
Aus Mittelmaß wird Stillstand
Beim Sport wird Spitzenleistung belohnt. Das gilt für die Landwirtschaft nicht. Höchste Zeit, das zu ändern, findet DGS Redakteurin Anja Nährig.
von Anja Nährig (DGS Redaktion) erschienen am 02.07.2024Derzeit ist Fußball-EM in Deutschland. Jetzt raten Sie mal, was sich unsere Fans am meisten wünschen – richtig, die deutsche Nationalelf soll als Meister mit dem ersehnten Pokal vom Platz gehen. Doch wie kann man gewinnen, wenn man das macht, was alle machen bzw. können? Mittelmaß kann sich nicht durchsetzen. Nur Fußballer, die besonders gute Leistung erbringen, besonders viel trainiert haben und dazu auch noch einen besonders klugen Coach haben, können gegen alle anderen Mannschaften gewinnen.
Darf das, was für den Sport gilt, eigentlich auch für die Landwirtschaft gelten? Warum bekommen diejenigen in der Branche, die besonders viel Leistung erbringen, dabei die wenigsten Ressourcen verbrauchen und schlussendlich wertvolle gesunde Lebensmittel produzieren, nicht ebenso eine Auszeichnung? Leider ist der Politik der Blick für die Spitze verloren gegangen. Nicht die Zucht besonders effizienter Tiere wird belohnt, sondern das Mästen von Bruderhähnen oder Zweinutzungshühnern. Nicht die beste Nährstoffverwertung auf dem Acker wird geschätzt, sondern die meiste Verunkrautung im Bestand. Die Kosten für Umwelt und Bürger werden unter die Moral geschlagen.
Egal ob Züchter oder Sportler, Mittelmaß generiert keinen Fortschritt. Mittelmaß ist Stillstand. Denn die Entwicklung geht in anderen Ländern und ohne unsere Mitbestimmung weiter. Wie könnte die Branche das Geschlecht im Ei bestimmen, ohne Spitzenleistung der Forschung? Wie könnten neue Bekämpfungsstrategien gegen Campylobacter entdeckt werden, ohne die wissenschaftliche Elite? Es ist bewundernswert, wie sich Betriebsleiter weiterbilden, um ganz vorn mitzuspielen und sich vom Mittelmaß abzuheben. Ich würde mir wünschen, dass auch in der Politik endlich wieder Leistung zählt, genauso wie im Fußball – auf dass wir als Sieger vom Platz gehen.