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Aviäre Influenza

Die Vogelgrippe kehrt mit aller Macht nach Europa zurück

Seit Anfang dieses Monats haben mehrere Länder in Europa ein Wiederaufleben der hochpathogenen Vogelgrippe in Geflügelherden verzeichnet. Nahezu 300 Ausbrüche in 20 Ländern zeigen, wie massiv sich das Virus erneut ausbreitet und wie ernst die Lage für Europas Geflügelwirtschaft ist.

von DGS Redaktion Quelle WattPoultry erschienen am 24.10.2025
Das Virus breitet sich erneut in großem Maßstab über den gesamten europäischen Kontinent aus. © Fahroni/Shutterstock
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Die Vogelgrippe ist zurück – und sie trifft Europa härter als erwartet. Seit Beginn des Monats Oktober wurden laut WattPoultry und der neuesten Aktualisierung des Tierseucheninformationssystems der Europäischen Kommission (Stand 15. Oktober) 295 Ausbrüche der hochpathogenen Aviären Influenza (HPAI) bei Nutzgeflügel in 20 europäischen Ländern bestätigt.

Das Virus breitet sich damit erneut in großem Maßstab über den Kontinent aus. Besonders betroffen sind Ungarn mit 105 bestätigten Ausbrüchen, Polen mit 94, Deutschland mit 19 sowie Bulgarien und Spanien, die jeweils 12 betroffene Betriebe melden. In fast allen Fällen wurde der H5N1-Serotyp nachgewiesen – jener Virus-Typ, der bereits in den vergangenen Jahren für großflächige Verluste in Geflügelbeständen verantwortlich war.

Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2024 wurden 451 Ausbrüche bei Nutztieren gemeldet. Das zeigt, dass die diesjährige Herbstsaison bereits früh eine hohe Dynamik erreicht hat und dass die Lage sich wieder verschärft.

Zehn Länder mit neuen Ausbrüchen – darunter Deutschland

Im Vergleich zum Monatsbeginn ist die Zahl der Ausbrüche um 22 neue Fälle gestiegen. Besonders auffällig: Deutschland und Spanien meldeten jeweils sechs neue Infektionen, Polen fünf. Weitere betroffene Länder sind Bulgarien, Dänemark, Frankreich, Italien, Litauen, die Niederlande und Nordirland.

Für mehrere Staaten, darunter Bulgarien, Dänemark, Frankreich, Litauen und die Niederlande, sind es die ersten bestätigten Fälle seit den Sommermonaten. Auch in Bayern, Brandenburg und Thüringen traten neue Ausbrüche auf, wie Meldungen an die Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) belegen.

Strenge Maßnahmen in den Niederlanden und Frankreich

Besonders entschieden reagierten die Niederlande: Nach einem bestätigten HPAI-Fall in einem Zuchtbetrieb in der Provinz Drenthe verhängte das Landwirtschaftsministerium eine landesweite Aufstallungspflicht für Geflügel.

„Diese nationale Maßnahme zielt darauf ab, das Infektionsrisiko bei in Gefangenschaft gehaltenen Vögeln zu verringern, indem der Kontakt zwischen freilaufenden Hausvögeln und Wildvögeln begrenzt wird“, erklärte das Ministerium. Eine Expertengruppe stufte das Risiko für die niederländische Geflügelbranche als „moderat“ ein.

Auch in Frankreich wurde das Risikoniveau angehoben. Das französische Landwirtschaftsministerium reagierte auf eine Zunahme von Virusnachweisen in Hauts-de-France und Normandie, wo H5-Viren in Fasanen-, Rebhuhn- und Hinterhofbeständen gefunden wurden. Inzwischen sind auch Betriebe in der Region Pays de la Loire und entlang der Atlantikküste betroffen.

Großbritannien und Wildvögel betroffen

Während die Europäische Kommission Großbritannien nicht in ihre HPAI-Datenbank einbezieht, meldeten britische Veterinärbehörden drei neue Ausbrüche im Nordwesten Englands. Damit steigt die Gesamtzahl dort auf 65 betroffene Betriebe.

Auch bei Wildvögeln breitet sich die Vogelgrippe weiter aus. In 32 europäischen Ländern wurden seit Jahresbeginn 743 HPAI-Fälle in freier Wildbahn gemeldet. Damit liegt die Zahl zwar noch unter den 926 Fällen des Vorjahres, doch die Dynamik bleibt besorgniserregend. Zu den jüngsten Funden zählen H5N1-Infektionen in Dänemark, Italien, Nordmazedonien und Schweden.

Ein besonders bemerkenswerter Fall wurde Anfang Oktober auf Madeira registriert: Erstmals in diesem Jahr wurde dort ein Wildvogel – eine Möwe – positiv auf ein H7-Virus getestet.

Weitere Fälle bei Hobby- und Zootieren

Neben den gewerblichen Geflügelbetrieben sind auch Hobbyhaltungen und Zoos betroffen. Bis Mitte Oktober meldeten 19 Länder insgesamt 83 Ausbrüche in dieser Kategorie – eine Zahl, die sich im Vergleich zu den 142 Fällen des gesamten Vorjahres bereits deutlich nähert. Neu hinzugekommen ist Nordmazedonien, das 2025 seinen ersten Ausbruch in dieser Gruppe registrierte.

In den vergangenen zwei Wochen kamen neue Fälle aus Frankreich, Irland, der Slowakei, Spanien und Schweden hinzu.

Fachleute warnen vor dauerhafter Gefährdungslage

Die Zahlen zeigen, dass sich die Vogelgrippe in Europa weiter endemi­sieren könnte. Nach Einschätzung von Veterinärbehörden und Epidemiologen ist das Virus mittlerweile dauerhaft in Wildvogelpopulationen etabliert und kann jederzeit wieder auf Nutzgeflügel übergreifen.

Entsprechend raten Fachleute zu verschärften Biosicherheitsmaßnahmen, zur konsequenten Überwachung und zu einer stärkeren Koordination zwischen EU-Mitgliedsstaaten. Auch Impfstrategien werden zunehmend als mögliche Ergänzung zur Prävention diskutiert – bislang allerdings nur in Pilotprojekten.