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EuroTier 2024

Marktchancen und KI-Innovationen für die Geflügelbranche

Vom 12. bis zum 15. November fanden in Hannover die EuroTier 2024 und die Messe für den Erneuerbare-Energien-Sektor EnergyDecentral statt. Sowohl Aussteller als auch Besucher zeigten sich hochzufrieden.

von Yvonne Nemitz erschienen am 20.11.2024
Christian Große Brinkhaus und Dr. Anke Förster von der Firma AAT stellten auf der EuroTier 2024 den preisgekrönten Impfroboter „Vaccybot“ vor. © Yvonne Nemitz
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Als Weltleitmesse für professionelle Tierhaltung und führende Messe für dezentrale Energien präsentierten die EuroTier 2024 und die EnergyDecentral die Innovationskraft beider Branchen. Insgesamt 2.193 Aussteller aus 51 Ländern stellten neueste Lösungen und Technologien für die Tierhaltungsbranche und den Bereich der erneuerbaren Energien vor. Rund 120.000 investitionsfreudige Fachbesucher aus 149 Ländern nutzten den internationalen Branchentreff, der mit Schwerpunkten auf Tierwohl, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und KI sowie mit über 500 Fachveranstaltungen, Konferenzen und Branchen-Events seine fachliche Führungsrolle untermauerte.

Unter dem Leitthema „We innovate animal farming“ sorgte die EuroTier 2024 für starke Impulse in der nationalen und internationalen Nutztierhaltungsbranche. Zusammen mit einem vielfältigen Ausstellungsangebot und Fachprogramm präsentierte die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) als Veranstalter technische Innovationen, die Produktivität, Tierwohl und Nachhaltigkeit vereinen – von Digitalisierung, Robotik und KI bis zu modernen Lösungen für Stallbau und Gesundheitsmanagement. Die EnergyDecentral ergänzte das Programm mit Technologien rund um Solarenergie, Biogas und Biokraftstoffe, während die „Inhouse Farming – Feed & Food Show“ über neue Wege der alternativen Futter- und Lebensmittelerzeugung informierte.

Schwerpunkt künstliche Intelligenz

Im Rahmen der World Poultry Show nutzten Züchter, Produzenten und Verarbeiter die Gelegenheit, um innovative Lösungen zu entdecken und die positiven Marktchancen intensiv auszuloten. Als Business-Plattform und fachliches Forum zog die World Poultry Show eine große Anzahl an internationalen Fachbesuchern an. Ein Schwerpunkt im Ausstellungsangebot sowie im Fachprogramm der International Poultry Conference lag auf dem Thema der künstlichen Intelligenz in der Geflügelhaltung.

Digital wurde es auch beim DLG Spotlight „KI im Geflügelbetrieb“. Hier gibt es inzwischen mehrere Ansätze zur kameragestützten Bestandsführung. Diese kann im einfachsten Fall mit einer Tottiererkennung starten, geht aber dann schnell über in die Bestimmung der Tierverteilung und eine Bewertung des Tierverhaltens, von dem entsprechende Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Völlig neue Erkenntnisse für die Putenmast liefert beispielsweise ein Forschungsprojekt mit verschiedenen Partnern im Konsortium, bei dem die künstliche Intelligenz sogar mit Fotos des Geflügelkots gefüttert werden kann und diese mit Verbrauchs- und Klimadaten der Ställe ins Verhältnis gesetzt werden.

Preisgekrönte Innovation: der Vaccybot

Ebenfalls eine Neuheit und preisgekrönt ist der Vaccybot der Firma Agri Advanced Technologies (AAT). Von der internationalen Neuheitenkommission der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) mit einer Goldmedaille ausgezeichnet, ist der Vaccybot der weltweit erste vollautomatische Impfroboter für Geflügel. „Das Modell hier am AAT-Stand, ist der Prototyp“, erklärte Christian Große Brinkhaus. „Im kommenden Jahr soll er in Serie gehen.“

Stieß auf großes Interesse: der Vaccybot von AAT.
Stieß auf großes Interesse: der Vaccybot von AAT. © Yvonne Nemitz

Der Vaccybot, so führte der AAT-Projektmanager weiter aus, arbeitet in Kombination mit dem bewährten Sortier- und Wiegesystem „Grady“. Unter Verwendung moderner Technologien, wie einer 3D-Stereoskopie-NIR-Kamera und intelligenten Algorithmen, gewährleistet der Roboter eine präzise und schnelle Injektion. „Das bedeutet weniger Stress für die Tiere.“ Generell, so sagte Große Brinkhaus weiter, sei es von Vorteil, wenn so wenig Menschen wie möglich an stressverursachenden Vorgängen im Stall wie Impfungen beteiligt sind.

Durch die 3D-Vermessung und Echtzeit-Datenverarbeitung kann der Vaccybot bis zu sechs Impfstoffe gleichzeitig gezielt in die Brust der Tiere verabreichen. „Auf diese Weise können bis zu 2.800 Tiere pro Stunde geimpft werden“, erklärte Christian Große Brinkhaus abschließend.

Hygienische Kadaverausschleusung mit dem Easy Exit

Nicht digital, dafür aber hygienisch und praktisch, ist der „Easy Exit“, entwickelt vom Moorgut Kartzfehn in Zusammenarbeit mit der Fienhage Poultry-Solutions GmbH. Das Tierkörperausschleusungssystem ermöglicht eine effiziente und hygienische Ausschleusung von Tierkadavern aus dem Bestand.

„In Niedersachsen ist es verboten, tote Tiere über den Vorraum aus dem Stall zu transportieren“, erklärte der Entwickler des „Easy Exit“, Johann-Urban Storck, am Stand des Moorgut Kartzfehn in Halle 17. Verendete Tiere müssten in diesem Fall direkt über die Stalltür nach draußen zur Kadavertonne gebracht werden. Das sei hygienisch nicht ganz unbedenklich und ermögliche zudem Schadnagern den Zugang zum Stallinneren, sagte der Agrarstudent weiter. Mit der Installation des „Easy Exit“ lasse sich das ganz einfach vermeiden, denn dieser sei fest in die Stallwand integriert und kann leicht nach außen geöffnet werden. „Damit wird die Schwarz-Weiß-Trennung gewährleistet“, betonte Storck.

Der Kadaverbehälter des „Easy Exit“ hat ein Fassungsvermögen von rund 100 l und kann durch einen kontrollierten Überschlag nach außen geöffnet und in handelsübliche Schubkarren oder Mulden entleert werden. Weitere Vorteile sind der einfache Einbau und die Reinigung. Aktuell befindet sich das System noch in der Entwicklungsphase. Es soll aber bereits 2025 die Marktreife erlangen.

„Easy Exit“-Entwickler Johann-Urban Storck studiert in Göttingen Agrarwissenschaften im Masterstudiengang.
„Easy Exit“-Entwickler Johann-Urban Storck studiert in Göttingen Agrarwissenschaften im Masterstudiengang. © Yvonne Nemitz
Lena Fienhage präsentiert den „Easy Exit“ am Stand der Fienhage Poultry-Solutions GmbH.
Lena Fienhage präsentiert den „Easy Exit“ am Stand der Fienhage Poultry-Solutions GmbH. © Yvonne Nemitz

Stabile Konstruktion: Sitzstange für Broilerhaltung

Barku (Barnstorfer Kunststofftechnik), eine Tochterfirma der Lubing Maschinenfabrik GmbH, war mit einem innovativen Sitzstangensystem auf der EuroTier 2024 vertreten. Für die Bodenhaltung von Bio-Broilern besonders geeignet, weist das speziell abgerundete Profil der neuen Sitzstangen einen sehr guten Sitzkomfort auf. Durch die leicht abgerundete Oberfläche werden die Ballen der Tiere gleichmäßig belastet.

„Das beugt Fußballenproblemen vor“, erklärte Carsten Politzky. Die Auftrittsbreite sei mit 42 mm und einem Umfang von 118 mm optimal. Der Vertriebsmanager von Barku wies zudem auf die Ösen an den Endkappen und Kupplungen der Sitzstangen hin. Diese sind für eine Seilführung gedacht, mittels derer sich das System während der Stallreinigung hochziehen lässt. Das neue Sitzstangensystem eignet sich auch für schwerere Tiere in der Endmast. Das PVC-Material ist widerstandsfähig und UV-stabilisiert und dadurch splitter- und bruchsicher.

Carsten Politzky stellte in Hannover Sitzstangen für die Bio-Broilermast vor.
Carsten Politzky stellte in Hannover Sitzstangen für die Bio-Broilermast vor. © Yvonne Nemitz

Maßgeschneiderte Sensorlösungen

Stalltemperatur, Luftfeuchtigkeit, Kohlenstoffdioxid (CO2)- sowie Ammoniakgehalt sind wichtige Faktoren, die es gilt, im Auge zu behalten. Wirken sie sich doch entscheidend auf das Tierwohl aus. So werden das Wohlbefinden und die Gesundheit von Hühnern stark vom Klima und der Lichtmenge im Stall beeinflusst. „Deshalb ist es wichtig, diese Faktoren mit Sensoren im Stall zu überwachen“, sagte Nicolai Rosenvinge. Wie in allen Ställen seien Sensoren auch in Geflügelställen ständig hoher Luftfeuchtigkeit, Temperaturschwankungen und Staub ausgesetzt, erläuterte der Verkaufsleiter der Firma Dol Sensors weiter.

Deswegen sind die Sensoren von Dol Sensors mit ihrem verstärkten Design speziell für eine längere Lebensdauer konzipiert. „Die Bedürfnisse jedes Kunden sind unterschiedlich“, betonte er. Ein Geschäftszweig des Unternehmens konzentriere sich deshalb auf die Bereitstellung maßgeschneiderter Sensorlösungen.

Bietet maßgeschneiderte Sensorlösungen für jeden Geflügelstall: Nicolai Rosenvinge von der Firma Dol Sensors.
Bietet maßgeschneiderte Sensorlösungen für jeden Geflügelstall: Nicolai Rosenvinge von der Firma Dol Sensors. © Yvonne Nemitz

Hochwertige Anlagen für die Geflügelhaltung

Ebenfalls in Halle 17 auf der EuroTier 2024 vertreten war die Firma Specht. 1961 als Te So Ten Elsen GmbH & Co. KG gegründet, stellt das familiengeführte Unternehmen hochwertige Anlagen für die Geflügelhaltung her. Vom Firmensitz in Sonsbeck aus werden Anlagen an Kunden in 70 Ländern verkauft. Bis heute ist die Witwe des Firmengründers Johannes Ten Elsen ein aktiver Teil des Unternehmens, auch wenn sie die Geschäftsführung inzwischen in die Hände von Thomas Peters gelegt hat. „Egal, ob Holland oder Sibirien, am Ende sprechen wir alle dieselbe Sprache“, betonte Paula Ten Elsen in Hannover. Weltweit sei der Anspruch der Geflügelhalter, Geflügel unter tiergerechten Bedingungen zu halten, um damit hochwertige und hygienisch einwandfreie Eier oder hochwertiges Fleisch zu erzeugen, der gleiche.

Paula Ten Elsen (Senior-Chefin und Witwe des Firmengründers), Thomas Peters (Geschäftsführer) und Caroline Motzer (Juristin) präsentierten am Stand der Firma Specht modernste Anlagen für die Geflügelhaltung.
Paula Ten Elsen (Senior-Chefin und Witwe des Firmengründers), Thomas Peters (Geschäftsführer) und Caroline Motzer (Juristin) präsentierten am Stand der Firma Specht modernste Anlagen für die Geflügelhaltung. © Yvonne Nemitz
Autor:in
Yvonne Nemitz
DGS Redaktion, Berlin
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