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Hähnchenmast

Was lange währt, wird richtig gut

Das etwas abgewandelte Sprichwort des Titels beschreibt sehr treffend die Situation auf dem Hof Aselmann im niedersächsischen Fintel. Obwohl die Hähnchenmast bereits 2009 geplant wurde, ist sie erst zwei Jahre alt. Für hervorragende Mastleistungen gab es aber schon eine Auszeichnung, denn die Tiere stehen immer im Fokus.
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Felix Aselmann (r.) mit seinen Eltern
Birgit und Claus Aselmann.
Felix Aselmann (r.) mit seinen Eltern Birgit und Claus Aselmann. Engels
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Felix Aselmann bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Familie als Finteler Moorhähnchen GbR einen Masthähnchenstall mit 40 000 Plätzen. Bis Februar 2020 hielt die Aselmann GbR (Stammbetrieb) rund 115 Milchkühe mit weiblicher Aufzucht. Die Milchviehwirtschaft wurde aufgegeben. Heute betreibt die Familie Jungrinderaufzucht für Fremdbetriebe mit 270 Plätzen und bewirtschaftet 132 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Mutter Birgit Aselmann betreibt zusätzlich über die Sommermonate ein Melkhus (Hofcafé), das ein touristischer Anlaufpunkt in der Region ist.

Langer Genehmigungsprozess

Der Betriebszweig Hähnchenmast ist erst knapp zwei Jahre alt, geplant allerdings wurde er schon seit 2009. Warum dauerte die Umsetzung so lange? Felix Aselmann erinnert sich: „Nach meiner Ausbildung zum Landwirt im Jahr 2009 wollte ich mich in den elterlichen Betrieb einbringen. Doch schon damals kriselte es in der Milchbranche. Unsere Ställe waren alt, man hätte investieren müssen. Die Situation gab das nicht her, deshalb suchten wir nach einem zweiten Standbein. Mehr durch Zufall kamen wir dann auf die Hähnchenmast.“

Der anfangs geplante Standort, weit außerhalb Fintels, ließ sich aufgrund von zu hoher Erschließungskosten nicht realisieren. Somit wurde ein neuer Standort gesucht, der letztendlich an einer Biogasanlage, die die Wärmeversorgung des Stalls übernehmen sollte, gefunden wurde. Während der Genehmigungsphase gründete sich eine Bürgerinitiative gegen das Bauvorhaben. 2015 wurde die Genehmigung erteilt. Darauf folgte eine Klage gegen die Genehmigung des Landkreises, die erst 2018 durch das Oberverwaltungsgericht abgewiesen wurde. „Als wir 2018 dann endlich hätten bauen können, fehlte uns fast ein bisschen die Lust dazu“, gibt Felix Aselmann zu. Über einen Kontakt zu einem Berater und der Firma Sprehe gab es dann doch den Anreiz, in die Hähnchenmast einzusteigen. Der Bau begann und Anfang 2019 konnten die ersten Tiere der Finteler Moorhähnchen GbR in den Stall einziehen.

„Das erste Jahr war sehr anstrengend, weil wir parallel noch die Kühe hatten“, so Felix Aselmann. Nun musste also entschieden werden, wie es weitergeht. „Gerne hätten wir als Familie weiter Milchviehhaltung betrieben, jedoch war betriebswirtschaftlich eine Neuinvestition ein zu großer Schritt für uns.“ Da der Betrieb nach wie vor einen großen Grünlandanteil bewirtschaftet und dieser auch weiterhin genutzt werden soll, entschied sich die Familie dazu, Jungviehaufzucht für andere Betriebe anzubieten. Schnell fanden sich zwei Fremdbetriebe aus der Region, die ihre Jungrinder im Alter von etwa fünf Monaten an den Betrieb abgeben. Kurz vor der ersten Kalbung gehen die Tiere zurück zum Ursprungsbetrieb.

Arbeitsteilung für Vater und Sohn

Felix Aselmann kümmert sich überwiegend um das Wohl der Tiere (sowohl im Hähnchen- als auch im Jungrinderbereich), Vater Claus Aselmann ist vor allem für das Füttern der Rinder und für diverse andere Hofarbeiten verantwortlich. Die Außenwirtschaft wird von beiden gemacht, vieles ist an ein Lohnunternehmen ausgelagert.

Felix Aselmann betreibt die Mast im Sechs-Wochen-Rhythmus als Mittelmast, also werden alle 42 Tage Küken eingestallt. Sein Zielergebnis zur Vorausstallung liegt bei 1 700 g nach 28 Masttagen und zur Endausstallung bei 2 vbjkioPlkxc500 g nach 36 Masttagen (Angaben ohne Schlachttag). Ab Tag 37 bis Tag 41 folgt dann die Serviceperode – also Ausmisten, Reinigung, Desinfektion, gegebenenfalls Wartung und Reparatur, sowie wieder vorheizen und vorbereiten für den Folgemastdurchgang. Auf diese Weise schafft Aselmann 8,6 Durchgänge pro Jahr.

Die Fütterung verläuft in fünf Phasen: ein Futter für die Startphase, dann drei verschiedene Futter für die Mast sowie eines für die Endmast. Das gesamte Futter ist nach VLOGStandard frei von Gentechnik, was wichtig ist für die Zusammenarbeit mit Sprehe. Ab dem neunten Tag fängt der Landwirt mit der Weizenbeifütterung an und erhöht den Weizenanteil in Stufen bis auf 15 % je nach Bedarf seiner Tiere. Den Weizen bezieht Aselmann über die Genossenschaft aus der Region. Er selbst baut keinen Weizen an, da die Bodenqualität – reiner Sandboden, 18 Bodenpunkte – dies nicht zulässt.

Test mit neuen Hähnchen

Als Genetik hat er mit Ross-Hähnchen angefangen, ist dann jedoch auf Cobb umgestiegen. „Wir waren mit den Ross-Hähnchen zufrieden, doch nach einigen Durchgängen kam plötzlich ein Fax von der Brüterei und kündigte für den nächsten Durchgang Cobb-Hähnchen an.“ Felix Aselmann ist offen und Neuem gegenüber aufgeschlossen. Deshalb ließ er sich darauf ein und testete die Cobb-500-Hähnchen.

„Bei uns kaufen die Mäster ihre Küken und können bei der Genetik zwischen Ross und Cobb auswählen. Das ermöglicht mehr Entscheidungsfreiheit und Auswahl bezüglich der Elterntierherden. Wenn es passt, regen wir auch mal neue Ideen an“, erklärt Sören Dreß dazu. Er arbeitet für die Sprehe Gruppe als Mästerbetreuer und Systemischer Coach, ist somit auch zuständig seit dem ersten Mastdurchgang 2019 für den Betrieb Aselmann.

Der Test mit den Cobb-Hähnchen verlief letztlich so erfolgreich, dass Felix Aselmann von der Firma Cobb Germany Avimex GmbH sogar ausgezeichnet wurde für die beste Mastleistung im Jahr 2020: Im prämierten Durchgang wog seine Herde nach 37 Tagen durchschnittlich 2 848 g, was einer mittleren Tageszunahme von 76,97  g pro Tier entspricht. Die Futterverwertung war mit 1 : 1,47 ebenfalls hervorragend. „Und das, obwohl wir speziell in diesem Durchgang Probleme mit Escherichia coli hatten und die Verluste dadurch erhöht waren“, erinnert sich der Mäster.

„Die Cobb-Küken finden die Futtertöpfe schnell und fangen früh an, Futter aufzunehmen. Ich flute deshalb zu Beginn der Mast die Schalen mit Futter, sodass die Küken ausreichend Futter aus den Schalen bekommen, ohne in die Schalen steigen zu müssen“, empfiehlt Felix Aselmann. Außerdem mögen es die Cobb-Hähnchen etwas kühler, hat der engagierte Mäster festgestellt.

Mit Selektion gegen E. coli

Nahezu jeder Geflügelmäster hat mal Probleme mit E. coli im Bestand. Das Krankheitsbild ist unterschiedlich, es kann zu Entzündungen der Haut, der Atemwege, von Leber, Herz und Darm kommen und führt bei betroffenen Tieren letztlich zum Tod. „Wenn unsere Küken schon in den ersten Lebenstagen an E. coli erkranken, ärgert es mich besonders, denn dadurch steigt der Betreuungsaufwand für gute Leistung enorm“, so der Landwirt. Er setzt bei erkrankten Tieren stark auf Selektion: Bei jedem Stallrundgang – mindestens zweimal pro Tag – selektierter erkrankte Tiere, die natürlich auch als Verlust gezählt werden. Durch dieses vorausschauende Vorwegnehmen ist sein Prozentsatz an Verlusten vielleicht etwas höher, aber er sorgt damit für einen geringeren Infektionsdruck. Die gelegentlich auftretenden Probleme mit E. coli versucht er aktuell mit dem Versprühen von sogenannten Effektiven Mikroorganismen (EM) in den Griff zu bekommen. Die Mischung, eine Empfehlung seines Tierarztes, soll helfen, die Tiere zu stabilisieren. Als EM werden kommerzielle Mischungen aus verschiedenen, universell vorkommenden aeroben und anaeroben Mikroorganismen bezeichnet, die vielfältig zur Verbesserung des Stallklimas oder der Tiergesundheit eingesetzt werden können. Dazu zählen vor allem Milchsäurebakterien, Hefepilze sowie Kräuterfermente. Der Versuch soll noch einige Durchgänge andauern.

Zusätzlich nutzt er Oreganoöl als Trinkwasserbeigabe rund um die Impfungen zu Beginn der Mast. Oregano hat eine antibakterielle Wirkung. Es erhöht die Widerstandsfähigkeit des Verdauungstraktes und wirkt vorbeugend bzw. unterstützend bei Durchfallerkrankungen.

Auf Socken durch den Stall

Der Parameter Fußballengesundheit ist so wichtig, dass er auch als Indikator für die Qualität der Tierhaltung in der Hähnchenmast herangezogen wird. Verletzungen der Fußballen sind Hautentzündungen. Sie entstehen dadurch, dass die Haut längere Zeit feucht ist und aufweicht. Außerdem wirkt der durch Feuchtigkeit aktivierte Ammoniak im Kot ätzend auf die Fußballen, was diese zusätzlich aufweicht und schädigt. Dadurch können Bakterien eindringen, die Fußballen entzünden sich und heilen schlecht. Die Tiere haben Schmerzen, laufen und fressen weniger.

„Den Masthähnchen ist ständig Zugang zu trockener und lockerer Einstreu zu gewähren, damit sie ihren natürlichen Verhaltensweisen Picken, Scharren und Staubbaden nachkommen können. Feuchte und verkrustete Einstreu ist unbedingt zu vermeiden, da dies Probleme mit der Fußballengesundheit bewirken kann“, erklärt Sören Dreß. Um die Einstreuverhältnisse zu überprüfen, läuft er sogar nur auf Socken mit Überziehern durch den Stall. „Ich kann dann genau fühlen, wie fein und trocken oder nass die Einstreu und wie warm der Boden ist“, so der Berater. Er empfiehlt dieses ungewöhnliche Vorgehen jedem Geflügelhalter. Er meint: „Einfach mal eine ungewohnte Perspektive einnehmen gibt viele neue Erkenntnisse.“ Felix Aselmann nutzt Strohgranulat als Einstreu. „Damit habe ich gute Erfahrungen gemacht. Die Fußballen sind in Ordnung. Ich achte allerdings auch darauf, dass das Stallklima fortwährend richtig eingestellt ist. Dafür muss ich regelmäßig nachjustieren. Die Luftfeuchtigkeit spielt eine sehr wichtige Rolle im Masterfolg, aber zu hoch darf sie nicht sein, sonst wird die Einstreu zu feucht, was wiederum schlecht für die Fußballengesundheit ist.“ Auch die Wasserversorgung mittels der Tränke stellt er jederzeit bedarfsgerecht für seine Tiere ein – Tränkebahn, also Nippelhöhe und Wasserdruck, müssen passen, dann bleibt auch die Einstreu trocken.

Konsequent verändern

Durch seine vielen Anstrengungen, mit dem Ziel, die Umgebung der Tiere so optimal wie möglich zu gestalten, verzeichnet Felix Aselmann auch unter teils widrigen Bedingungen gute Leistungen. Saeid Najati, Berater von Cobb Germany Avimex, weiß noch einen Grund: „Felix hat ein Auge für das Tier. Er handelt vorausschauend und ist bereit, ständig dazuzulernen. Probleme löst er, schiebt sie nicht vor sich her. Außerdem ist er offen für Neues. Das zeichnet ihn aus und ist sicher ein wichtiger Erfolgsfaktor. Unsere Auszeichnung hat er nicht nur wegen dieses einen guten Durchgangs bekommen, sondern weil seine Einstellung zum Tier und das Management stimmen.“

Fragt man Felix Aselmann danach, warum er so erfolgreich ist, winkt er ab. „Ich mache gar nicht so viel anders als andere Berufskollegen. Aber was ich mache, mache ich konsequent“, sagt er. Dann fällt ihm doch etwas ein: „Ich halte viel davon, mir selbst helfen zu können. Die Technik meines Stalles etwa kann ich mittlerweile komplett eigenständig reparieren, ich habe alle Ersatzteile vorrätig und mir das Wissen durch Ausprobieren selber angeeignet. Als kürzlich die Biogasanlage Probleme hatte und der Strom ausfiel, musste ich das Notstromaggregat erstmals nutzen und es zwei Tage laufen lassen, um das Stallklima im optimalen Bereich zu halten. Was andere vielleicht als lästiges Ärgernis sehen, war für mich letztlich ein willkommener Test der Notfalltechnik. Zum Glück waren die Außentemperaturen nicht hoch, sodass das Klima gut zu regeln war“, so der Landwirt.

Für die Zukunft heißt es für Felix Aselmann erst einmal: konsolidieren und optimieren. „Für weiteres Betriebswachstum fehlt uns derzeit die Planungssicherheit. Doch es gibt immer Stellschrauben, an denen man drehen kann, um Tierwohl und Leistung zu verbessern. Es gibt immer etwas zu tun“, so der engagierte Landwirt.


Der Betrieb

Aselmann GbR und Finteler Moorhähnchen GbR

  • Standort Fintel, Landkreis Rotenburg (Wümme), Niedersachsen
  • Landwirtschaftliches Familienunternehmen in vierter Generation
  • Rinderaufzucht mit 270 Plätzen, Hähnchenmast mit 40 000 Plätzen
  • 132 ha landwirtschaftliche Nutzfläche
  • Die 2018 neu errichtete Stallanlage für die Masthähnchen wird unter dem Firmennamen Finteler Moorhähnchen GbR in Partnerschaft mit der Sprehe Gruppe betrieben.
  • Sohn Felix Aselmann leitet diesen Betriebszweig.