Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Globale Fleischerzeugung

Dynamik und Wandel

Die weltweite Fleischerzeugung wächst immer weiter. Allerdings haben sich die Zentren des Wachstums verschoben. Asien und Südamerika bestimmen nun zunehmend das Wachstum, während Europa und Nordamerika an Bedeutung verlieren. Aber auch regionale Unterschiede, Konsumtrends und wirtschaftliche Entwicklungen prägen dabei das globale Bild: Eine Analyse.

von Prof. Dr. Hans-Wilhelm Windhorst Quelle Hans-Wilhelm Windhorst erschienen am 25.11.2025
Betrachtet man die längerfristige Entwicklung, getrennt nach Fleischarten und Zeitabschnitten, zeigen sich bemerkenswerte Veränderungen in der Weltfleischerzeugung. © Shutterstock
Artikel teilen:

Kaum ein Bereich der Landwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so rasant verändert wie die weltweite Fleischerzeugung. Seit 1970 hat sie sich nahezu verdreifacht – ein Anstieg um rund 270 Mio. t beziehungsweise 268 %. Doch nicht alle Fleischarten trugen gleichermaßen zu diesem Wachstum bei. Besonders das Geflügelfleisch wurde zum Motor dieser Entwicklung – bis sich sein Höhenflug ab dem Jahr 2020 spürbar verlangsamte (siehe Tabelle 1).

In diesem Beitrag werden sowohl die langfristigen Trends als auch die Dynamik beginnend vom Jahr 2000 bis ins Jahr 2023 genauer untersucht.

Längerfristige Entwicklung – Siegeszug Geflügelfleisch

Betrachtet man die längerfristige Entwicklung, getrennt nach Fleischarten und Zeitabschnitten, so werden deutliche Veränderungen sichtbar. Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Erzeugung von Geflügelfleisch wesentlich schneller gewachsen ist als die von sogenanntem Rotfleisch (Rind- und Schweinefleisch). Diese Dynamik lässt sich als „Rot-Weiß-Verschiebung“ beschreiben: Die Bedeutung des weißen Fleisches nahm weltweit stetig zu.

Aus Tabelle 1 geht hervor, dass zwischen 1970 und 2023 die absolute Zunahme des Geflügelfleisches nahezu den Wert der beiden wichtigsten Rotfleischarten erreichte. Dies gilt auch noch für den Zeitraum von 2000 bis 2023.

Die unterschiedliche Entwicklung der Weltfleischerzeugung zwischen 1970 und 2023, getrennt nach Fleischarten.
Die unterschiedliche Entwicklung der Weltfleischerzeugung zwischen 1970 und 2023, getrennt nach Fleischarten. © Hans-Wilhelm Windhorst

Allerdings ändert sich das Bild, wenn nur die kurzfristige Entwicklung zwischen 2020 und 2023 betrachtet wird. Hier ist die Erzeugung von Schweinefleisch deutlich schneller gestiegen als die von Geflügelfleisch. Die Ursache liegt in der raschen Produktionssteigerung in China und Brasilien. In China nahm die Produktion nach der Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest innerhalb von vier Jahren um 16,8 Mio. t zu, in Brasilien stieg sie durch eine stärkere Exportorientierung um nahezu 1 Mio. t.

Die Erzeugung von Schweinefleisch ist deutlich schneller gestiegen als die von Geflügelfleisch. Die Ursache liegt in der raschen Produktionssteigerung in China und Brasilien.
Die Erzeugung von Schweinefleisch ist deutlich schneller gestiegen als die von Geflügelfleisch. Die Ursache liegt in der raschen Produktionssteigerung in China und Brasilien. © Shutterstock

Die langfristige Entwicklung der Anteile von Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch an der weltweiten Erzeugung macht die Verschiebung hin zum Weißfleisch deutlich sichtbar (Abbildung 1).

Zwischen 1970 und 2023 hat das Rindfleisch 19,3 % seines ursprünglichen Anteils verloren. Schweinefleisch blieb dagegen relativ stabil, während Geflügelfleisch um 23,9 % zulegte und damit als klarer Gewinner dieser Entwicklung gilt. Gründe dafür sind die vergleichsweise günstige Futterverwertungsrate, kürzere Mastzeiten und eine wachsende Nachfrage in Entwicklungs- und Schwellenländern. Zwischen 2000 und 2023 ging der Anteil des Geflügelfleisches allerdings leicht zurück – um 0,8 %. Ob dieser Rückgang nur eine vorübergehende Korrektur oder der Beginn eines neuen Trends ist, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.

Mittelfristige Entwicklung – wachsende Dominanz Asiens

Im folgenden Analyseschritt wird die Entwicklung der Fleischerzeugung zwischen 2000 und 2023, getrennt nach Fleischarten, auf Basis der Kontinente untersucht. Abbildung 2 zeigt, dass sich der Beitrag der einzelnen Kontinente zur Entwicklung der Fleischerzeugung stark unterschied.

Beim Rindfleisch erreichte die absolute Zunahme in Asien und Zentral- und Südamerika etwa gleich große Werte. Der Beitrag der anderen Kontinente war vergleichsweise unbedeutend, in Europa war sogar eine Abnahme um 1,8 Mio. t zu verzeichnen. Asien nahm mit einer Steigerung von 21,5 Mio. t beim Schweinefleisch eine Ausnahmestellung ein. Es folgten der amerikanische Doppelkontinent und Europa. Afrika hatte zwar weiterhin nur einen geringen Anteil an der Welterzeugung, allerdings verdoppelte er sich seit 2000. Von geringer Bedeutung war diese Fleischart in Ozeanien. Auch beim Geflügelfleisch wies Asien mit 35,2 Mio. t die größte Zunahme auf, gefolgt von Zentral- und Südamerika mit 16,9 Mio. t und Europa mit 10,9 Mio. t.

Abbildung 2: Die Veränderung der Weltfleischerzeugung zwischen 2000 und 2023, getrennt nach Kontinenten und Fleischarten.
Abbildung 2: Die Veränderung der Weltfleischerzeugung zwischen 2000 und 2023, getrennt nach Kontinenten und Fleischarten. © A. S. Kauer

Überraschend ist auf den ersten Blick die deutlich geringere Steigerung in Nordamerika. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die beiden nordamerikanischen Länder bereits im Jahr 2000 einen Anteil von 17,9 % an der weltweiten Fleischerzeugung hatten. Mit einer Zunahme um etwa 5 Mio. t zeigte Afrika eine bemerkenswerte Entwicklung, auch wenn der Kontinent weiterhin auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau produziert. Ozeanien blieb dagegen weit hinter den übrigen Regionen zurück – ein Ergebnis der geringen Bevölkerungszahl und der damit begrenzten Binnen­nachfrage.

Ein deutlich anderes Bild zeigt sich, wenn man die relative Veränderung der Fleischerzeugung betrachtet (Abbildung 3). Asien und Afrika verzeichneten beim Rindfleisch Steigerungsraten von jeweils über 60 %, gefolgt von Zentral- und Südamerika mit 47,8 %. In Nordamerika wurde mit nur 2,7 % der niedrigste Wert erreicht – abgesehen von der rückläufigen Entwicklung in Europa.

Der sinkende Pro-Kopf-Verbrauch in den USA spiegelt diese geringe Dynamik deutlich wider: Während im Jahr 2000 noch rund 30 kg Rindfleisch pro Person verzehrt wurden, waren es 2023 nur noch 27 kg. Der im Vergleich zu Schweine- und insbesondere Geflügelfleisch (Broilerfleisch) deutlich höhere Verkaufspreis gilt hier als entscheidender Einflussfaktor auf die Nachfrage.

Abbildung 3: Die relative Veränderung der Weltfleischerzeugung zwischen 2000 und 2023, getrennt nach Kontinenten und Fleischarten.
Abbildung 3: Die relative Veränderung der Weltfleischerzeugung zwischen 2000 und 2023, getrennt nach Kontinenten und Fleischarten. © A. S. Kauer

Beim Schweinefleisch erreichte Afrika die höchste relative Steigerungsrate mit 130,9 %, gefolgt von Zentral- und Südamerika mit 105,2 %. In Asien und Nordamerika fiel die Dynamik deutlich geringer aus; zu berücksichtigen sind hier jedoch die bereits hohen Ausgangswerte im Jahr 2000. Mit nur 11,4 % rangierte Europa klar an letzter Stelle – eine Folge der kaum veränderten Pro-Kopf-Verbrauchsmengen. In einigen Ländern nimmt der Verbrauch seit Jahren ab, weil Geflügelfleisch wegen seiner vielseitigen Verwendbarkeit und des niedrigeren Preises bevorzugt wird, während Rindfleisch aufgrund steigender Preise an Attraktivität verliert.

Beim Geflügelfleisch zeigte Afrika die höchste relative Wachstumsrate mit 165,2 %. Es folgten Asien mit 153,8 % und Zentral- und Südamerika mit 142,1 %. Der außergewöhnlich hohe Wert für Ozeanien ist vor allem auf den sehr niedrigen Ausgangswert von lediglich 0,77 Mio. t im Jahr 2000 zurückzuführen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Afrika sowie Zentral- und Südamerika eine außergewöhnliche Dynamik in der Fleischerzeugung aufwiesen. Asien stand lediglich beim Rindfleisch an der Spitze, während die übrigen Fleischarten ein moderateres Wachstum verzeichneten. Bemerkenswert ist die vergleichsweise geringe Dynamik in Nordamerika: Hier scheint der Fleischkonsum weitgehend gesättigt, sodass weiteres Wachstum nur durch Bevölkerungszuwachs oder steigende Exporte möglich sein dürfte.

Asien und Afrika hatten beim Rindfleisch Steigerungsraten von jeweils über 60 %, gefolgt von Zentral- und Südamerika mit 47,8 %. In Nordamerika wurde mit nur 2,7 % der niedrigste Wert erreicht – abgesehen von der rückläufigen Entwicklung in Europa.
Asien und Afrika hatten beim Rindfleisch Steigerungsraten von jeweils über 60 %, gefolgt von Zentral- und Südamerika mit 47,8 %. In Nordamerika wurde mit nur 2,7 % der niedrigste Wert erreicht – abgesehen von der rückläufigen Entwicklung in Europa. © Shutterstock

Die starke Entwicklung in Afrika hängt vor allem mit dem steigenden Pro-Kopf-Einkommen einer wachsenden Mittelschicht in Teilen Nordafrikas und Südafrikas zusammen. Zentral- und Südamerika zeigten bei allen drei Fleischarten eine deutliche Wachstumsdynamik, wobei insbesondere die Exportsteigerung Brasiliens eine entscheidende Rolle spielte.

Kurzfristige Entwicklung – Wiedererstarken des Schweinefleisches?

Ein Blick auf die kurzfristige Entwicklung der weltweiten Fleischerzeugung zwischen 2020 und 2023 zeigt mehrere bemerkenswerte Tendenzen. Dabei spielte zweifellos die Coronapandemie eine entscheidende Rolle: In vielen Ländern waren die Konsummöglichkeiten zeitweise stark eingeschränkt, was zu spürbaren Veränderungen im Verbraucherverhalten führte.

Zwischen 2020 und 2023 nahm die weltweite Erzeugung der drei wichtigsten Fleischarten um 27,5 Mio. t zu. Davon entfielen rund 16 Mio. t bzw. 58,1 % auf Schweinefleisch, 8,8 Mio. t oder 32,1 % auf Geflügelfleisch und 2,7 Mio. t bzw. 9,8 % auf Rindfleisch.

Diese Entwicklung wirft die Frage auf, ob dies das Ende der Erfolgsgeschichte des Geflügelfleisches bedeutet. Ein genauerer Blick auf die einzelnen Kontinente (Tabelle 2) zeigt jedoch, dass der starke Anstieg der Schweinefleischerzeugung vor allem auf die Entwicklung in Asien zurückzuführen ist – und in deutlich geringerem Maße auf die in Zentral- und Südamerika. In Europa und Nordamerika ging das Produktionsvolumen hingegen um insgesamt etwa 2,6 Mio. t zurück, davon allein 2,1 Mio. t in Europa.

Die Entwicklung der Weltfleischerzeugung zwischen 2000 und 2023 getrennt nach Kontinenten und Fleischarten.
Die Entwicklung der Weltfleischerzeugung zwischen 2000 und 2023 getrennt nach Kontinenten und Fleischarten. © Hans-Wilhelm Windhorst

Die Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest hat in Asien eine deutliche Belebung der Schweinefleischerzeugung ausgelöst, denn der zwischen 2015 und 2020 verzeichnete Produktionseinbruch um 16 Mio. t konnte bis 2023 nahezu vollständig ausgeglichen werden (Abbildung 4). Vergleicht man das Produktionsvolumen von 2015 mit dem von 2023, ergibt sich beim Schweinefleisch eine relative Zunahme von lediglich 1,5 %.

Zum Vergleich: Beim Rindfleisch wurden 18,3 %, beim Geflügelfleisch sogar 36,9 % erreicht. Beim Rindfleisch stieg die Erzeugung in Asien sowie in Zentral- und Südamerika zusammen um 2,7 Mio. t, während sie in Europa und Nordamerika um 0,6 Mio. t zurückging.

Nur beim Geflügelfleisch zeigten alle Kontinente eine positive Entwicklung, weil sich der Erfolg dieser Fleischart kontinuierlich fortsetzte, während der starke Anstieg beim Schweinefleisch vor allem als kurzfristiger Ausgleich der massiven Produktionsverluste infolge der Afrikanischen Schweinepest in Asien zu verstehen ist.

Abbildung 4: Die Entwicklung der Rind-, Schweine- und Geflügelfleischerzeugung in Asien zwischen 1970 und 2023
Abbildung 4: Die Entwicklung der Rind-, Schweine- und Geflügelfleischerzeugung in Asien zwischen 1970 und 2023 © A. S. Kauer
Beim Geflügelfleisch zeigten alle Kontinente eine positive Entwicklung in der Produktion.
Beim Geflügelfleisch zeigten alle Kontinente eine positive Entwicklung in der Produktion. © Shutterstock

Ein Fazit: Asien und Zentral- und Südamerika dominierten

Neben dem Vergleich der absoluten und relativen Zuwächse in der weltweiten Fleischerzeugung ist es besonders aufschlussreich zu betrachten, welchen Anteil die einzelnen Kontinente an der globalen Gesamtproduktion sowie an den drei wichtigsten Fleischarten haben. Abbildung 5 bietet hierzu einen kompakten Überblick.

Abbildung 5: Der Anteil der Kontinente an der Veränderung der Weltfleischerzeugung zwischen 2000 und 2023, getrennt nach Fleischarten.
Abbildung 5: Der Anteil der Kontinente an der Veränderung der Weltfleischerzeugung zwischen 2000 und 2023, getrennt nach Fleischarten. © A. S. Kauer

Zum Anstieg der weltweiten Fleischerzeugung um 138,1 Mio. t zwischen 2000 und 2023 trug Asien mit 55,6 % den größten Anteil bei, Zentral- und Südamerika steuerten weitere 17,9 % bei. Damit entfielen auf diese beiden Kontinente nahezu drei Viertel des globalen Produktionszuwachses. Die deutlich geringere Dynamik in Europa und Nordamerika spiegelt sich in deren gemeinsamem Anteil von nur 17,1 % wider.

Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Blick auf die einzelnen Fleischarten. Auch hier nahmen Asien sowie Zentral- und Südamerika die führenden Positionen ein. Beim Geflügelfleisch trugen beide Kontinente 69,2 % des weltweiten Produktionsanstiegs in diesem Zeitraum bei, beim Schweinefleisch waren es 75,6 % und beim Rindfleisch sogar 92,5 %.

Bemerkenswert ist dabei, dass Ozeanien beim Rindfleisch einen höheren Anteil erreichte als Europa oder Nordamerika – ein Ergebnis der starken Exportorientierung.

In der Dynamik der weltweiten Fleischerzeugung spiegeln sich sowohl die Bevölkerungszahlen als auch die Bevölkerungsanteile der Kontinente wider. Im Jahr 2023 entfielen 59 % der Weltbevölkerung auf Asien, 8 % auf Zentral- und Südamerika sowie 14 % auf Europa und Nordamerika zusammen. Das höchste relative Bevölkerungswachstum zwischen 2000 und 2023 verzeichnete Afrika mit 83 %, während Europa mit lediglich 2,8 % den geringsten Zuwachs aufwies. Angesichts der anhaltenden demografischen Dynamik und der wirtschaftlichen Entwicklung ist davon auszugehen, dass Asien sowie Zentral- und Südamerika ihre Anteile an der globalen Fleischerzeugung weiter ausbauen werden, während Europa und Nordamerika voraussichtlich Anteile verlieren.

Autor:in
Prof. Hans-Wilhelm Windhorst
em. Professor Universität Vechta
Kurz + bündig

Zwischen 2000 und 2023 stieg die weltweite Fleischerzeugung deutlich an, wobei Asien und Zentral- sowie Südamerika den größten Anteil am Wachstum hatten. Besonders das Geflügelfleisch bestimmte lange Zeit die Dynamik, verlor jedoch zwischen 2020 und 2023 an Tempo, während die Schweinefleischerzeugung – vor allem in Asien nach der Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest – stark zunahm. Rindfleisch wuchs nur moderat, und in Europa sowie Nordamerika ging die Produktion teilweise zurück. Afrika verzeichnete wegen der niedrigen Ausgangswerte die höchsten relativen Wachstumsraten, was mit dem steigenden Einkommen einer wachsenden Mittelschicht zusammenhängt. Insgesamt zeigen sich deutliche regionale Unterschiede, die eng mit Bevölkerungsentwicklung, Nachfrage und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit verknüpft sind. Künftig dürften Asien sowie Zentral- und Südamerika ihre Bedeutung in der Weltfleischerzeugung weiter ausbauen, während Europa und Nordamerika Anteile verlieren.