
H5N1-Nachweise in US-Milchviehbetrieben: Aktuelle Erkenntnisse zur Virusdynamik
In den USA wurde H5N1 in kommerziellen Milchviehbetrieben nachgewiesen. Nun liefern neue Daten zu Ausscheidung, Transmission und Virusmerkmalen wichtige Grundlagen für die Risikobewertung.
von DGS Redaktion Quelle thepoultrysite.com erschienen am 21.11.2025Der Nachweis hochpathogener aviärer Influenza (HPAI) H5N1 in US-Milchkühen im Jahr 2024 hat zu einer vertieften wissenschaftlichen Betrachtung des Wirtsspektrums und der Virusdynamik geführt. The Poultry Site fasst aktuelle Forschungsergebnisse und Praxisberichte aus den USA zusammen, die im Rahmen der Jahrestagung 2025 der American Association of Avian Pathologists vorgestellt wurden.
Einordnung des ungewöhnlichen Wirtsspektrums
Im März 2024 wurde H5N1 erstmals in kommerziellen Milchviehbetrieben in Texas nachgewiesen. Dies stellt eine Abweichung vom üblichen epidemiologischen Muster dar, da H5N1 überwiegend in Geflügelpopulationen und Wildvögeln zirkuliert. Wie The Poultry Site berichtet, fehlte in den ersten Wochen nach dem Fund eine koordinierte fachliche Anleitung durch Behörden und Branchenorganisationen, was eine rasche Bewertung und Eindämmung erschwerte.
Befunde zur Virusverbreitung in Milchviehbeständen
Laut The Poultry Site wurde das Virus im September 2024 nach Kalifornien eingeschleppt, vermutlich im Zusammenhang mit dem Transport laktierender Kühe. Beobachtungen von Tierärzten zeigten, dass infizierte Kühe H5-Viruspartikel über Sammelmilch ausschieden, bevor klinische Symptome erkennbar waren. Dieser Befund ist epidemiologisch relevant, da er Hinweise zur zeitlichen Dynamik der Virusvermehrung liefert.
Wesentliche wissenschaftliche Erkenntnisse:
- Zeitliche Vorverlagerung der Virusausscheidung: Virusnachweis in Milch vor Auftreten klinischer Symptome.
- Innerbetriebliche Transmission: In betroffenen Regionen kam es zu rascher Ausbreitung innerhalb von Milchviehbeständen.
- Interbetriebliche Transmission: Tierbewegungen spielten eine Rolle bei der Übertragung zwischen Beständen.
Diese Daten beschreiben primär die Situation in US-Milchviehbetrieben und erlauben derzeit keine belastbaren Rückschlüsse auf europäische Verhältnisse oder Geflügelhaltungen außerhalb der betroffenen Regionen.
Virologische Bewertung: Keine Zunahme humanrelevanter Merkmale
Die virologische Analyse der aus Rindern isolierten H5N1-Stämme wurde in den USA intensiv vorangetrieben. Wie The Poultry Site unter Bezug auf Forschungsarbeiten des St. Jude Children's Research Hospital berichtet, zeigen die bisher untersuchten Viren:
- keine erhöhte Bindungsaffinität zu humanen Rezeptortypen
- keine gesteigerte Transmission in Frettchenmodellen
- keine signifikanten antigenischen Veränderungen im Hinblick auf Merkmale, die typischerweise mit einer erhöhten zoonotischen Gefahr verbunden wären.
Diese Befunde sprechen dafür, dass die untersuchten H5N1-Stämme trotz eines erweiterten Wirtsspektrums weiterhin überwiegend Eigenschaften aviärer Influenzaviren aufweisen. Die globale Situation bleibt jedoch dynamisch, weshalb kontinuierliche virologische und epidemiologische Überwachung essenziell ist.
Schlussfolgerung
Die dargestellten Daten liefern wichtige wissenschaftliche Einblicke in die H5N1-Infektionen bei US-Milchkühen. Sie beziehen sich insbesondere auf die zeitliche Dynamik der Virusausscheidung, die Bedeutung von Tierbewegungen für die betriebsübergreifende Ausbreitung sowie auf die virologischen Eigenschaften der nachgewiesenen Stämme. Der Fall verdeutlicht zudem, dass das Wirtsspektrum von H5-Viren breiter ist als bislang angenommen. Gleichzeitig zeigen die bislang vorliegenden Befunde keine Hinweise darauf, dass die in Milchviehbeständen identifizierten Viren ein verändertes Risiko für den Menschen oder für andere Tierarten außerhalb des unmittelbar betroffenen Systems darstellen.









