Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Tiertransport

Studienlage zum Fangen und Tragen von Geflügel

Rechtsvorschriften und vorhandene wissenschaftliche Studien zum Fangen und Tragen von Nutzgeflügel wurden an der Freien Universität Berlin zusammengetragen. Den Sachstand stellte Prof. Dr. Isabelle Ruhnke auf der Mitgliederversammlung am 20. Mai 2025 des Verbandes bäuerlicher Hähnchenerzeuger e. V. (BVH) vor.

von Susanne Gnauk, DGS erschienen am 30.05.2025
Fangen und Verladen von Schlachtgeflügel. © MBE - Photography
Artikel teilen:

Laut Prof. Isabelle Ruhnke von der FU Berlin gibt es mehrere, teils widersprüchliche Empfehlungen öffentlicher Organe und Konsortien, wie das manuelle Fangen und Tragen von Vögeln durchgeführt werden sollte. Bei einer zitierten EFSA-Studie, wonach das Überkopffangen von Geflügel „…mit 60 bis 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit zu erhöhtem Risiko für schwerwiegenden Verletzungen…“ führe, sei die wissenschaftliche Evidenz nicht klar erkennbar, unterstrich die Wissenschaftlerin, die zum Thema einen Vortrag auf der BVH-Mitgliederversammlung am 20. Mai 2025 in Ascheberg hielt.

Untersuchungen zu anatomisch-physiologischen Veränderungen von Vögeln in Überkopfhaltung liegen laut Ruhnke derzeit nach bestem Wissen nicht vor. Zum Einfluss der inversen Position mit dem Kopf nach unten auf die Atem- und Kreislauffunktion des Geflügels seien trotz intensiver Suche keine wissenschaftlichen Studien gefunden worden, auch keine Hinweise auf etwaige Atemnot während des Fang- und Tragevorganges. Ruhnke wies auch darauf hin, dass Tierwohlparameter nur bedingt aussagekräftig seien, um festzustellen, inwiefern Fangmethoden Schmerzen und Leiden verursachen. Auch die Übertragung von Erkenntnissen von Kleingruppen auf Herden sei mit Vorsicht zu genießen. Beim Vogel seien anatomisch-physiologische Besonderheiten zu beachten, die die Atmung in verschiedenen Positionen beeinflussen. Beispielsweise sei die Lunge anatomisch fest an der Wirbelsäule verankert und kaum dehnbar.

Als häufigste Verletzung beim Fangen treten Blutergüsse durch Flügelschlagen auf. Ob Geflügel ein-, zweibeinig überkopf oder aufrecht gefangen werde, sei für das Tierwohl eher nachranging, solange Verletzungen durch Flügelschlagen und Kollisionen vermieden werden und die Tiere zügig gefangen werden. Eine längere Fangzeit wirke sich dagegen negativ auf die Dauer der Transportleiden und -schäden, die Verletzungsintensität der Tiere, die Mitarbeitendengesundheit, den Arbeitsschutz und die Betriebskosten aus.

Ein ausführlicher Beitrag der FU Berlin zu diesem Thema erscheint zu einem späteren Zeitpunkt online und im DGS-Magazin.