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Geflügelzucht und Management

Präzisionsfütterung bringt Vorteile für Elterntiere

Ein neues Präzisionsfütterungssystem aus Kanada könnte Broiler-Elterntierhaltern helfen, Fruchtbarkeit und Herdeneinheitlichkeit zu verbessern und Kosten zu senken. Erste Studien der University of Alberta zeigen deutliche Vorteile gegenüber konventioneller Fütterung.

von DGS Redaktion Quelle WattPoultry, Poultry Science Association erschienen am 05.09.2025
Broiler-Mutterhenne: Gesundheit und Körperkondition der Elterntiere sind zentrale Faktoren für Fruchtbarkeit und Schlupferfolg. © Nataliia Krasnogor/Shutterstock
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Ein von Wissenschaftlern der University of Alberta entwickeltes Präzisionsfütterungssystem für Broiler-Elterntiere bietet nach Angaben von Modern Poultry und der Poultry Science Association das Potenzial für höhere Fruchtbarkeit, eine gleichmäßigere Herdenstruktur und Einsparungen bei den Produktionskosten. Präsentiert wurden die Ergebnisse von Martin Zuidhof, PhD, Professor an der University of Alberta und Präsident der Poultry Science Association, auf der 2025 Georgia Precision Poultry Farming Conference an der University of Georgia.

Das System basiert auf RFID-Transpondern, die in Flügelbändern der Tiere befestigt sind. Dadurch kann jeweils nur ein Tier die Futterstation betreten, wird dort gewogen und erhält abhängig vom Sollgewicht Zugang zum Futter oder wird wieder hinausgeleitet. Ein zweistufiges Verfahren ermöglicht, dass ein Tier frisst, während das nächste bereits gewogen wird.

Studien zeigen Verbesserungen bei Fruchtbarkeit und Futtereffizienz

Zwei von Zuidhofs Team durchgeführte Studien belegten unterschiedliche Vorteile für Broiler-Elterntierhalter. Hintergrund ist ein Rückgang der Schlupfraten in Nordamerika: Nach Angaben von Zuidhof ist die Schlupfrate im vergangenen Jahr in Kanada um etwa 2 % und in den USA um rund 3 % gesunken. „Die Schlupfrate ist entscheidend für den Erfolg im Brutei-Sektor und damit auch für die Rentabilität“, sagte er. Ein Prozentpunkt mehr Fruchtbarkeit entspreche in Kanada einem Wert von fast 11 Dollar pro Hahn.

In einer ersten Untersuchung wurde Präzisionsfütterung mit konventioneller Fütterung verglichen. Beide Gruppen wurden nach Züchterempfehlungen geführt, die Kontrolltiere wöchentlich gewogen, die Präzisionstiere mehrmals täglich. Die Ergebnisse zeigten eine Verbesserung der Fruchtbarkeit um 3,8 bis 6 Prozentpunkte sowie eine um 4 % gesteigerte Futtereffizienz. Zuidhof bezifferte den ökonomischen Wert der Präzisionsfütterung auf 65 kanadische Dollar pro Hahn (etwa 47 US-Dollar). Zudem entfiel in der Präzisionsgruppe die Notwendigkeit des sogenannten Spikings, also des Austauschs ungeeigneter Hähne, was weitere 12 kanadische Dollar (rund 9 US-Dollar) pro Tier sparte.

Zuidhof betonte, dass die positiven Effekte nicht nur bei den Hähnen auftraten: „Die Gleichmäßigkeit der Hähne korrelierte klar mit der Fruchtbarkeit. Auch bei den Hennen gab es Effekte, vermutlich im Zusammenhang mit Körpergewicht oder Stoffwechselstatus.“

Früh gesteuertes Wachstum steigert Legeleistung

In einer zweiten Studie nutzten die Forscher Präzisionsfütterung, um Wachstumsmodelle bei Hennen gezielt zu steuern. Grundlage war das Gompertz-Wachstumsmodell, das das Wachstum von Geflügel beschreibt. Ziel war es, in der frühen Wachstumsphase stärkere Zunahmen zu erreichen und die zweite Phase so zu verschieben, dass die Tiere ausreichend Körperfett für die Eiablage anlegten.

Die Ergebnisse zeigten zwar keine signifikanten Unterschiede in der ersten Phase, jedoch deutliche Effekte beim pubertären Wachstumsschub. Dieser beeinflusste den Fettanteil im Alter von 22 Wochen und führte mit 59 Wochen zu einer gesteigerten Legeleistung.

Ökonomischer Vorteil vor allem bei Hähnen

Nach Einschätzung von Zuidhof liegt der größte wirtschaftliche Nutzen derzeit bei den Hähnen: „Wenn man Hähne präzisionsfüttert, muss nur etwa 10 % des Fütterungssystems angepasst werden. Das spart Kosten bei der Technik. Zudem multipliziert sich der Nutzen eines Hahns durch das Verhältnis von fast 10 Hennen pro Hahn.“ Der Break-even-Punkt liege bei männlichen Tieren bei rund zwei Jahren, bei Hennen dagegen bei etwa zehn Jahren.

Die Verbesserungen der männlichen Fruchtbarkeit bezeichnete Zuidhof als „wissenschaftliche Zufallsfunde“. Das ursprüngliche Ziel sei gewesen, die Legeleistung der Hennen zu erhöhen. Nach seinen Angaben soll das System innerhalb eines Jahres erstmals in einer kommerziellen Herde von Broiler-Hähnen eingesetzt werden, die Finanzierung sei gesichert.

Weitere Perspektiven und Herausforderungen

Neben den Vorteilen für die Praxis könnte das System auch in der Forschung neue Möglichkeiten eröffnen, da es große Datenmengen effizient erfasst. Zudem erlaubt es Versuche mit unterschiedlichen Fütterungsprogrammen und Wachstumsmodellen, bis hin zur ad-libitum-Fütterung.

Allerdings sei in der Eingewöhnungsphase ein hoher Arbeitsaufwand nötig. Auch bleibe Fressen trotz reduzierter Konkurrenz ein soziales Verhalten. Perspektivisch könnte nach Zuidhofs Einschätzung sogar die Fähigkeit eines Tieres, mit dem Präzisionsfütterungssystem erfolgreich zu sein, erblich sein – was künftig für die Zucht relevant werden könnte.