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Vortrag: Hitzestress

Hitzestress bei Geflügel – Technik und Management

Die Zahl heißer Tage ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. In einem Vortrag des Netzwerkes Fokus Tierwohl wurden verschiedene Maßnahmen und Techniken vorgestellt, die den Hitzestress für Geflügel zu mindern.

von DGS Redaktion erschienen am 18.06.2025
Die Zahl heißer Tage steigt an. Maßnahmen gegen Hitzestress bei Geflügel gewinnen an Bedeutung. © colourbox.de
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Die Auswirkungen des Klimawandels machen sich auch in der Geflügelhaltung zunehmend bemerkbar: Die Zahl heißer Tage ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen – mit direkten Folgen für das Wohlbefinden der Tiere. Hitzestress wird damit zu einer wachsenden Herausforderung in der Geflügelhaltung. Deshalb gewinnen technische Lösungen und ein angepasstes Management unter solchen Wetterbedingungen an Bedeutung.

Im Rahmen einer Veranstaltung des Netzwerks Fokus Tierwohl am 16. Juni 2025 referierte Frank von der Haar zum Thema „Dem Hitzestress bei Geflügel mit dem richtigen Stallmanagement entgegenwirken“. In seinem Vortrag zeigte er Ansätze, wie Lüftungstechnik und Managementmaßnahmen helfen können, den Tieren auch bei hohen Temperaturen optimale Bedingungen zu bieten.

Statt lediglich Symptome zu bekämpfen, sollten Maßnahmen zur Reduktion von Hitzestress bei Geflügel gezielt an den Ursachen ansetzen. Darauf wies Frank von der Haar in seinem Vortrag hin.

Betriebsspezifische Maßnahmen umsetzen

Als mögliche Ansätze nannte er unter anderem die Schaffung von Schatten durch gezielte Bepflanzung sowie die Auswahl von Dacheindeckung mit isolierender Wirkung – etwa durch Photovoltaikanlagen oder zusätzliche Dämmmaterialien. Zudem empfahl von der Haar, bei der Gestaltung von Dächern und Fassaden verstärkt auf helle Materialien zu setzen, da diese weniger Wärme absorbieren als dunkle. Auch direkte Sonneneinstrahlung durch Fenster oder Lichtöffnungen könne durch außenliegende Verschattungen oder reflektierende Folien reduziert werden.

Alle Maßnahmen zur Minderung von Hitzestress bei Geflügel müssen stets an die spezifischen Gegebenheiten des jeweiligen Betriebes angepasst werden. Dabei sollte der Fokus nicht ausschließlich auf der Temperatur liegen. Ebenso wichtig ist die Entwicklung der Luftfeuchtigkeit, denn insbesondere in Kombination mit hohen Temperaturen trägt sie wesentlich zur Belastung der Tiere bei.

Verschiedene Kühlsysteme

In Geflügelställen ist die Hochdruckkühlung sehr effizient. Bei deren Betrieb ist es wichtig, sich gezielt auf Hitzeperioden vorzubereiten. Dazu gehört, ausreichend Ersatzteile vorzuhalten und die Anlage regelmäßig laufen zu lassen, auch bei kühleren Temperaturen. Um die Einstreu möglichst trocken zu halten, sind die Düsen dieser Anlagen sehr fein – sie haben meist einen Durchmesser von 0,1 mm.

Auch die Niederdruckkühlung stellt grundsätzlich eine Möglichkeit zur Absenkung der Stalltemperatur dar. Ihr Vorteil: die Investitions- und Betriebskosten sind gering. Außerdem können darüber Zusätze wie ätherische Öle oder Wasserdesinfektionsmittel in den Stall gebracht werden. Allerdings ist ihr Einsatz in Geflügelställen problematisch. Es besteht die Gefahr, dass die Einstreu durch die Feuchtigkeit zu stark belastet wird, mit negativen Folgen für das Stallklima.

Die Wasserqualität muss immer beachtet werden. Insbesondere für die Funktion der Düsen darf das Wasser nicht zu kalkhaltig sein. Unabhängig von der Art der Anlage: Die rechtzeitige Wartung vor der Hitzeperiode ist immer wichtig. Von der Haar weist auf ein neues, noch ungeklärtes Problem hin: Unter den „Sprungtischen“, wie sie im Mastbereich aus Tierwohlgründen immer häufiger eingesetzt werden, können sich Tiere zusammendrängen. Die Tischfläche verhindert die Kühlung darunter, so dass es schnell zu Überhitzung kommen kann.

Auf die richtigen Einstellungen kommt es an

Für einen effizienten Betrieb von Kühlsystemen ist die Umsetzung gezielter Managementmaßnahmen unerlässlich. Dazu zählt unter anderem die korrekte Einstellung der Temperaturschwelle sowie der Sprühintervalle. Die Temperaturschwelle sollte dabei nicht zu hoch gewählt werden, um frühzeitig mit der Kühlung zu beginnen.

Auch die Lüftung muss rechtzeitig am Tag aktiviert werden – idealerweise bevor die Außentemperaturen zu stark ansteigen. Wird zu spät begonnen, strömt lediglich heiße Luft durch den Stall, was die Wirkung deutlich mindert. Sind die Temperaturen bereits hoch, dann empfiehlt es sich, die Luftrate auf das erforderliche Mindestmaß zu reduzieren.

Zudem sollten die Pausen zwischen den Sprühintervallen ausreichend lang sein, damit genug Zeit bleibt, in der die feuchte Luft aus dem Stall abgeführt werden kann. Auf diese Weise bleibt die Einstreu trocken und das Stallklima stabil. Eine kontinuierliche Überwachung der Luftfeuchtigkeit ist daher für den Tierhalter notwendig.

Auch die regelmäßige Kontrolle der Tränkwassertemperatur im Stall ist wichtig. Mit der Aktivierung der Spülfunktion wird die Zufuhr von kühlem, frischem Wasser für die Tiere unterstützt. Eine weitere Managementmaßnahme: Tierhalter können rechtzeitig unterstützende Mittel wie Vitamin C oder ätherischen Öle nach Rücksprache mit dem Tierarzt einsetzen.

Eine Technik aus der Praxis: Cool-Pad-Felder

Für heiße Tage gibt verschiedene Möglichkeiten, Stallbauten in der Praxis mit Kühleinrichtungen auszustatten. Eine solche Option stellte von der Haar vor: Der Einsatz sogenannter Cool-Pad-Felder. Diese erhöhen durch ihre vergrößerte Oberfläche die Verdunstungsleistung und tragen so zur Kühlung bei. Sie fördern den gleichmäßigen Luftstrom im Stall. Aus hygienischer Sicht empfiehlt von der Haar die Verwendung von Cool-Pads aus Kunststoff. Diese lassen sich einfacher reinigen. Dagegen haben sich Varianten aus Papier aufgrund der begrenzten Hygienetauglichkeit in der Praxis nicht bewährt.

Ein ausführlicher Bericht über den Vortrag zu Maßnahmen gegen Hitzestress bei Geflügel folgt.