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Politisches Frühstück des ZDG

Ohne Bauernwohl kein Tierwohl

Die deutsche Geflügelwirtschaft hat kürzlich auf ihrem politischen Frühstück mit Agrarpolitikern die Unterstützung der Politik bei der Finanzierung tierwohlfördernder Maßnahmen eingefordert.

Veröffentlicht am
ZDG
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„Ohne Bauernwohl kein Tierwohl“ – auf diese prägnante Formel brachte es Friedrich-Otto Ripke, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), beim politischen Frühstück der Geflügelwirtschaft am 25. April 2018 in Berlin. „Wenn wir alles selber bezahlen müssen, werden wir im Wettbewerb untergehen“, prognostizierte Ripke für den Fall fehlender Unterstützung ein Höfesterben nicht gekannten Ausmaßes und forderte die Beteiligung der Verbraucher an den Mehrkosten: „Tierschutz als Staatsziel ist Aufgabe der gesamten Gesellschaft.“

Mit Blick auf ein staatliches Tierwohllabel bedeute dies den langfristig gesicherten Ausgleich aller Mehraufwendungen der Branche. „Schützen Sie uns deutsche Tierhalter!“, appellierte Ripke an die rund 20 anwesenden Agrarpolitiker.

Ja zum staatlichen Tierwohllabel bei vollständiger Kostenerstattung

Die Spitzenvertreter der deutschen Geflügelwirtschaft erneuerten ihr Bekenntnis zu einem staatlichen Tierwohllabel. Allerdings müsse ein solches Label aus ZDG-Sicht außer dem Ausgleich der Mehraufwendungen eine Herkunftskennzeichnung umfassen und verpflichtend für alle Vermarktungswege gelten – auch für das bei Tierwohlmaßnahmen bislang völlig unberücksichtigte große Marktsegment der Gastronomie.
Mit Blick auf den Ausstieg aus dem Töten männlicher Eintagsküken mahnte Ripke zu Vorsicht bezüglich eines allzu ambitionierten Zeitplans: „Deutschland ist weltweit am weitesten mit der Entwicklung der In-ovo-Geschlechtserkennung – noch gibt es aber kein praxisreifes Verfahren.“ Das Bekenntnis der Branche zum Ausstieg aus dem Kükentöten bei praxistauglichen Alternativen gelte aber, betonte Ripke: „Wir wollen das Problem zeitnah gelöst haben.“

Mehr Unterstützung beim Export nötig

Ein deutlich intensiveres Engagement der Bundesregierung beim Thema Export forderte ZDG-Präsidiumsmitglied Paul-Heinz Wesjohann für die Schlachtgeflügelwirtschaft ein. Konkret brauche die Branche bei der Aushandlung eines staatlichen Veterinärabkommens mit China die intensive Unterstützung der Regierung. China sei der Schlüssel zur Öffnung der asiatischen Märkte, so Wesjohann: „Flügel, Füße, Innereien – gerade die in Deutschland weniger geschätzten Teilstücke sind dort heiß begehrt.“ Eine Vermarktung dieser Teilstücke als Lebensmittel statt als Tierfutter bringe höhere Deckungsbeiträge für die Landwirte und sei als Verwertung des ganzen Tieres ein Beispiel für Nachhaltigkeit.

EU-Richtlinie für diePutenhaltung

ZDG-Vizepräsident Thomas Storck, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Putenerzeuger (VDP), forderte die Unterstützung bei der Durchsetzung einer EU-Putenhaltungsverordnung auf Basis der deutschen Puten-Eckwerte ein. Die mit Wissenschaft, Tierschutz und Praktikern ausgearbeiteten Eckwerte seien mit ihrem Gesundheitskontrollprogramm weltweit einzigartig und optimal als Vorbild einer EU-Verordnung geeignet. „Lassen Sie uns das Jahr 2019 zur Vorbereitung nutzen, um unter deutscher Ratspräsidentschaft 2020 zu EU-weiten, verbindlichen Regeln zu kommen“, appellierte Storck an die Agrarpolitiker. „Nur so können wir Wettbewerbsnachteile für die deutschen Putenhalter vermeiden.“

„Wir brauchen Entwicklungsperspektiven für die Tierhaltung in Deutschland“

„Wir Tierhalter sind Tierschützer“, rückte ZDG-Vizepräsident Rainer Wendt, Vorsitzender des Bundesverbandes bäuerlicher Hähnchenerzeuger (BVH), das hohe Verantwortungsbewusstsein der Geflügelhalter für ihre Tiere in den Fokus. Für die Umsetzung von mehr Tierwohl müssten die Betriebe aber in neue Stalltechnik investieren können. „Wir brauchen Entwicklungsperspektiven für die Tierhaltung in Deutschland“, forderte Wendt mit Blick auf die Auflagenflut bei Stallneubauten, lange Genehmigungsverfahren und ein hohes Maß an Bürokratie.

Für den Bundesverband Deutsches Ei (BDE) schilderte der Vorsitzende Henner Schönecke Anstrengungen und Erfolge der Legehennenhalter beim freiwilligen Ausstieg aus dem Schnabelkürzen. „Wir sind stolz darauf, diese Herausforderung gepackt zu haben – und zwar ohne neue Verordnungen“, verwies Schönecke auf die mit dem Bundesministerium getroffene freiwillige Vereinbarung. „In uns hat die Politik einen verlässlichen Partner“, hob er Veränderungsbereitschaft und Innovationskraft der Branche hervor.ZDG