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Radar Bulletin Tierseuchen März

HPAI H5N1 in Europa: Die Lage bleibt angespannt

Der aktuelle Seuchenzug ist weiterhin sehr dynamisch. Die Fallzahlen in Europa gingen gegenüber dem Vormonat jedoch leicht zurück.

Veröffentlicht am
colourbox.de
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Im Berichtszeitraum kam es in Europa immer noch zu vielen Meldungen von HPAI beim Hausgeflügel und bei Wildvögeln. Alle Ausbrüche beim Hausgeflügel waren vom Subtyp H5N1. Auch bei Wildvögeln war im Berichtszeitraum der Subtyp H5N1 dominant.

Aus Norwegen und Schweden wurde je ein Fall vom Subtyp H5N5 und bei vier weiteren Fällen (Österreich (2), Deutschland (1) und Belgien (1)) wurde nur H5 gemeldet.

Ausbrüche der Geflügelpest bei Hausgeflügel leicht gesunken

Die Gesamtzahl der Ausbrüche beim Hausgeflügel in Europa ging im März 2023 gegenüber dem Vormonat weiter leicht zurück. Die Länder mit der höchsten Inzidenz in den letzten vier Wochen waren: Ungarn (15 neue Ausbrüche), Deutschland (4) und Frankreich (3). In Deutschland waren zwei Putenmastbetriebe (MV, BY) mit jeweils um die 20.000 Tiere und zwei Legehennenhaltungen mit 12.000 bzw. 800 Hennen betroffen.

Ungarn war am stärksten in der Region Bács-Kiskun im Süden des Landes betroffen, wo zahlreiche Enten und Gänse für die Stopfleberproduktion gehalten werden. In Dänemark, Estland, Schweden, Tschechien und Polen kam es wie in den Vormonaten zu einzelnen Ausbrüchen. Italien meldete zwei Ausbrüche in der Po-Ebene. In der Schweiz wurde das Virus Ende März 2023 bei Legehennen im Kanton Zürich nachgewiesen.

Weiterhin hohe Dynamik im Geflügelpest-Seuchenzug

Der aktuelle HPAI H5N1-Seuchenzug ist weiterhin sehr dynamisch, obwohl es keinen erneuten Anstieg der Fallzahlen in Europa gegeben hat. Das Virus breitet sich auch auf dem amerikanischen Doppelkontinent immer weiter aus, von Kanada bis Südchile. Japan hat in dieser Saison schon 17 Mio. Stück Geflügel töten müssen und hat Probleme mit der Entsorgung.

Die genetischen Analysen des zirkulierenden Virusstamms des Subtyps H5N1 deuten darauf hin, dass das Virus in Europa während und nach dem Sommer 2022 in einheimischen Wildvögeln persistierte. Die Zahl der Ausbrüche beim Geflügel ist in der EU zwischen Dezember 2022 und März 2023 gegenüber dem Höchststand im November 2022 zurückgegangen.

Bei den Wildvögeln ist eine Verschiebung der betroffenen Vogelarten auf Möwenvögel zu beobachten. Das Risiko einer Infektion von Geflügel in Europa könnte steigen, da sich Möwen auf der Suche nach Brutplätzen von den Küsten weg landeinwärts bewegen und sich ihre Lebensräume möglicherweise mit Geflügelproduktionsgebieten überschneiden.

Wasservogelbewegungen in Europa erwartet

Generell sind in Europa fluktuierende Wasservogelbewegungen aufgrund von wechselnden Witterungsverhältnissen zu erwarten, in deren Folge Wasservögel an den Küsten in südwestliche Richtungen abziehen bzw. auch wieder an die Küsten oder auch in ihre Brutgebiete zurückziehen.

Witterungsbedingte klein- bis mittelräumige Bewegungen von Wasservogelarten finden vor allem im Küstenbereich statt, Viren können sich in den Wasservogelpopulationen gut verbreiten und über kurze Strecken in andere Populationen eingetragen werden, so dass es zu einem Austausch der Viren innerhalb verschiedener Rastpopulationen kommen kann.

Kühle Temperaturen und schwächere UV-Strahlung begünstigen ein Überdauern von HPAI-Viren in der Umwelt. Das Risiko von HPAIV-H5-Einträgen in deutsche Geflügelhaltungen und Vogelbestände in zoologischen Einrichtungen durch direkte und indirekte Kontakte zu Wildvögeln wird daher vom Friedrich-Löffler-Institut (FLI) als hoch eingestuft.

Infektionen bei Säugetieren über Vogelkadaver

Sporadische Fälle bei Säugetieren, vor allem Fleischfressern, die sich wahrscheinlich durch das Fressen von kontaminierten Wildvögeln infizieren, werden immer wieder gemeldet - zum Beispiel Deutschland mit vier Füchsen in Niedersachsen, ein Fuchs in der Nähe von Paris, Frankreich (WAHIS)). In Kanada hat sich erstmals nachweislich ein Hund infiziert und ist wenige Tage später verendet. Das Tier hatte von einem Gänsekadaver gefressen, der anschließend positiv auf H5N1 getestet wurde.

Zusätzlich zu den Fällen von Massensterben bei Säugetieren aufgrund von H5N1, die bei Seehunden in den USA im Sommer 2022 (Artikel und CDC), und bei amerikanischen Nerzen in Spanien im Herbst 2022 (Radar Bulletin Februar 2023) beobachtet wurden, gab es im Januar und Februar 2023 ein Massensterben bei südamerikanischen Seelöwen in Peru. Bei allen drei Ereignissen wurde das Virus möglicherweise von Säugetier zu Säugetier übertragen. Experten aus EFSA und EURL empfehlen, die Überwachung auf wilde und in Gefangenschaft gehaltene Säugetiere, insbesondere Nerze und Schweine auszudehnen. Das Risiko einer Übertragung auf den Menschen schätzen sie aber immer noch als gering ein.

Die Europäische Kommission hat neue Vorschriften zur Harmonisierung der Impfung von Tieren gegen die bedrohlichsten Tierkrankheiten angekündigt. Der Schritt ist Teil der Bemühungen, die bisher größte Vogelgrippeepidemie in der EU zu bekämpfen. In den Niederlanden haben sich zwei neue Impfstoffe unter Laborbedingungen als wirksam erwiesen. Sie müssen jetzt unter Feldbedingungen getestet werden.

Biosicherheitsmaßnahmen weiterhin auf hohem Niveau halten

Es wird weiter dringend empfohlen, Biosicherheitsmaßnahmen in den Geflügelhaltungen auf hohem Niveau zu halten und, wenn nötig, weiter zu verbessern. Auffälliges Verhalten und Totfunde bei Wildvögeln sollten umgehend den Veterinärbehörden zur Bergung und ggf. Untersuchung gemeldet werden. In Zoos und Geflügelhaltungen, insbesondere mit Auslauf- und Freilandhaltung, sollten Präventions- und Biosicherheitsmaßnahmen dringend überprüft und wenn nötig optimiert werden. Tierhalter können die Biosicherheit ihrer Betriebe u. a. mittels der so genannten „AI-Risikoampel?  kostenlos und anonym überprüfen.

Nach wie vor sollte ein bundesweites Verbot von Geflügel- oder Vogelausstellungen bzw. der Abgabe von Lebendgeflügel (im Reisegewerbe) zur Vermeidung einer Verbreitung von HPAI-Infektionen, auch im überregionalen Verkehr, umgesetzt bzw. aufrechterhalten werden.