Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Kommentar

Preisverfall der Wissenschaft?

Eine neue Studie behauptet, dass die Landwirtschaft eine außerordentliche Belastung für die Umwelt darstellt. Umweltschäden würden sich aber nicht in den Lebensmittelpreisen widerspiegeln. Wissenschaftlern zufolge müssten konventionelle tierische Erzeugnisse dreimal so teuer sein.

Veröffentlicht am
Anja Nährig ist leitende DGS Redakteurin.
Anja Nährig ist leitende DGS Redakteurin.privat
Artikel teilen:

Die Landwirtschaft ist einer der größten Umweltverschmutzer der Welt – mit dieser Aussage beginnt eine wissenschaftliche Veröffentlichung der Autoren Amelie Michalke und Tobias Gaugler (et al.). Aber wie kommen Wirtschaftswissenschaftler darauf, die Landwirtschaft so negativ darzustellen? Die Aussage folgerten die Forscher anhand einer Ökobilanzierung, bei der die Erzeugung von jeweils 1 kg Lebensmittel miteinander verglichen wird. Die methodisch umstrittene Analyse ergibt, dass Milchprodukte und Fleisch bezüglich ihrer Umwelt- und Gesundheitswirkung massiv schlechter abschneiden als Getreide und Hülsenfrüchte. Aus diesen Gründen sollten sie deutlich mehr kosten. Ganz nebenbei: die Öko-Variante von alledem war natürlich auch wieder die bessere.

Der Lebensmitteleinzelhandel ist auf die Studie aufgesprungen. Die europaweit angelegte Marketingaktion des Discounters Penny lautet nun „Wie teuer Lebensmittel eigentlich sein müssten“. Für neun Produkte sollen die Verbraucher eine Woche lang die „wahren“ und damit höheren Preise zahlen. Hier möchte man wohl den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Jahrzehntelang haben die wöchentlichen Aktionen der Rewe-Group mit Tiefpreisen für wertvolle Lebensmittel geworben. Diese Kampagne dient allein der medialen Aufmerksamkeit des Lebensmittelkonzerns und einigen verirrten Wissenschaftlern.

Die Agrarwissenschaft muss sich (mehr) bewegen. Den ersten Schritt sind über 1.100 Wissenschaftler gegangen, indem sie die „Dublin Deklaration“ unterzeichneten. Sie treten damit den Kritikern entgegen, die eine Abschaffung der Tierhaltung und Reduzierung des Fleischverzehrs fordern. In Deutschland haben sich unabhängige Agrar- und Veterinärwissenschaftler zusammengetan und publizieren unter www.agrarfakten.de. Sie greifen öffentlich verbreitete Fehlinformationen auf und nehmen Stellung – unbezahlbar. Doch das reicht nicht. Nicht mehr heute.