
Niederlande: Pakt für mehr Tierschutz wird teuer
Die geplante Verschärfung des Tierschutzes in den Niederlanden bis 2040 wird laut der Universität Wageningen Investitionen von bis zu 8,4 Mrd. Euro erfordern und zusätzliche jährliche Kosten von bis zu 2,1 Mrd. Euro verursachen.
von Agra Europe erschienen am 14.07.2025Die geplante Verschärfung des Tierschutzes in der niederländischen Landwirtschaft bis zum Jahr 2040 wird wahrscheinlich viele Milliarden Euro kosten. Die Universität Wageningen beziffert die dafür notwendigen Investitionen der Viehhalter auf insgesamt 5,9 Mrd. Euro bis 8,4 Mrd. Euro. Dabei wurde unterstellt, dass der Viehbestand um 20% abgestockt wird. Darüber hinaus dürften nach den Berechnungen der Wissenschaftler in der Tierproduktion zusätzliche jährliche Kosten einschließlich entgangener Nettoeinnahmen in einer Bandbreite von insgesamt 1,3 Mrd. Euro bis 2,1 Mrd. Euro anfallen.
Grundlage der Kalkulationen ist der Entwurf einer Durchführungsverordnung (AMvB) der scheidenden Landwirtschaftsministerin Femke Wiersma. Das Papier ist ein erster Beitrag zur Umsetzung des „Pakts für tiergerechte Tierhaltung“, den sie im Juni mit Vertretern der Landwirtschaft, der Vermarktungskette bis hin zu den Supermärkten und der Tierschutzorganisation Dierenbescherming geschlossen hat. Ein erheblicher Teil der dadurch erwarteten zusätzlichen jährlichen Kosten entfällt auf Maßnahmen, die mehr Stallfläche je Tier vorsehen. Zudem würde der Arbeitsaufwand durch die zusätzlichen Auflagen steigen. Ein weiterer wichtiger Kostenfaktor seien Kreditzinsen.
Kosten übersteigen Einkommen auch in der Geflügelhaltung
Die Wissenschaftler betonen, dass viele Landwirte die notwendigen Investitionen nicht allein stemmen könnten. Die Einbußen durch die strengeren Regeln reichten von 8 % des durchschnittlichen Referenzeinkommens in der Geflügelhaltung bis zu 200 % in der Schweinemast. Eine vollständige Überwälzung der Kostensteigerungen auf die Verbraucherpreise würde der Studie zufolge zu einem Anstieg der jährlichen Ausgaben eines durchschnittlichen niederländischen Haushaltes für tierische Erzeugnisse um schätzungsweise 52 Euro bis 88 Euro oder um 2,7% bis 4,5% führen.
Mehr Tierschutz auf EU-Ebene erforderlich
Ein höheres Preisniveau auf Verbraucherebene sei allerdings nur möglich, wenn ähnliche Schritte zur Verschärfung des Tierschutzes auf EU-Ebene oder zumindest in Nordwesteuropa unternommen würden. Dann hätten die Käufer nämlich keine Wahl, argumentieren die Wissenschaftler. Unterdessen sei in der Agrarvision von EU-Kommissar Christophe Hansen zwar von einer Überprüfung der EU-Tierschutzvorschriften und von einer Stärkung der Tierschutzkennzeichnung die Rede. Allerdings sei noch nicht klar, wohin dies führen werde.