
In-vitro-Fleisch: Mehr Cholesterin, weniger Nährstoffe
Wissenschaftler der Universität Posen haben den Nährstoffgehalt von künstlichem Hühnerfleisch genauer analysiert. Ihre Ergebnisse zeigen: In-vitro-Fleisch unterscheidet sich von herkömmlichem Fleisch.
von DGS Redaktion Quelle Journal of Food Composition and Analysis erschienen am 06.09.2024In den USA hatte das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) 2023 erstmals den Verkauf von in-vitro-Hühnerfleisch genehmigt. Ähnliche Anträge könnten bald auch in Europa eingehen und geprüft werden. Nun haben Wissenschaftler der Universität Posen (Polen) öffentlich zugängliche Daten zu kultiviertem Hühnerfleisch (cultured chicken meat, CCM) untersucht. Die Studie mit dem Titel „Assessment of the potential nutritional value of cell-cultured chicken meat in light of European dietary recommendations“ wurde im Journal of Food Composition and Analysis veröffentlicht.
Für die Studie wurden Daten verwendet, die der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) vorgelegt wurden, um die Nährstoffzusammensetzung und Sicherheit des aus Zellen gezüchteten Hühnerfleischs eines US-Unternehmens zu bewerten. Die Daten wurden von den Wissenschaftlern im Hinblick auf die Ernährungsempfehlungen der Europäischen Union überprüft und beurteilt und mit dem Nährstoffgehalt von herkömmlichem Hühnerfleisch verglichen.
Höhere Aufnahme von Fett und Cholesterin
Die Studie zeigt, dass künstlich hergestelltes Hühnerfleisch mehr Mineralstoffe wie Kupfer, Eisen, Kalium und Zink als herkömmliches Hühnerfleisch enthalte. Ein wesentlicher Nachteil des aus Zellen gezüchteten Hühnerfleischs sei der höhere Gehalt an gesättigten Fettsäuren und Cholesterin. Dies könnte für Verbraucher problematisch sein, die auf ihre Fett- und Cholesterinaufnahme achten müssen.
Auch enthalte das künstlich erzeugte Fleisch weniger Eiweiß, Magnesium und Vitamin B3. Die Werte für Vitamine wie B12 sowie weitere Elemente wie Aluminium, Chrom und Nickel müssten noch genauer untersucht werden, heißt es in der Studie. Giftstoffe wie Arsen, Kadmium, Blei und Quecksilber lägen zwar unter den erlaubten Grenzwerten der EU, allerdings enthalte CCM höhere Mengen an Kadmium und Blei als herkömmliches Hühnerfleisch.
Obwohl CCM nach Auffassung der Forscher im Allgemeinen den EU-Anforderungen entspreche, müssten die Produktionsprozesse weiter verbessert werden, um Schwankungen in den Nährstoffwerten zwischen verschiedenen Chargen zu minimieren. Die Wissenschaftler heben hervor, dass die Studie nur ein einzelnes Produkt betrachtet, weshalb die Ergebnisse nicht ohne Weiteres auf andere kultivierte Fleischprodukte übertragbar seien.