kein Fleisch von geimpften Tieren akzeptiere. Viele weitere Länder wollen sich dazu noch nicht positionieren, machte Rassow deutlich. Zu viele Fragen seien noch ungeklärt, wie bspw.: Soll generell vorbeugend geimpft werden? Wenn nicht, welche Geflügelarten sollen geimpft werden? Soll die Impfung flächendeckend oder nur regional erfolgen?
Offen ist auch die Frage nach den Impfstoffen. Außerhalb der EU wird bereits gegen die Geflügelpest geimpft. Ob diese Vakzine – sollten sie für Deutschland zugelassen werden – auch für die hier grassierende Variante geeignet sind, ist unklar. Sie müssten, wie generell alle Impfstoffe gegen die AI, ständig angepasst werden. Dazu kommt, dass per Nadel geimpft werden müsste. Die Impfstoffe, das manuelle Impfen und die anschließende engmaschige Kontrolle würden große Kosten aufrufen, die womöglich die der bisherigen Seuchenbekämpfung übersteigen. Ob sich das dann noch lohnt, ist fraglich. Wie massiv die Ausbrüche und Kosten der Geflügelpest den Betrieben zu schaffen machen, lesen Sie in Teil 1.
Zur Veranstaltung in Kalkriese
Ausrichter der Veranstaltung waren das "Wissenschafts- und Informationszentrum Nachhaltige Geflügelwirtschaft" (WING) der Stiftung tierärztliche Hochschule Hannover und Studienschwerpunkt Angewandte Geflügelwissenschaften (StanGe) der Hochschule Osnabrück. In Kooperation mit der DGS und der Ulmer Akademie des Verlags Eugen Ulmer und freundlicher Unterstützung der Firmen MSD und Schippers wurde die Veranstaltung live gestreamt. Eine Folgeveranstaltung ist ebenfalls geplant.
Lesen Sie auch:
- Aviäre Influenza: Ruf nach der Impfung (Fachgespräch Nutzgeflügel Teil 1)