
Wissenstransfer mit großer Reichweite
Bei einem Austausch- und Vernetzungstreffen des Netzwerks Fokus Tierwohl am 17. September 2025 in Berlin lag der fachliche Schwerpunkt auf dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Tierhaltung.
von DGS Redaktion Quelle Anke Redantz erschienen am 19.09.2025Am 17. September 2025 fand in Berlin ein Austausch- und Vernetzungstreffen des Netzwerks Fokus Tierwohl statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der fachliche Austausch zum Thema „Künstliche Intelligenz (KI) in der Tierhaltung“. Eingangs wurde das Netzwerk Fokus Tierwohl vorgestellt, bevor sich Impulsvorträge mit dem Einsatz von KI in der Tierhaltung beschäftigten. Die Referenten beleuchteten in ihren Fachvorträgen, was unter KI zu verstehen ist, wie sie in den Betrieben konkret genutzt werden kann und welche Herausforderungen – insbesondere im Bereich der Cybersicherheit – mit ihrem Einsatz einhergehen.
Dr. Katja Brase, Verbundkoordinatorin beim Verband der Landwirtschaftskammern, stellte Struktur, Zielsetzung und neue Entwicklungen des Netzwerks Fokus Tierwohl vor. Das zentrale Anliegen: Wissenstransfer rund um das Thema Tierwohl in der Nutztierhaltung. Im Fokus stehen die Landwirte. Auch der vor- und nachgelagerte Bereich der Landwirtschaft sowie die interessierte Öffentlichkeit können von den Informationen profitieren. Mittlerweile beteiligen sich alle Bundesländer am Netzwerk.
Wissenstransfer auf drei Säulen
In der ersten Förderphase wurden drei Tierwohl-Kompetenzzentren für die Nutztiere Rind, Schwein und Geflügel eingerichtet. Deren Aufgabe: Vorhandenes Wissen sammeln, systematisch aufbereiten und fachlich einordnen. In der nun laufenden zweiten Förderperiode kamen die Nutztierarten Neuweltkamele, Pferd sowie kleine Wiederkäuer (Schaf und Ziege) hinzu.
Das Netzwerk arbeitet mit so genannten Impulsbetrieben zusammen, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen als Praxispartner in das Netzwerk einbringen. Denn: Landwirte lernen am liebsten von Landwirten. Neben den Impulsbetrieben wird der Wissenstransfer durch zwei weitere Säulen ergänzt: Die Website einschließlich der sozialen Medien sowie Veranstaltungen der Verbundpartner. Insbesondere die Onlineveranstaltungen erfreuen sich großer Beliebtheit.
Viele Formate – beeindruckende Reichweite
Seit Projektbeginn wurden über 2.275 Veranstaltungen für unterschiedliche Zielgruppen durchgeführt - mit insgesamt mehr als 114.400 Teilnehmern. Anfang Februar 2025 konnte der 100.000ste Teilnehmer begrüßt werden. Die verschiedenen Formate zielen auf die Bedürfnisse der unterschiedlichen Zielgruppen. Neben den Veranstaltungen sind Fachbroschüren ein wichtiges Kommunikationsinstrument. Diese werden inzwischen auch in mehreren Sprachen, darunter Englisch, Polnisch und Rumänisch angeboten.
Einen besonderen Stellenwert nimmt die mediale Kommunikation ein, wie Susanne Gäckler, Projektleiterin Tierhaltung bei der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG e. V.), erläuterte. Digitale Formate erlangen eine immer größere Bedeutung. Auch deshalb ist es wichtig, dass die Kommunikation speziell auf die Zielgruppen der Landwirte, Berufs- und Fachschüler sowie der Verbraucher zugeschnitten wird.
Das Ergebnis: die Website erreichte seit 2023 insgesamt 2,1 Mio. Impressionen, also Sichtkontakte von Nutzern mit der Website, sowie rund 537.000 Seitenaufrufe. Am häufigsten besucht: die Veranstaltungsseiten. Neben den Fachinformationen aus Broschüren gewinnen Videos, wovon es mittlerweile 40 gibt, sowie Podcasts und Audiofiles zunehmend an Bedeutung.
Doch trotz der digitalen Präsenz: Der Kontakt von Mensch zu Mensch bleibt ein zentrales Anliegen. Deshalb ist die Teilnahme an Veranstaltungen und Messen ein wichtiger Bestandteil der Aktivitäten.
Im Fokus: KI im Geflügelstall
Stellvertretend für den Geflügelbereich stellte Hannah Kanwischer die Aktivitäten des vergangenen Jahres vor und gab einen Ausblick auf kommende Projekte. Insgesamt sind dem Geschäftsbereich Geflügel vier Arbeitsgruppen zugeordnet. Neben den AGs Pute, Legehenne und Masthähnchen gehört auch eine AG Emissionsminderung und Nachhaltigkeit dazu. Für Puten ist ein Schwachstellen-Analyse-Tool geplant, die AG Legehenne erarbeitet ein e-Learning-Tool. Die AG Masthähnchen pausiert derzeit. Ein fachlich brennendes Thema befasst sich mit dem Fangen und Verladen von Altenhennen, wozu ein Sachstandsbericht vorliegt. Und auch die Digitalisierung und der Einsatz von KI im Geflügelstall stehen im Fokus.
Finanzierung und Ausblick
Das Netzwerk Fokus Tierwohl wird über das Bundesprogramm Nutztierhaltung gefördert. Das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) hat die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) mit der Projektträgerschaft beauftragt. In der ersten Förderphase standen 15 Mio. Euro zur Verfügung, in der aktuell laufenden zweiten Phase 12 Mio. Euro. Diese läuft noch bis zum 31. Dezember 2026.