HPAI H5N1 in Europa: Noch keine Entwarnung in Sicht
Laut dem aktuellen Radar Bulletin des Friedrich-Löfflers-Instituts (FLI) und des Schweizer Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) ist der HPAI H5N1-Seuchenzug durch Europa weiter in vollem Gang.
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Laut FLI haben bei Wildvögeln die Geflügelpest-Fallzahlen in Europa nochmals zugenommen. Mit dem einsetzenden Frühjahrszug der Zugvögel muss weiter mit Ausbrüchen bei Haus- und Wildvögeln gerechnet werden. Das Risiko von HPAIV-H5-Einträgen in deutsche Geflügelhaltungen und Vogelbestände in zoologischen Einrichtungen durch direkte und indirekte Kontakte zu Wildvögeln wird als hoch eingestuft.
Im Februar 2023 gab es in Europa zahlreiche Meldungen von HPAI bei Haus- und Wildvögeln. Alle Ausbrüche beim Hausgeflügel waren vom Subtyp H5N1. Auch bei Wildvögeln wurden im Berichtszeitraum fast alle Fälle als H5N1 bestätigt, lediglich bei 5 Fällen aus Österreich bzw. einem Fall aus Deutschland wurde nur H5 gemeldet. Die Gesamtzahl der Ausbrüche beim Hausgeflügel in Europa ging im Februar 2023 gegenüber dem Vormonat leicht zurück. Frankreich und Polen waren trotz Rückgang der Fallzahlen weiterhin am stärksten betroffen.
In Deutschland (5), Österreich, Belgien, den Niederlanden, Tschechien und Ungarn kam es wie in den Vormonaten zu einzelnen Ausbrüchen in großen Geflügelbetrieben. In Deutschland waren ein großer Legehennenaufzuchtbetrieb (120.000 Tiere, LK Paderborn, NW), zwei Legehennenhalter (24.000 und 16.000 Tiere, LK Emsland, NI, und Ostholstein, SH), ein Putenmastbetrieb (15.000 Tiere, LK Cuxhaven, NI) und eine kleinere Mischhaltung in Bayern betroffen.
Neu meldeten Spanien, Slowenien und die Türkei einzelne Ausbrüche. Rumänien meldete einen - Ende des Vormonats bestätigten - Fall in einem großen Putenmastbetrieb (66.000 Puten). Es folgten zwei sekundäre Ausbrüche in benachbarten Putenfarmen (56.000 Puten). Die Region zeichnet sich durch eine hohe Geflügeldichte aus.
Bei den in Gefangenschaft gehaltenen Vögeln blieb die Gesamtzahl der Fälle auf vergleichbarem Niveau zum Vormonat. Wie im Vormonat verzeichneten Deutschland (12), Österreich, Frankreich, Belgien und die Niederlande einzelne Ausbrüche in Hobbygeflügelhaltungen. Die Ausbrüche in Deutschland betrafen Kleinhaltungen, überwiegend in Gestalt von Mischhaltungen, sowie einen kleinen Tierpark in Sachsen. Neu meldeten Luxemburg und Slowenien jeweils einen Ausbruch.
Der aktuelle, seit Herbst 2021 andauernde Seuchenzug ist die größte jemals in Europa und Nordamerika verzeichnete Vogelgrippe-Epidemie (EFSA, CDC). Zudem ist die Epidemie im vergangenen Sommer nicht wie üblich saisonal zum Stillstand gekommen, sondern das Virus ist 2022 in vielen europäischen Ländern auch den Sommer über aufgetreten. Nun breitet sich das Virus immer weiter in der südlichen Hemisphäre aus, mit mehreren Erstnachweisen in verschiedenen südamerikanischen Ländern (ProMED).
Es wird weiter dringend empfohlen, Biosicherheitsmaßnahmen in den Geflügelhaltungen auf hohem Niveau zu halten und, wenn nötig, weiter zu verbessern (FLI). In Geflügelhaltungen, insbesondere mit Auslauf- und Freilandhaltung, sollten Präventions- und Biosicherheitsmaßnahmen dringend überprüft und wenn nötig optimiert werden. Tierhalter können die Biosicherheit ihrer Betriebe u. a. mittels der so genannten AI-Risikoampel kostenlos und anonym überprüfen. Nach wie vor empfiehlt das FLI ein bundesweites Verbot von Geflügel- oder Vogelausstellungen bzw. der Abgabe von Lebendgeflügel (im Reisegewerbe) zur Vermeidung einer Verbreitung von HPAI-Infektionen, auch im überregionalen Verkehr.
Radar Bulletin Tierseuchen Februar 2023
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