
Forschung: Persistente E. cecorum gefährden Biosicherheit
Das pathogene Bakterium Enterococcus cecorum breitet sich in Geflügelställen massiv über die Stallumgebung aus. Neue Forschungen aus Kanada zeigen, dass Staub und Insekten zentrale Reservoirs sind.
von DGS Redaktion Quelle ModernPoultry; Universität Montreal, TiHo Hannover erschienen am 18.11.2025Enterococcus cecorum findet sich in Geflügelställen „überall“. Neue Daten zeigen dabei eine hohe Relevanz für die Biosicherheit. Eine neue kanadische Untersuchung zeigt, dass sich das Bakterium Enterococcus cecorum (EC) nicht nur direkt zwischen Tieren überträgt, sondern breitflächig im Stallmilieu persistiert. Die Ergebnisse, vorgestellt von Martine Boulianne (Universität Montreal) auf der AAAP-Jahrestagung 2025, verdeutlichen die Rolle von Staub und Insekten als Reservoirs – ein Befund, der auch durch aktuelle deutsche Forschung bestätigt wird.
Ein Erreger mit hoher Persistenz
E. cecorum ist seit mehreren Jahren ein aufstrebender Krankheitserreger in der Broilermast und wird häufig bei Osteomyelitis, Arthritis und Polyserositis nachgewiesen. Der Erreger neigt dazu, sich dauerhaft in Ställen festzusetzen und immer wieder Krankheitsausbrüche auszulösen.
Das Forschungsteam untersuchte drei betroffene Betriebe umfassend – inklusive Staub, Wasserleitungsbiofilmen, Kot, Insekten sowie gesunden und kranken Tieren. Besonders auffällig war die hohe Belastung mit virulenzassoziierten cpsO-positiven Stämmen im Staub von Abluftventilatoren und im Kot. In einer Herde fanden die Forscher identische Stämme sowohl im Staub als auch in den Blinddärmen gesunder Tiere. In einer anderen Herde ergab sich eine Verbindung zwischen Staub und den Blinddärmen erkrankter Tiere.
Damit widerspricht die Studie der immer noch verbreiteten Annahme, dass E. cecorum hauptsächlich über direkten Tierkontakt übertragen wird. Stattdessen spielt die Stallhygiene – insbesondere Staubmanagement – eine zentrale Rolle. „Staub ist wahrscheinlich ein Reservoir. Wir müssen daher den Reinigungs- und Desinfektionsprozess besonders beachten“, sagte Boulianne.
Insekten als Vektoren
Erstmals konnten identische E.-cecorum-Stämme auch in Mehlkäfern und Fliegen nachgewiesen werden – selbst nachdem die Insekten gründlich gereinigt worden waren. Damit gelten sie als wahrscheinliche Vektoren und tragen zur Umweltpersistenz bei.
Deutsche Studie bestätigt Umweltpersistenz auf Broilerbetrieben
Auch deutsche Forscher haben kürzlich die Bedeutung des Stallumfelds für E. cecorum bestätigt. Eine 2024 veröffentlichte prospektive Untersuchung von Tessin et al. (Niedersachsen) analysierte 1 017 Umwelt- und Kotproben aus zwei Broilerbetrieben über sechs Produktionszyklen. Die wichtigsten Ergebnisse:
- 7,5 % aller Proben waren positiv für Enterococcus cecorum.
- Die meisten positiven Befunde traten in der Endmastphase auf.
- Vier von 14 Umweltorten blieben selbst nach Reinigung und Desinfektion EC-positiv, was auf eine anhaltende Kontamination hinweist.
Diese Daten belegen, dass EC auch in Deutschland im Stallmilieu persistiert und sich nicht ausschließlich durch direkten Tierkontakt verbreitet. Die deutsche Studie unterstreicht zudem, wie schwer der Erreger aus der Umwelt zu eliminieren ist – selbst bei etablierten Hygienekonzepten.
Konsequenzen für die Biosicherheit
Sowohl die kanadischen als auch die deutschen Ergebnisse zeigen, dass das Staubmanagement immer mehr zum Schlüsselthema der Biosicherheit wird. Außerdem sollte die Insektenkontrolle stärker in EC-Bekämpfungsstrategien integriert werden. Auch einfache Reinigung und Desinfektion reichen oft nicht aus, wenn kritische Nischen und Abluftsysteme nicht gezielt behandelt werden.
Fazit
Enterococcus cecorum ist kein Erreger, der sich primär von Tier zu Tier bewegt. Vielmehr handelt es sich um einen hartnäckigen Umweltkeim, der sich in Staub, Insekten und schwer zugänglichen Stallbereichen festsetzt. Die aktuelle deutsche Forschung bestätigt diese Einschätzung und zeigt, dass EC auch hierzulande ein dauerhaftes Risiko für broilerhaltende Betriebe darstellt.








