
Niedersachsen gibt Starthilfe
Niedersachsen hat ein Förderprogramm aufgelegt, mit dem der Generationenwechsel in der Landwirtschaft unterstützt werden soll. Es umfasst Neueinsteiger und innerfamiliäre Hofübernahmen. Insgesamt stehen 2 Mio. Euro bereit. Die Fördermittel werden durch ein Rankingsystem vergeben. Das Landvolk und die Junglandwirte begrüßen grundsätzlich die Förderung des Generationenwechsels in der Landwirtschaft. Kritik gibt es aber an der Ausgestaltung des Programms.
von AgE erschienen am 08.10.2025Die niedersächsische Landesregierung hat ein Programm zur Unterstützung des Generationenwechsels in der Landwirtschaft aufgelegt. Laut Angaben des Agrarressorts in Hannover richtet sich die Förderung an Neueinsteiger in der Landwirtschaft und deckt auch die innerfamiliäre Hofübernahme ab. Gemäß der Förderrichtlinie sind 100.000 Euro bei einer außerfamiliären Betriebsgründung vorgesehen, bei einer innerfamiliären Hofübernahme 70.000 Euro. Insgesamt stehen 2 Mio. Euro zur Verfügung.
Antragsteller müssen Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte zufolge vielfältige und resiliente Gründungskonzepte vorlegen. Dabei sind Umwelt- und Klimaschutz mitzudenken. Voraussetzung für eine Förderung ist zudem die Bereitschaft zu einer regelmäßigen Betriebsentwicklungsberatung. Staudte betonte, dass der Neueinstieg in die Landwirtschaft oft durch fehlendes Kapital und den erschwerten Zugang zu landwirtschaftlichen Flächen gehemmt werde. Auch Hofnachfolger stünden bei der erforderlichen Neuausrichtung des Betriebs oft vor einem enormen Investitionsstau. Dem solle das neue Förderprogramm entgegenwirken.
Das Betriebskonzept muss laut Ressortangaben eine ausführliche Betriebsbeschreibung und eine Betriebsplanung enthalten, außerdem müssen die geplanten Investitionen und Umstrukturierungen skizziert werden. Die Betriebsbeschreibung muss etwa den Produktionsschwerpunkt, die Produktionsausrichtung, die Betriebsgröße, die Teilnahme an Fördermaßnahmen, Maßnahmen zur Erreichung der Klimaschutzziele, besondere Tierschutzmaßnahmen oder Vorhaben für mehr Natur-, Arten- und Gewässerschutz enthalten.
Das Agrarressort wies darauf hin, dass Betriebskonzepte, die vielfältig und resilient aufgestellt seien, etwa durch die Auswahl der Kulturen, die Teilnahme an Agrarumweltmaßnahmen, Direktvermarktung oder Ökolandbau, durch das Rankingsystem begünstigt würden. Anträge von gründenden Frauen seien ausdrücklich gewünscht und würden bei Punktgleichheit bevorzugt. Mit dem Antrag bei der Landwirtschaftskammer ist dem Ministerium zufolge der Nachweis einer sozioökonomischen Beratung einzureichen.
Hofnachfolge nicht mehr selbstverständlich
Das Landvolk Niedersachsen sieht es grundsätzlich positiv, dass die Notwendigkeit gesehen wird, den Generationenwechsel in der Landwirtschaft zu begleiten und politisch zu fördern. Der Landesbauernverband kritisierte allerdings gegenüber AGRA Europe die Gestaltung der Förderrichtlinie.
Nach Einschätzung des Landvolkverbandes handelt es sich mit einem Volumen von 2 Mio. Euro um ein sehr kleines Programm für 20 bis maximal 29 Begünstigte. Vor diesem Hintergrund stelle sich die Frage nach dem Kosten-Nutzen-Verhältnis, betonte das Landvolk. Aus seiner Sicht wäre das Geld im bestehenden Agrarinvestitionsprogramm besser aufgehoben, wenn Junglandwirte im dort gültigen Kriterienkatalog gleichzeitig bessergestellt worden wären.
Zugleich hinterfragt der Landesbauernverband, ob bei einer Investition von 100.000 Euro ein vorgeschriebener jährlicher Mindestumsatz von 15.000 Euro einen ökonomisch nachhaltigen Betrieb und damit einer Familie ein tragfähiges Einkommen ermöglicht.
Auch rät das Landvolk grundsätzlich davon ab, einen Hof aufgrund eines einzelnen Förderprogramms zu übernehmen. Der landwirtschaftliche Betrieb müsse an sich wirtschaftlich tragfähig sein, um die Existenz einer Familie zu ermöglichen, unterstrich der Landesbauernverband. Förderprogramme könnten die Hofübernahme lediglich erleichtern und bei notwendigen Investitionen unterstützen. Als wichtiger ordnet der Landvolkverband den Abbau unnötiger Bürokratie etwa im Baurecht ein, der aktuell viele notwendige Investitionen in mehr Tierwohl verhindere.
Die Junglandwirte Niedersachsen begrüßten ebenfalls im Grundsatz die neue Förderung. Verbandsvorsitzender Max Klockemann betonte, dass die Hofnachfolge längst keine Selbstverständlichkeit mehr sei. 2020 sei bundesweit bei zwei Drittel aller landwirtschaftlichen Betriebe die Hofnachfolge ungeklärt gewesen. Klockemann geht aufgrund des Förderschemas davon aus, dass bei dieser Förderung die klassischen Hofnachfolgerinnen und Hofnachfolger „leider nur in Ausnahmefällen zum Zuge kommen“.