Ein Ende der Käfighaltung von Hennen noch in weiter Ferne
Die Europäische Union ist bereits auf dem Weg, die Käfighaltung von Legehennen bis 2027 abzuschaffen. In anderen Teilen der Welt sieht das noch ganz anders aus. Dieser Situationsbericht zeigt die vereinzelten Bestrebungen im asiatischen und afrikanischen Teil unserer Welt und setzt den in der Februar-Ausgabe gestarteten Überblick über die weltweite Entwicklung der Haltungsformen von Legehennen fort.
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Kurz und bündig
Auf den größten Kontinenten der Erde wächst die Bevölkerung weiter und so hat die quantitative Erzeugung von Eiern höchsten Stellenwert. Andere Haltungsformen scheitern am Lebensmittelpreis oder an Problemen in der Tierhygiene. Daher spielt die alternative Eiererzeugung in Afrika mit Ausnahme von Südafrika und von Westasien über Südasien bis Ostasien so gut wie keine Rolle. Auf dem afrikanische Kontinent nimmt Südafrika die Pionierrolle ein und treibt die Umstellung der Legehennenhaltung in Richtung Freilandhaltung voran. Auch Australien und Neuseeland haben das Ende der Käfighaltung gesetzlich geregelt.
Das Europaparlament hat am 10. Juni 2021 gefordert, bis spätestens 2027 jegliche Form der Haltung von Legehennen in Käfigen zu verbieten. Der Beschluss erfolgte auf Initiative der Bürgerbewegung „End the cage age“, die insgesamt mehr als 1,4 Mio. Unterschriften für einen entsprechenden Antrag an das Parlament gesammelt hatte. Sollte die EU-Kommission dem Vorschlag des Parlaments folgen, müssten noch die Mitgliedsländer zustimmen. Damit würde sich die bestehende Gesetzeslage ändern und in einigen Jahren könnte die Eiererzeugung in der Europäischen Union mit derzeit 27 Mitgliedsstaaten dann „käfiglos“ erfolgen.
Afrika und Vorderasien mit heterogener Hennenhaltung
Eine schnell wachsende Bevölkerung, jedoch große Unterschiede beim jeweiligen Entwicklungsstand der Länder, bestimmen das Bild. Die Situation in der Legehennenhaltung ist unübersichtlich. Neben modernen Anlagen mit konventionellen Käfigen, sind kleine Hinterhofbestände zur Eigenversorgung vorhanden. Hohe Qualitätsstandards und eine hohe Lebensmittelsicherheit können in diesen Regionen bislang nur durch die Haltung von Legehennen in geschlossenen Anlagen garantiert werden. Sie werden deshalb in den Ländern, in denen die Bevölkerung über eine entsprechende Kaufkraft verfügt, bevorzugt. Allerdings mehren sich Stimmen, die sich gegen eine weitere Verbreitung dieser Haltungsform aussprechen. Das ist insbesondere in Südafrika der Fall, wo Bedenken bzgl. der industrialisierten Lebensmittelerzeugung geäußert werden. Zwar ermögliche diese Form, so die Argumentation, die Erzeugung billiger Lebensmittel, doch sei sie bedenklich hinsichtlich der damit verbundenen Umweltbelastungen und der Gesundheit der Konsumenten. Eine Umstellung in den Haltungsformen hat begonnen und bereits 2020 entfielen 14 % auf Freilandhaltungen. Für die zukünftige Entwicklung werden hier auch Lebensmittel-, Restaurant- und führende Hotelketten entscheidenden Einfluss haben. Soweit Eier zur Versorgung der Bevölkerung von Ländern Afrikas und Westasiens importiert werden, stammen sie nahezu ausschließlich aus Farmen mit konventioneller Käfighaltung. Verlässliche Daten zum Anteil alternativer Haltungsformen sind nicht vorhanden. Sie dürften bislang eher im einstelligen Prozentbereich liegen. In der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten waren 2020 noch 88 % bzw. 99,5 % der Legehennen in konventionellen und z. T. in ausgestalteten Käfigen eingestallt. In Süd- und Ostasien dominiert weiterhin die konventionelle Käfighaltung. Zum einen, um die Produktionskosten gering zu halten, und zum anderen, um die weiterhin schnell wachsende Bevölkerung mit preisgünstigen Proteinen zu versorgen. Deutlich höhere Produktionskosten in alternativen Haltungssystemen und Gesundheitsprobleme in den Beständen, die auf mangelnde Erfahrung der Betreiber zurückzuführen sind, stehen einer schnellen Umstellung entgegen.
Wenige Initiativen zur Umstellung in Süd- und Ostasien
Es mehren sich allerdings Anzeichen, dass in einigen Ländern (Thailand, Indonesien,Vietnam) einzelne Unternehmen erste Farmen mit alternativen Haltungsformen, zumeist ausgestaltete Käfige oder Großvolieren, installieren. So z. B. CP Foods und Betagro in Thailand, Healthy Farms in Vietnam, Prima Satwa Sejahter in Indonesien oder die San Miguel Corporation auf den Philippinen. In Indien gehören The Happy Hens Farm und Keggfarms zu den Pionieren. Ganz offensichtlich erfolgen diese Initiativen aufgrund einer steigenden Nachfrage aus der Verarbeitungsindustrie sowie von Restaurant- und Hotelketten. Der Anteil der in alternativen Haltungsformen eingestallten Hennen bewegt sich allerdings, sieht man von Pakistan ab, im Bereich weniger Prozente.
Anregung zur Transformation mittels Großabnehmer
In China erfolgte bis vor wenigen Jahren eine marktorientierte Eierproduktion ausschließlich in konventionellen Käfighaltungen. Jüngere Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 2 % der Hennen inzwischen in alternativen Haltungsformen gehalten werden. Auch hier waren die international operierenden Lebensmittelketten sowie die Fast-Food-Ketten die Treiber für die beginnende Umstellung. Um die Transformation zu forcieren, wurde 2019 ein „China Cage Free Egg Summit“ durchgeführt, der den Zweck hatte, Chinas Eierwirtschaft an die Standards in der westlichen Welt anzugleichen. In Japan erfolgt die Umstellung dagegen sehr zögerlich. Im Jahr 2020 dominierten mit einem Anteil von 94 % weiterhin konventionelle Käfige. Vor allem die führenden Unternehmen zeigen eine geringe Bereitschaft, Kapital in neue Farmen mit ausgestalteten Käfigen oder Bodenhaltungen zu investieren. Allerdings gibt es auch Ausnahmen, wie die Amuse Co. auf der Insel Honshu. Sie hat insgesamt 2 Mio. Hennenplätze. Der Besitzer, Yasuo Akagi, hatte im Vorfeld der Olympischen Spiele 2021 in Tokio Farmen mit Bodenhaltungssystemen für 200 000 Legehennen errichtet, um der Nachfrage durch die erwarteten Besucher aus dem Ausland begegnen zu können. Sie sind die größten Farmen dieser Art in Japan. Dieser Absatzweg hat sich allerdings wegen der Covid-19-Pandemie zerschlagen. Der Besitzerteilte dem Verfasser im Juli 2021 auf Anfrage mit, dass er nur etwa die Hälfte der Eier aus diesen Farmen zu höheren Preisen verkaufen könne, weil die Nachfrage sehr gering sei.
Japan gegen Aufgabe der konventionellen Käfighaltung
Laut Spekulationen hat eines der führenden Unternehmen versucht, den Landwirtschaftsminister Japans zu bestechen, um ihn zu veranlassen, gegen die von der OIE (Weltorganisation für Tiergesundheit) vorgesehene Verabschiedung von Standards in der Legehennenhaltung zu stimmen und konventionelle Käfighaltungen weiterhin als eine mögliche Standardform zuzulassen. Japan hat dann in der Tat einen entsprechenden Vorstoß unternommen und gefordert, eine Veränderung in der geplanten Richtlinie vorzunehmen. Es wurde gefordert, keine Sitzstangen, Einstreu etc. als verbindlich zu erklären, und geäußert, dass auch in Käfigen das Wohlergehen der Tiere ohne solche Ausgestaltungen sicherzustellen sei. Führende Lebensmittelketten werden zunehmend auch in Süd- und Ostasien die Ausweitung käfigloser Haltungen fordern. Die METRO hat z. B. angekündigt, dass sie in dieser Region ab 2027 nur noch Eier aus alternativen Haltungen vertreiben wird.
Verbot erst nach langem Übergangszeitraum
Australien und Neuseeland dagegen haben sich verpflichtet, eine Umstellung von konventionellen zu alternativen Haltungsformen innerhalb eines klar definierten Zeitraumes vorzunehmen. Der Animal Welfare (Layer Hens) Code of Welfare 2012, der 2018 ergänzt wurde, legt fest, dass ab Ende 2022 in Neuseeland keine Legehennen mehr in konventionellen Käfigen gehalten werden dürfen. Die Eckwerte in der Richtlinie entsprechen weitgehend den Regelungen in der EU. Im Jahr 2020 waren bereits 10 % in Bodenhaltungen und 32 % der Hennen in Freilandhaltungen eingestallt. In Australien ist 2021 ein Vorschlag für die zukünftige Haltung von Legehennen vorgelegt worden, den eine unabhängige Arbeitsgruppe im Auftrag der Regierung erstellt hat. Er wurde im April 2021 den Stakeholdern zur Stellungnahme zugestellt. In dem Vorschlag ist vorgesehen, ab 2036 die konventionelle Käfighaltung zu verbieten. Es ist ein ähnlich langer Übergangszeitraum wie in Kanada vorgesehen. Die großen Hennenhalter hatten einen Übergangszeitraum bis 2046 verlangt. An der langen Anpassungszeit wurde von Tierschutzverbänden sofort Kritik geübt. Sie fordern ein Ende der konventionellen Käfighaltung bereits ab 2032. Etwas mehr als die Hälfte der Legehennen standen 2020 noch in konventionellen Käfigen, aber bereits 36,4 % in Freiland- und 9,1 % in Bodenhaltungen.
Umstellung benötigt langen Atem
Die vorangehende Analyse hat deutlich gemacht, dass auf globaler Ebene große Unterschiede hinsichtlich der Anteile der Haltungsformen vorliegen (siehe Tabelle). Eine Sonderstellung nimmt weiterhin die Europäische Union ein, weil hier konventionelle Käfige verboten sind und der Anteil der ausgestalteten Käfige kontinuierlich abnimmt. Ein Verbot konventioneller Käfige besteht bereits in der Schweiz und zeichnet sich in Kanada, Neuseeland und Australien ab, allerdings sind unterschiedlich lange Übergangszeiträume vorgesehen. In den USA wird in einer Reihe von Staaten zwischen 2022 und 2025 diese Haltungsform nicht mehr erlaubt sein. Dass die für 2025 vorgesehene Zielmarke für alternative Haltungsformen erreicht wird, darf bezweifelt werden angesichts des langsamen Fortschritts in der Umgestaltung bestehender bzw. des Neubaus von Farmen ohne konventionelle Käfige. In Asien und Afrika sowie in den meisten europäischen Nicht-EU-Staaten ist der Anteil alternativer Haltungsformen noch immer sehr gering. Ausnahmen sind die Schweiz, Norwegen und das Vereinigte Königreich. Es zeichnet sich ab, dass in den Ländern, in denen konventionelle Käfige weiterhin dominieren, der Lebensmitteleinzelhandel, die Verarbeitungsindustrie und die Schnellrestaurant- sowie Hotelketten die treibenden Kräfte in der Umgestaltung der Haltungsformen sein werden. Allerdings ist nicht von einem kurzfristigen Wandel auszugehen. Abzuwarten bleibt, ob und wann der bereits seit 2011 in der OIE diskutierte „Code Animal Welfare and Laying Hen Production Systems“ endgültig verabschiedet wird. Er würde einen einheitlichen Rahmen für die Legehennenhaltung bereitstellen. Da in den vorliegenden Fassungen konventionelle Käfige jedoch nicht mehr als eine Haltungsform vorgesehen sind, konnte bislang keine Einigung erzielt werden.
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