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Kommentar

Tierhaltung hat immer Begleiterscheinungen

Vegetarisch oder vegan isst man in dem Stadtteil von Berlin, in dem ich wohne. Man nutzt Carsharing und trägt Secondhand. Wenn dann doch einmal Fleisch auf den Tisch kommt, muss es natürlich Bio sein, von glücklichen Tieren, die artgerecht, mit viel Auslauf und medikamentenfrei bis zu ihrer Schlachtung gelebt haben. So weit, so gut.

Veröffentlicht am
Yvonne Popp ist Redakteurin beim DGS Magazin.
Yvonne Popp ist Redakteurin beim DGS Magazin.DGS Redaktion
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Nicht nur Großstädter achten auf die Herkunft ihrer Lebensmittel. Dass ihnen aufgrund der Distanz dabei oft nicht klar ist, wie Fleischerzeugung in der Realität funktioniert, sehe ich ein. Warum sich aber die Landbevölkerung dagegen sperrt, wenn zum Beispiel ein Geflügelmäster die Haltungsbedingungen für seine Tiere verbessern und neue Ställe mit mehr Auslauf bauen will, irritiert mich sehr. Denn wenn solch ein Stall in Siedlungsnähe entstehen soll, will der Bürger, der sich sonst so fürs Tierwohl einsetzt, mit den ganz natürlichen Begleiterscheinungen der Tierhaltung, wie Geruch, Mist und Geräuschen oder dem Gackern der Hühner und dem morgendlichen Krähen der Hähne, nicht in Berührung kommen. Tiergerechte Haltung ja, aber bloß nicht in meiner Nähe.

Mist, Geräusche und Gerüche gehören aber zur Tierhaltung. Dessen müssen wir uns alle wieder bewusster werden. Es kann nicht angehen, dass Mastbetrieben für Neubauten teilweise un­erfüllbare Vorgaben auferlegt werden. Es kann schon gar nicht sein, dass sich Genehmigungsverfahren wegen Befindlichkeiten der Anwohner so lange hinziehen, dass Betriebe ans Aufgeben denken. Wir alle möchten, dass es den Tieren, die uns das Fleisch für unsere Teller liefern, gut geht. Dafür müssen wir aber auch bereit sein, Kompromisse einzugehen. Schließlich ist das Gackern der Hühner auf der Weide ein Zeichen dafür, dass es ihnen gut geht.