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Probiotika

Fit bis ins hohe Alter

Die längere Haltung moderner Legehennen stellt Halter vor neue Herausforderungen, besonders in der späten Legephase. Der gezielte Einsatz von Probiotika zeigt vielversprechende Effekte auf Darmgesundheit, Leistungsfähigkeit und Eischalenqualität.

von Dr. Birgit Hildebrand Quelle Hildebrand erschienen am 14.08.2025
Probiotische Fütterung fördert die Darmgesundheit und verbessert die Widerstandskraft sowie die Leistung von Legehennen. © Bubbers BB/Shutterstock
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Durch das steigende genetische Leistungspotenzial moderner Legehybriden, die hohen Junghennenkosten infolge des Verzichts auf das Töten männlicher Eintagsküken sowie die Ziele von Ressourcen- und Tierschutz werden Legehennen zunehmend länger gehalten. Die kontinuierliche Zucht auf Legepersistenz, Tiergesundheit, Vitalität und Schalenstabilität ermöglicht diese längere Nutzungsdauer.

Eine Haltung bis zu 100 Lebenswochen stellt jedoch höhere Anforderungen an Management und Fütterung. Probiotika in der Fütterung können helfen, die Tiergesundheit und die Leistungsfähigkeit in der späten Legephase zu stabilisieren. Der Einsatz eines Milchsäurebakterien-basierten Probiotikums, getestet in einer sehr späten Legephase (Lebenswochen 90 – 95), zeigte positive Effekte auf die Fitness der Tiere und die Stabilität der Eischalen.

Nicht jede Herde kann länger gehalten werden

Die Haltungsdauer lässt sich nicht pauschal für jede Herde verlängern, sondern hängt maßgeblich von deren Kennwerten ab. Grundsätzlich lohnt sich eine längere Haltung nur bei leistungsstarken Herden. Wichtige Voraussetzungen sind eine stabile Tiergesundheit, eine hohe Persistenz, wenige Verhaltensstörungen in der Herde, gute Befiederung, stabile Eischalen und eine geringe Verlegerate.

Weißleger gelten bislang in der Regel als besser geeignet für eine längere Haltungsdauer. Die Basis für eine fitte Herde entsteht bereits in der Aufzucht und festigt sich in der Transitphase zwischen Aufzucht und Legephase (Einstallung mit etwa 16. – 18. Lebenswoche bis zur 35. Lebenswoche). Die Transitphase ist kritisch, da die Tiere hormonelle und physiologische Veränderungen durchlaufen, gleichzeitig an Körpermasse zulegen müssen, während die Legeleistung stark steigt. Ein optimales Management in dieser Zeit ist entscheidend. Es umfasst die Kontrolle von Gewicht, Uniformität und Tierzustand. Wer dies berücksichtigt, kann Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Hennen auch bei verlängerter Haltungsdauer sichern.

Fütterung ist entscheidend für eine hohe Lebensleistung

Die längere Haltungsdauer von Legehennen bringt vor allem im letzten Drittel der Legeperiode besondere Herausforderungen mit sich. Häufig treten dabei folgende Probleme auf:

  • nachlassende Legepersistenz
  • verminderte Eischalenstabilität
  • steigende Mortalität
  • erhöhtes Risiko für Gefiederschäden und Hautverletzungen

Ein sicherer Produktionsstart mit hoher Leistungsspitze und optimaler Eischalenqualität hängt bei den heutigen, sehr leistungsfähigen Legehennen stark von einer angepassten Fütterung ab. Diese sollte auf die verschiedenen Lebensphasen – Aufzucht, Transitphase und Legephase – abgestimmt sein. Neben einer optimierten Calciumversorgung steht die Unterstützung der Darmgesundheit im Mittelpunkt.

Eine stabile Darmgesundheit ist entscheidend, um das maximale Produktionspotenzial zu erreichen und zu halten. Sie ist nicht nur ein Schlüsselfaktor für die Verdauung und Nährstoffaufnahme, sondern auch ein zentraler Bestandteil des Vogelimmunsystems. Ein gesunder Darm bildet eine wirksame Barriere gegen Krankheitserreger und Stressfaktoren. Diese Schutzfunktion wird zusätzlich durch die symbiotisch wirkende Darmmikrobiota gestärkt. Eine gezielte Förderung der Darmgesundheit erhöht die Widerstandsfähigkeit der Tiere gegenüber den vielfältigen Stressoren, denen Legehennen im Laufe ihres Produktionszyklus ausgesetzt sind.

Probiotika unterstützen die Darmgesundheit

Probiotika im Geflügelfutter können die Darmgesundheit wirksam unterstützen. Ihre Wirkmechanismen sind vielfältig: Sie fördern das Gleichgewicht der Darmmikrobiota, hemmen pathogene Bakterien, stärken die Immunabwehr und verbessern die Nährstoffausnutzung aus dem Futter.

Ein Beispiel ist der probiotische Bakterienstamm Pediococcus acidilactici CNCM-I 4622. Er wandelt bestimmte komplexe Kohlenhydrate aus dem Futter in Milchsäure um. Diese senkt den pH-Wert im Darm, verringert so das Infektionsrisiko durch Krankheitserreger wie E. coli, Clostridien und Salmonella und liefert dem Tier gleichzeitig zusätzliche Energie. Bestimmte probiotische Stämme zeigen darüber hinaus einen positiven Effekt auf die Calciumverwertung und den Calciummetabolismus bei Jung- und Legehennen.

Probiotikum fördert Tierfitness und Eischalenstabilität

In einem Praxistest auf einem niedersächsischen Legehennenbetrieb kam das Probiotikum Bactocell (Pediococcus acidilactici CNCM-I 4622, Lallemand Animal Nutrition) bei Legehennen der Genetik Dekalb im letzten Legedrittel zum Einsatz. Der Betrieb mit Bodenhaltung nutzte dafür zwei baugleiche, nebeneinander liegende Ställe mit jeweils rund 56.000 Tieren zu Testbeginn.

Beide Ställe erhielten ein kommerzielles Legemehl, angepasst an die späte Legephase. In einem Stall wurde zusätzlich das Probiotikum mit 100 g pro Tonne Futter zugesetzt. Während der sechswöchigen Testphase von Lebenswoche 90 bis 95 wurde Legeleistung, Anzahl der aussortierten Eier, Eischalenqualität und Tierverluste pro Stall dokumentiert. Außerdem wurden Kotproben mittels Nasssiebung untersucht, um Rückschlüsse auf die Darmfunktion zu ziehen.

Die Legehennen erreichten im Durchschnitt eine Legeleistung von 76 % pro Henne – ein typischer Wert für die sehr späte Legephase. Der Futteraufwand lag über beide Herden hinweg im Schnitt bei 2,46 kg Futter pro Kilogramm Ei und war damit altersbedingt relativ hoch.

Im direkten Vergleich wies die mit Probiotika supplementierte Herde einen geringeren Futteraufwand auf (siehe Abbildung 1). Zudem sank in dieser Herde die Zahl der aussortierten Eier im Vergleich zur Kontrollherde (siehe Abbildung 2). Hauptursache für die Aussortierung waren Brucheier.

Abb. 1: Effekte der Supplementierung eines Probiotikums im Futter bei Legehennen in der späten Legephase auf den Futteraufwand pro kg Eimasse.
Abb. 1: Effekte der Supplementierung eines Probiotikums im Futter bei Legehennen in der späten Legephase auf den Futteraufwand pro kg Eimasse. © Birgit Hildebrand
Abb.2: Effekte der Supplementierung eines Probiotikums im Futter bei Legehennen in der späten Legephase auf die Anzahl aussortierter Eier.
Abb.2: Effekte der Supplementierung eines Probiotikums im Futter bei Legehennen in der späten Legephase auf die Anzahl aussortierter Eier. © Birgit Hildebrand

Der geringere Futteraufwand in der Probiotika-Gruppe könnte auf eine bessere Darmfunktion hinweisen, was sich auch in der Nasssiebung der Kotproben zeigte. Dafür wurden je Stall zehn repräsentative Kotproben zu je 10 g eingewogen und mit Wasser durch ein handelsübliches Teesieb gewaschen. Das Verfahren war standardisiert: gleiche Einwaage, identisches Sieb, gleicher Wasserdruck und gleiche Waschzeit.

Die Kotwaschung ist in der Rinderfütterung ein etabliertes Verfahren, um Rückschlüsse auf die Darm- bzw. Pansenfunktion zu ziehen. Im vorliegenden Test zeigten die Legehennen, die das Probiotikum erhalten hatten, weniger Rückstände im Sieb, homogenere Rückwaagen und optisch feinere Kotpartikel (siehe Abbildung 3).

Abb. 3: Das Balkendiagramm zeigt den Anteil der Rückwaage im Kot nach Nasssiebung. Der Probiotika-Einsatz reduzierte deutlich die Rückstände und deutet auf eine verbesserte Darmgesundheit hin.
Abb. 3: Das Balkendiagramm zeigt den Anteil der Rückwaage im Kot nach Nasssiebung. Der Probiotika-Einsatz reduzierte deutlich die Rückstände und deutet auf eine verbesserte Darmgesundheit hin. © Birgit Hildebrand
Um Rückschlüsse auf die Darmgesundheit abzuleiten, wurde der Kot mittels Nasssiebung untersucht. Das Probiotikum reduzierte den Anteil an Rückwaage im Sieb.
Um Rückschlüsse auf die Darmgesundheit abzuleiten, wurde der Kot mittels Nasssiebung untersucht. Das Probiotikum reduzierte den Anteil an Rückwaage im Sieb. © Birgit Hildebrand

Neben dem positiven Effekt auf die Darmfunktion durch Probiotika sank die Anzahl aussortierter Eier – vor allem wegen der Brucheier. Das zeigt, dass das Probiotikum auch die Eischalenstabilität verbessert. Die Eierschale besteht hauptsächlich aus Calcium. Mit zunehmendem Alter verringert sich bei Legehennen der Calciumstoffwechsel, sodass weniger Calcium für die Eibildung verfügbar ist. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass probiotische Milchsäurebakterien die Eierschalenqualität steigern. Es wird vermutet, dass Probiotika und Calciumstoffwechsel miteinander interagieren. So verringerte die Gabe probiotischer Milchsäurebakterien Pediococcus acidilactici CNCM I-4622 in einer Studie nicht nur die Anzahl verworfener Eier bei älteren Legehennen, sondern verbesserte auch die Knochenstabilität. Bei Junghennen zeigte sich eine bessere Knochenstabilität, erkennbar an der Brustbeinentwicklung. In der Praxis nutzen Züchter die Brustmuskelentwicklung als Indikator für die Brustbeingesundheit.

Im vorliegenden Versuch fiel auf, dass die Tierverluste in der Testherde geringer waren als in der Kontrollherde (3,7 % vs. 4 % kumulativ). Da die Tierverluste auch in der Vorperiode wöchentlich dokumentiert wurden, konnten diese Zahlen in die Auswertung mit einbezogen werden. Wie beschrieben, steigt mit dem Alter der Legehennen die Mortalität – im Test wurde dies ab Legewoche (LW) 75 deutlich. Das stellt sowohl für die Betriebsökonomie als auch für den Tierschutz und das Tierwohl ein Problem dar. Obwohl die Probiotikaherde in der Vorperiode höhere Verluste hatte und vermutlich mit schlechterer Fitness in den Versuch startete, sank ihre Verlustrate während der Testphase im Vergleich zur Kontrollherde. Wahrscheinlich führt die Entlastung des Stoffwechsels und die Stabilisierung der Darmgesundheit zu einer stabileren Fitness der Tiere im höheren Legealter.

Kurz + bündig

Moderne Legehybriden werden aufgrund ihres hohen genetischen Potenzials, gestiegener Junghennenkosten und Tierschutzgründen zunehmend länger gehalten, was höhere Ansprüche an Management und Fütterung stellt. Eine längere Haltungsdauer lohnt sich nur bei gesunden, leistungsstarken Herden mit guter Befiederung, stabilen Eischalen und wenigen Verhaltensstörungen. Die kritische Transitphase zwischen Aufzucht und Legephase erfordert engmaschige Kontrolle von Gewicht, Uniformität und Tierzustand. Fütterung spielt eine Schlüsselrolle, insbesondere durch optimierte Calciumversorgung und Förderung der Darmgesundheit zur Sicherung von Leistung und Schalenstabilität. Probiotika wie Pediococcus acidilactici unterstützen die Darmmikrobiota, hemmen Krankheitserreger, verbessern Nährstoffaufnahme und Calciumverwertung. Ein Praxistest zeigte, dass probiotische Fütterung im letzten Legedrittel den Futteraufwand senkte und die Zahl der Brucheier verringerte.

Autor:in
Dr. Birgit Hildebrand
von der Firma Lallemand Animal Nutrition ist langjährige Expertin für gesundheitsfördernde Futterkonzepte bei Geflügel.