
Haltungsformen: Kritik am Sortierungskonzept von Aldi Süd
Der Bundesverband Rind und Schwein hält das von Aldi Süd angekündigte Sortierungskonzept für Frischfleisch für ein falsches Signal. Er warnt davor, dass sich der Lebensmitteleinzelhandel auf bestimmte Haltungsformen fokussiere und so Landwirte zum Umbau dränge.
von Agra Europe erschienen am 19.06.2025Das von Aldi Süd angekündigte Konzept, Frischfleisch künftig nach Haltungsform statt nach Tierart zu sortieren, stößt beim Bundesverband Rund und Schwein (BRS) auf wenig Gegenliebe. Initiativen zur Stärkung höherer Haltungsformen seien zwar begrüßenswert, doch ebenso wichtig sei es, dass konventionell wirtschaftende Betriebe verlässlich in die Entwicklung des Marktes eingebunden blieben, mahnt der BRS. Denn nur wenn die Nachfrage nach Produkten der Haltungsformen 3, 4 und 5 nachhaltig steige, könnten Landwirte ihre Betriebe umstellen und eine angemessene Entlohnung erhalten.
Ob die neue Warensortierung tatsächlich zu einer veränderten Kaufentscheidung führt, bleibt dem Verband zufolge abzuwarten. Erfahrungsgemäß entschieden sich viele Verbraucher beim Einkauf vornehmlich für günstigere Produkte, insbesondere im Discountbereich.
Künftig blaue, grüne und rote Kühltheken
Zukünftig finden Verbraucher bei Aldi Süd das Fleisch der Haltungsformen 1 und 2 in blauen, das der Haltungsformen 3 und 4 in grünen und die aktuellen Frischfleischangebote in roten Kühltheken. Der Discounter will damit mehr Transparenz schaffen und den Umstieg auf „Tierwohlprodukte“ vorantreiben. Der BRS weist jedoch darauf hin, dass das Fleischangebot aus den Haltungsformen 3, 4 und 5 noch sehr begrenzt ist.
Fokus auf Tierwohlprodukten als falsches Signal
Bei einer vollständigen Umstellung des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) bis 2030, wie von Aldi Süd angestrebt, wäre es nicht möglich, diese Nachfrage aus deutscher Erzeugung zu decken. Die Daten der überregionalen Erzeugerringdatenbank zeigen laut Verband, dass beim Schwein die Haltungsformen 3 und 4 im Wirtschaftsjahr 2023/24 nur 4 % der Betriebe ausmachten. Unter Einbeziehung der Biobetriebe kamen diese Haltungsformen auf einen Marktanteil von schätzungsweise 5 % auf Erzeugerebene.
Für den BRS ist es denn auch ein „falsches Signal“, wenn sich der LEH auf bestimmte Haltungsformen fokussiere und Landwirte zum Umbau dränge, ohne Planungssicherheit für den Zeitraum nach 2030 zu gewährleisten. Der Markt sollte sich durch Nachfrage und Angebot nachhaltig entwickeln. Die Stärke der landwirtschaftlichen Erzeugung liege in ihrer Vielseitigkeit und der damit verbundenen Produktion von Erzeugnissen für jeden Geldbeutel, gibt der Bundesverband zu bedenken. Tierische Erzeugnisse aus heimischer Produktion dürften nicht aufgrund vermeintlich gesicherter Haltungslabel gegen ausländische Ware ausgetauscht werden.
„Wenn wir über mehr Tierwohlprodukte auf deutschen Tellern reden, ist es demnach unverzichtbar, die Kennzeichnung der Haltungsform an eine staatlich verpflichtende Herkunftskennzeichnung zu knüpfen“, so der BRS weiter. Hier sei jedoch der Gesetzgeber gefragt. Nur unter soliden Marktbedingungen mit langfristigen Abnahmeverträgen könnten Landwirte investieren und ihre Betriebe auf Haltungsformen mit Außenklimareizen umstellen.