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Hintergrund Putenhaltung

10 Fragen und Antworten zur Putenhaltung in Deutschland

Die Pute hat für die deutsche Agrarwirtschaft eine erhebliche Bedeutung und spielt eine zentrale Rolle in der Geflügelproduktion. Wir haben zehn wichtige Fragen und Antworten zur Putenhaltung in Deutschland für Sie zusammengestellt.
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Zehn Fragen und Antworten zur Putenhaltung in Deutschland.
Zehn Fragen und Antworten zur Putenhaltung in Deutschland.shutterstock.com
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Wie hoch ist der Selbstversorgungsgrad mit Putenfleisch in Deutschland?

Der Selbstversorgungsgrad mit Putenfleisch liegt derzeit bei knapp über 80 %, was bedeutet, dass die heimischen Erzeuger die Nachfrage der Konsumenten nicht komplett bedienen können. 2022 wurden etwa 75.000 t Putenfleisch importiert, wovon der Großteil aus der EU und hier wiederum mit ca. 50.000 t aus Polen stammt.

Was kostet Putenfleisch in Deutschland?

Die durchschnittlichen Auszahlungspreise an die Putenmäster 2022 betrugen je kg Lebendgewicht (LG) 1,66 € für Hennen. Für die Putenhähne konnten die Erzeuger 1,65 € je kg LG erzielen. 

Die Schlachtereien gaben 2022 die Putenschnitzel für 7,92 €/kg und die Putenbrust für 6,71 €/kg ab. Die Unterschenkel wurden mit nur 2,63 €/kg und die Oberschenkel mit 3,85 €/kg gehandelt.

Im Vergleich dazu musste der deutsche Verbraucher 2022 im Durchschnitt 10,31 € je kg Putenbrust und Putenschnitzel bezahlen.

Welche Putenrassen gibt es in Deutschland?

In der Putenmast werden Mehrrassenkreuzungen, sogenannte Hybride, gehalten. Diese Rassen werden auf gute biologische Leistungen, eine effiziente Futterverwertung und besonders gute Fitness gezüchtet. Grundsätzlich unterscheiden sich schwere und mittelschwere Linien. In Deutschland werden weiße schwere Linien häufig genutzt, da der Verbraucher vermehrt Teilstücke wünscht. Im Freiland- und Biobereich kommen eher die dunklen Bronzeputen zum Einsatz.

Die Mast von Puten erfolgt nach Geschlechtern getrennt, wobei in Deutschland mehr Hähne als Hennen gemästet werden. Hennen erreichen nach etwa 16 Wochen ihr Schlachtgewicht von rund zehn Kilo, die Hähne werden meist in 22 Wochen auf etwa 20 Kilo gemästet. Die für die Putenmast gezüchteten Tiere sollen neben einer guten Futterverwertung und Gewichtszunahme u. a. auch eine starke Fitness und gute Lauffähigkeit aufweisen.

Wie viel Platz haben die Puten im Stall?

Ein wichtiges Thema bei der Haltung von Nutztieren ist immer, wie viel Platz den Tieren im Stall zur Verfügung steht. Dies wird in der Besatzdichte (Kilogramm (kg) Lebendgewicht (LG) je Quadratmeter (m²)) abgebildet. 

Die Putenbranche hat eine freiwillige Vereinbarung zur Besatzdichte für Mastputen formuliert:

  • Putenhennen: 45 kg LG je m² (52 kg LG je m² bei verbindlicher Teilnahme an einem Gesundheitskontrollprogramm)
  • Putenhähne: 50 kg LG je m² (58 kg LG je m² bei verbindlicher Teilnahme an einem Gesundheitskontrollprogramm)

Im Vergleich dazu die Vorgaben anderer Länder in Europa:

  • Österreich: 40 kg LG je m² 
  • Niederlande: 59 kg LG/m² (männliche Tiere) 
  • Polen: 57 kg/m²   
  • Ungarn: 3,6 Tiere/m² (Hähne) 5,45 Tiere/m² (Hennen) 
  • Frankreich, Italien, Spanien: keine Vorgaben

Die Bundesregierung in Deutschland plant in 2024 die Aufnahme der Mastputen in die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung und die Besatzdichte auf:

  • 35 kg LG je m² (3,1 Tiere je m²) für Mastputenhennen bzw.
  • 40 kg LG je m² (1,9 Tiere je m²) für Masthähne zu beschränken.

Damit wäre die Wettbewerbssituation deutscher Putenmäster gegenüber den europäischen Nachbarn weiter verschlechtert. In Österreich beträgt der Selbstversorgungsgrad für Putenfleisch nur noch 30 %.

Wie sind die Putenhalter in Deutschland organisiert?

Im Verband Deutscher Putenerzeuger e.V. (VDP) bündelt sich die Kompetenz der Putenaufzucht und Putenmast. Der VDP vertritt die Interessen seiner Mitglieder gegenüber politischen, amtlichen und anderen berufsständischen Organisationen sowie gegenüber der Öffentlichkeit und dem Ausland.

Als sachverständiger Berater und Gutachter nimmt der VDP ferner Stellung in allen Fragen der Putenerzeugung. Ebenso wie die vier weiteren Bundesverbände organisiert er sich unter dem Dach des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. (ZDG). 

Wie viele Puten werden in Deutschland gehalten?

Laut der Marktinfo Eier und Geflügel (MEG) sind 2022 etwa 46,2 Millionen Putenküken geschlüpft. Ein Drittel davon werden ausgeführt, insbesondere Hennenküken, denn viele heimische Landwirte haben sich auf die Hahnenmast spezialisiert.  So wurden 2022 in Deutschland insgesamt nur rund 30,5 Millionen Puten gehalten und geschlachtet. 

Auf knapp 500 spezialisierten Putenmastbetrieben wird der Großteil des für den deutschen Markt benötigten Putenfleischs erzeugt. Insgesamt gibt es 1.900 Betriebe, wenn alle Klein- und Kleinsthaltungen in die Zählung miteinfließen.  

In welchen Ställen werden Puten in Deutschland gehalten?

Puten werden in Deutschland am häufigsten in den sogenannten Louisiana-Ställen gehalten, mit natürlichem Licht- und Lufteinfall, der über große Jalousien oder Klappen geregelt wird. Die Puten laufen auf Stroh, Strohpellets, Holzspänen oder anderem natürlichen Einstreumaterial.

Neben dem häufig genutzten Offenfrontstall gibt es auch Putenställe mit Wintergarten oder Grünauslauf, wie es die Haltungsstufen der Initiative Tierwohl 3 und 4 bzw. die Biohaltung vorschreiben.

Gibt es alternative Methoden zum Schnabelkürzen bei Puten?

Auf Bundesebene wurde im Juli 2015 zwar der Verzicht auf das routinemäßige Schnabelkürzen bei Puten in einer freiwilligen Vereinbarung zwischen Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) und dem Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. (ZDG) vereinbart. Die dazugehörige Machbarkeitsstudie des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) zeigte jedoch, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht flächendeckend auf das Schnabelkürzen bei Puten verzichtet werden kann.

Nach alternativen Methoden, die das Schnabelkürzen bei Puten überflüssig machen, wird derzeit intensiv geforscht. Auch wenn derzeit in der Putenhaltung noch nicht auf den Eingriff verzichtet werden kann, hat sich in den bisherigen Untersuchungen gezeigt, dass:

  • der Anreicherung der Haltungsumwelt durch Beschäftigungsmaterial und Strukturelemente sowie
  • der intensiven Tierbetreuung mit schnellstmöglicher Separierung bereits leicht verletzter Tiere

eine große Bedeutung zukommt. Erste Empfehlungen zur Vermeidung des Auftretens von Federpicken und Kannibalismus bei Puten wurden 2019 im Rahmen des Tierschutzplans Niedersachsen veröffentlicht.

Die neuesten Praxiserfahrungen wurden am 22. November 2023 im Rahmen des Projektes mit medialem Wissenstransfer #Pute@Praxis veröffentlicht.

Über das Bundesprogramm Nutztierhaltung sollen Fragestellungen zur Putenhaltung in Projekten der Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz beantwortet und die Ergebnisse auf die Betriebe transferiert werden. 

Warum wird der Putenschnabel gekürzt?

Das Kürzen des Putenschnabels ist eine Präventionsmaßnahme, um das Risiko schwerer Pickschäden zu verringern. Die Spitze des Oberschnabels wird um wenige Millimeter gekürzt, damit die heranwachsenden Tiere sich bei Rangordnungskämpfen oder ihrem arttypischen Erkundungsverhalten, bei dem sie mit dem Schnabel interessante Gegenstände oder eben auch Artgenossen bepicken, gegenseitig keine schwerwiegenden Verletzungen zufügen können. Neben dem schwerwiegenden Federpicken sowie Beschädigungspicken kann auch das Picken auf den Kopf – insbesondere bei Hähnen mit einsetzender Geschlechtsreife – beobachtet werden.

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) hat eine Machbarkeitsstudie zum Verzicht auf das Schnabelkürzen zusammengestellt. Darin wird geschlussfolgert, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht flächendeckend auf das Schnabelkürzen bei Puten verzichtet werden kann. Die Anreicherung der Haltungsumwelt trägt zwar dazu bei, das Risiko für Verhaltensstörungen zu senken, reiche aber nicht aus, Federpicken und Beschädigungspicken zu vermeiden. Hinsichtlich der Zucht wurde gefordert, dass das Beschädigungspicken verstärkt berücksichtigt werden muss.

Die Überlegung, ob mehr Platz pro Tier dazu beitragen könnte, Pickattacken bei Puten zu verhindern, liegt nahe. Bisher gibt es jedoch keinen eindeutigen, nachweisbaren Effekt verschiedener Besatzdichten auf das Vorkommen von Pickverletzungen. Die Ursachen für das Auftreten der Verhaltensstörungen sind nach bisherigen Erkenntnissen in einem multifaktoriellen Geschehen aus Umweltfaktoren, Fütterung und Genetik zu sehen.

Das Kürzen bzw. die Behandlung des Oberschnabels der Pute wird direkt in der Brüterei durchgeführt. Die Spitzen der Oberschnäbel werden durch einen Laser oder mittels eines Infrarotstrahls gestutzt.

Bei der Infrarotbehandlung, die überwiegend in Deutschland Anwendung findet, wird Oberschnabelspitze nicht abgetrennt, sondern es wird in die Gewebestruktur des Schnabels eingegriffen. Nach etwa 10 bis 14 Tagen fällt der behandelte Teil des Schnabels durch Reibeeinwirkung bei der Futteraufnahme ab. Das abgetrennte Gewebe am Schnabel umfasst dabei etwa 3 bis 4 mm.