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Ausstieg aus dem Kükentöten

„Bruderhahnaufzucht ist nicht der richtige Weg“

Für Peter van Horne, Geflügelökonom an der Universität Wageningen, ist die Aufzucht männlicher Legeküken keine Alternative zum Kükentöten – weder wirtschaftlich noch aus Sicht des Tierwohls.

von DGS Redaktion Quelle The Poultry Site, MEG erschienen am 05.05.2025
Die Aufzucht von männlichen Küken aus Legelinien bringt viele Herausforderungen mit sich. © Yvonne Nemitz
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Bis vor kurzem wurden Milliarden von Eintagsküken aus Legelinien, die für die Fleisch- und Eierproduktion ungeeignet waren, kurz nach dem Schlüpfen gekeult. Nun sind die Länder der EU dabei, diese Praxis auslaufen zu lassen. Einst eher als Nischenproblem angesehen, wurde das Kükentöten ein zentrales Thema der Eierproduktion, heißt es in einem Bericht auf der kanadischen Online-Plattform „The Poultry Site“.

Eine Alternative zum Kükentöten ist die Aufzucht männlicher Legehennenküken. Das aber werfe ernsthafte wirtschaftliche und tierschutzrechtliche Bedenken auf, wird Peter van Horne, Geflügelökonom an der Universität Wageningen auf der Website zitiert.

Van Horne, der 2024 auf der World Egg Organisation Business Conference in Schottland sprach, beschreibt die Herausforderungen dieses Ansatzes. „Wenn die Junghähne (sog. Bruderhähne) zehn bis elf Wochen alt sind, gibt es viele Rangkämpfe, d. h. viele Probleme mit Aggression in der Herde.“ Hinsichtlich des Tierwohls höre er von den Landwirten, dass es ein Problem sei, die Bruderhähne bis zur zwölften Woche und darüber hinaus aufzuziehen, führt er weiter aus und weist auf die hohe Sterblichkeit und den Stress hin, die während der Phase der beginnenden Geschlechtsreife und den damit verbundenen Rangkämpfen auftreten.

Zudem bräuchten männliche Legehennenküken mehr Futter als Masthähnchen bis zur Schlachtreife. „Fast sechs Kilogramm Futter sind notwendig, um am Ende einen kleinen Hahn mit wenig Fleischansatz zu bekommen.“ Sehr nachhaltig sei das nicht, unterstreicht van Horne. Was man stattdessen bekomme, sei ein sehr hoher CO2-Fußabdruck, hohe Kosten und niedrige Einnahmen. Das sei nicht der richtige Weg.

Deutschland führend mit strenger Gesetzgebung

Eine Alternative zur Aufzucht der Bruderhähne ist die Geschlechtsbestimmung im Brutei. Auf diesem Gebiet hatte Deutschland als erstes Land besonders strenge Regelungen eingeführt: Seit Januar 2024 ist es verboten, männliche Küken nach dem zwölften Bruttag auszusortieren. Dieser Regelung liegen Untersuchungen zugrunde, die belegen, dass Hühnerembryonen etwa ab dem 13. Bruttag erste Anzeichen von Gehirnaktivität und damit Schmerzempfinden zeigen. Eine Geschlechtsbestimmung ab Tag 13. wird deshalb nicht mehr als ethisch vertretbarer angesehen.

Inzwischen haben sich verschiedene Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Brutei etabliert. In Deutschland führte das zu einem deutlichen Rückgang der Bruderhahnaufzucht. Herrschte ihre Aufzucht unmittelbar nach dem Ausstieg aus dem Kükentöten noch vor, setzt die Branche inzwischen zunehmend auf die Geschlechtsbestimmung. So belief sich im ersten Halbjahr 2024 der Anteil der aussortierten Hahnenküken am potenziellen Gesamtschlupf männlicher Küken auf 25 %. Im Juni 2024 waren es nur noch 18 %.

Für Peter van Horne sind das gute Nachrichten. „Damit kommen wir von der wenig nachhaltigen und wenig tierfreundlichen Bruderhahnhaltung weg“, betont er.