Tierwohllabel - Kennzeichnungen im Handel
Es gibt verschiedene Siegel und Label, die im Lebensmitteleinzelhandel auf mehr Tierwohl bei der Fleischproduktion hinweisen sollen. Dabei ist nicht sichergestellt, dass Premium gleich mehr Tierwohl bedeutet. Auch die Begriffe Bio oder Öko muss nicht mit wirklich mehr Tierwohl verbunden sein. Sie sind nicht geschützt.
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Gemäß einer Umfrage ist 92 % der Kunden beim Kauf von unverarbeitetem Fleisch wichtig, wie das Tier gehalten wurde. Immerhin 55 % der Befragten achten tatsächlich auch beim Einkauf immer oder meistens auf das Label zum Tierwohl. Das geht aus einer repräsentativen Befragung hervor, die das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) für den Ernährungsreport 2021 durchgeführt hat.
Für Verwirrung sorgt zuweilen nur die Vielzahl an Label, die im Rahmen der Tierwohl-Kennzeichnung verwendet werden:
- Haltungsform-Label (Stufen 1-4) (Initiative Tierwohl & Einzelhandel)
- Siegel der Initiative Tierwohl (Haltungsform Stufe 2)
- Tierschutzlabel * und ** (Deutscher Tierschutzbund, entspricht Haltungsform 3 bzw 4,)
- Bio-Siegel der EU
- Neuland (Verein von Landwirten, nicht Bio, aber Stufe 4)
- diverse Geflügel-Markenlabel wie
- Bauernliebe
- FairMast
- Nature&Respect
- Natur Pur
Beim Sektor Schweine- und Rindfleisch kommen noch etliche Labels dazu.
Komplette Grafik: Anbieter/Markenlabel und Zuordnung zur Haltungsform (Quelle: www.haltungsformen.de)
Die großen Einzelhandelsketten haben zur einfachen Kennzeichnung gemeinsam mit der Initiative Tierwohl ein Label zur Kennzeichnung der Haltungsform eingeführt. Für den Verbraucher ist so schnell nachvollziehbar, welche Tierwohl-Stufe das Produkt erreicht.
- Stufe 1 - gesetzlicher Standard
- Stufe 2 - mehr Platz, Beschäftigungsmaterial (i.d.R. Fleisch aus ITW Betrieben)
- Stufe 3 - zusätzlich Außenklima (Tierschutzlabel mit einem Stern)
- Stufe 4 - höchste Tierwohlstufe, aber nicht zwingend Bio
Das Label wird insgesamt gut angenommen. Allerdings gibt es auch Kritik. Verbraucher könnten annehmen, dass bereits die Stufe 1 eine bessere Haltung sei. Das Label ist allein eine Feststellung der Haltung, keine Auszeichnung, wie sie konkret durch das Tierwohl-Siegel (Stufe 2) oder das Neuland-Label (Stufe 4) erfolgt.
Staatliches Tierwohlkennzeichen gescheitert
Eine staatliche Tierwohlkennzeichnung, die von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner für 2020 geplant war, ist gescheitert. Im Gegensatz zum Haltungsformen-Label des Einzelhandels sollte das staatliche Kennzeichen auch die Bereiche Aufzucht, Transport und Schlachtung umfassen. Aus dem Bundesagrarministerium hieß es, eine verpflichtende nationale Einführung sei europarechtlich nicht möglich. Das Ziel soll jedoch auf EU Ebene weiterverfolgt werden.
In Deutschland steht die Umstrukturierung der gesamten Tierhaltung an. Das 2019 eingesetzte Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung – die Borchert-Kommission – hat entsprechende Vorschläge erarbeitet. Die Ampelkoalition ist gefordert die erarbeiteten Ansätze weiterzuverfolgen. Im Schweinefleischsektor wird inzwischen über „5D“ diskutiert. Betroffene Landwirte appellieren an Politik, Lebensmittelhandel und Verbraucher, sich für Fleisch von Schweinen zu entscheiden, die in Deutschland geboren, aufgezogen, gemästet, geschlachtet und verarbeitet wurden.