Tipps zum selber mischen für Legehennen
Verfüttern von eigenem Getreide kann unter Umständen und bei den derzeitigen hohen Preisen Vorteile haben. Robert Pottgüter von Lohmann Breeders erklärte auf einem Themenabend des Bundesverbandes mobile Geflügelhaltung (BVMG), was beim Selbermischen zu beachten ist.
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Weizen, Mais, Triticale und Gerste, daraus kann man mit einem entsprechenden Ergänzer etwas machen, nahm Robert Pottgüter seine Schlussfolgerung schon vorweg. Durch den Ukrainekrieg sei Getreide teurer geworden und die Preise würden weiter steigen. Das gleiche gelte für Soja und Futterzusatzstoffe, sofern sie überhaupt verfügbar seien.
Fachkundige Verwertung des eigenen Getreides könnte also Vorteile haben, so der Fütterungsexperte. Natürlich müssten die Opportunitätskosten bedacht werden, also entgangene Gewinne, die beim Verkauf des Getreides zu den derzeitigen hohen Preisen erreicht werden könnten.
Verantwortungsvolle Mischfutterherstellung
"Wer Futter selbst mischt, hat rechtlich die gleiche Verantwortung wie ein großer Mischfutterhersteller", betonte Pottgüter. Die Rohwarenqualität müsse stimmen, das Getreide müsse frei von Schadstoffen und Krankheitserregern sein. Das ginge nicht ohne Beprobung.
Er empfahl Untersuchungen mit Nah-Infrarot (NIR) – gut geeignet für Rohstoffe, oder bei der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA). Er wies auch darauf hin, dass zum einen Investitionen in die Technik und zum anderen Zeit für das Mischen und die Betreuung der Anlagentechnik notwendig seien.
Im Zusammenhang mit der Technik gab er zu bedenken, je niedriger die Einsatzrate der einzelnen Anteile sei, umso genauer und dadurch teurer sei die Technik, aber auch umso flexibler die Mischungsgestaltung.
Analyse und Qualitätsüberwachung sehr wichtig
Ein erster Schritt in der Überlegung ist laut Pottgüter, welche Rohstoffe vorhanden sind und welche dazu gekauft werden müssen bzw. gekauft werden können. Dazu zählte der Fütterungsexperte verschiedene Mischungen auf:
- zwei Drittel Legemehl plus ein Drittel Getreide
- ein Drittel Ergänzungsfutter plus zwei Drittel Getreide und etwas Öl
- 10 bis 20 % spezielle Konzentrate, plus: Getreide; ggf. Sojaschrot (oder andere Proteinträger), Futterkalk, Öl
- 2 % Mineralfutter, plus: Getreide; Sojaschrot (oder andere Proteinträger), Futterkalk, Öl
- 0,5 - 1 % Vormischung, plus: Getreide; Sojaschrot (oder andere Proteinträger), Futterkalk, Phosphat, Öl
Je kleiner die Zumischrate sei, umso genauer müsse die Ration berechnet werden und eine Qualitätsüberwachung und Analyse sei unbedingt nötig. Außerdem müssten die Rohstoffe professionell zugekauft werden. „Wer Sojaschrot ohne Qualitätszertifikat kauft und es niemals untersucht, will hinters Licht geführt werden.“
Bestandteile der Ration, aus eigener Erzeugung oder zugekauft, sind Getreide, Kalk, Proteinträger oder Grünmehl, zusätzlich auch Fett und Öl als Energieträger sowie ggf. Phosphat.
Digitale Berechnung des Nährstoffgehaltes
"Und das Mehlfutter muss eine tiergerechte Struktur haben und homogen sein", betonte der Fachmann. Wichtig, so Pottgüter, sei die richtige Berechnung des Nährstoffgehaltes. Profis hätten dazu ein Berechnungsprogramm. Verglichen werden könnten die Kosten nur bei Mischungen mit gleichem Nährstoffgehalt, und sie müssten mit der ME-Formel für Geflügel berechnet werden.
Die Energie wird auf Basis der energieliefernden Hauptnährstoffe in den Rohstoffen berechnet, die leicht auf ihre Gehalte hin untersucht werden können (NIR oder LUFA). Der Energiegehalt ist ein Maß für die Nährstoffdichte des Futters. Normal sei ein Energiegehalt von 11,4 bis 11,6 ME MJ/kg.
Im Sommer könnte ein 11,6 MJ – Futter von Vorteil sein, weil die Futteraufnahme bedingt durch hohe Temperaturen niedriger sein kann. Niedrigere Energiegehalte können bei normalen Temperaturen zu höherem Futterverzehr führen, da Hennen vorrangig nach Energiebedarf fressen.
Mit Walzenmühlen, zeigte Pottgüter in seinem Vortrag, könnte am besten ein gut strukturiertes Futter erzeugt werden, aber es gäbe auch andere sehr gut geeignete Vermahlungstechniken. Die Dosierung der Komponenten sei nur über das Gewicht wirklich genau, das sei vor allem bei niedrigen Anteilen von Komponenten wichtig. Zu jeder professionellen Eigenmischungstechnik gehöre eine Öldosierung, fasste der Fütterungsexperte einige Punkte zusammen.
Rohfaserdefizite in Mischungen ausgleichen
Fehler in der Mischung seien als erstes an der Dotterfarbe, dann am Auftreten von Schalenproblemen zu erkennen, bei Fehlern in der Öldosierung würden auch oft die Eigewichte sinken.
In Beispielen für Mischungen aus der Praxis findet Pottgüter oft relativ wenig Rohfaser. Diese könne gut mit Hafer, Luzerne, Grünmehl, Gerste, Sonnenblumen- oder Rapsschrot sowie Lignozelluloseprodukten erreicht werden.
Zum Abschluss stellte der Fütterungsfachmann die Gretchenfrage, die sich auch der Tierhalter stellen sollte: Wo ist das Geld besser verdient, beim Futter mischen oder beim Eier vermarkten?
„Der Wettbewerb der Mischfutterhersteller ist groß, ziehen Sie den Nutzen daraus“, appellierte er an die Zuhörer.
Die angehängte PDF enthält drei verschiedene Eigenmischungen für Legehennen. Die Beispiele sind auf Basis im Markt angebotener Ergänzungsfuttermittel bzw. Mineralfutter.