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Wegmarken der Geflügelbranche

Ausstieg aus dem Kükentöten

Lange war es gängige Praxis, männliche Eintagsküken mittels CO2 zu töten, da deren Aufzucht unwirtschaftlich war und ist. Seit 1. Januar 2022 ist das verboten. Aufgezogen werden die Hähne aber nur bedingt.

von Yvonne Nemitz Quelle MEG, BMEL, DGS erschienen am 28.11.2024
Männliche Eintagsküken dürfen heute aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr getötet werden. © C. Lotongkum/Shutterstock
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Damals: Wirtschaftlichkeit zählt

Die wesentlichen Zuchtziele in der Legehennengenetik konzentrierten sich mit dem Aufkommen der Käfighaltung in den 1950er-Jahren zunehmend auf Leistungsmerkmale wie verkaufsfähige Eier, konstante Leistung während der Legephase, Futtereffizienz und Vitalität. Die männlichen Küken aus Legelinien waren jedoch unwirtschaftlich, da sie deutlich langsamer wuchsen und weniger Fleisch ansetzten als Tiere aus Mastgenetiken. Deshalb wurden männliche Legetiere als Eintagsküken mittels CO2-Begasung getötet und anderweitig verwertet, z. B. in der Futtermittelherstellung. Genaue Statistiken dazu wurden nicht erhoben. Die Zahl der getöteten Eintagsküken betrug im Referenzjahr 2019 rund 45 Mio. Tiere. Insgesamt bewegte sich die Zahl der jährlich getöteten Eintagsküken bis zum Inkrafttreten des Verbots dieser Praxis am 1. Januar 2022 zwischen 40 und 48 Mio. Tiere. Entgegen des Narrativs war das Kükenschreddern in Deutschland aber kaum verbreitet.

Heute: Tierschutz hat Vorrang

Unter dem Druck des wachsenden Tierschutzbewusstseins der Öffentlichkeit urteilte das Bundesverwaltungsgericht im Jahr 2019, dass das routinemäßige Töten der Küken gegen die allgemeinen Grundsätze des Tierschutzgesetzes verstößt. Im Jahr 2021 wurde das Tierschutzgesetz schließlich um ein explizites Verbot des Kükentötens ergänzt, das seit dem 1. Januar 2022 in Kraft ist. Die männlichen Legeküken (Bruderhähne) müssen nun aufgezogen werden. Alternativ dazu können die Tiere via Geschlechtsbestimmung im Brutei vor dem Schlupf aussortiert werden. Beide Methoden verursachen Kosten, die auf die Junghennen- bzw. Eierpreise umgelegt werden. Dieser Entscheid für mehr Tierschutz führte dazu, dass von Januar bis März 2022 in deutschen Brütereien 33,3 % weniger Bruteier zur Erzeugung von Legeküken eingelegt wurden als im ersten Quartal 2021 und sogar 54,9 % weniger als in den ersten drei Monaten 2020. Kleinere Brütereien für Legetiere mussten aufgeben. Herrschte unmittelbar nach dem Ausstieg aus dem Kükentöten noch die Aufzucht der Bruderhähne vor, setzt die Branche inzwischen zunehmend auf die Geschlechtsbestimmung im Ei. Im ersten Halbjahr 2024 belief sich der Anteil der aussortierten Hahnenküken am potenziellen Gesamtschlupf männlicher Küken auf 25 %. Im Juni 2024 waren es nur noch 18 %.