Wie geht es mit der Putenhaltung in Deutschland weiter?
Die Putenhaltung in Deutschland ist ein wichtiger Produktionszweig der Landwirtschaft. Allerdings stagnierten die Bestandszahlen in Deutschland in den vergangenen Jahren, weshalb die gesteigerte Nachfrage der Verbraucher nach Putenfleisch nur zu gut 80 % aus der heimischen Erzeugung bedient werden kann.
- Veröffentlicht am

Tierschutz konforme Putenhaltung in Deutschland
In der Nutztierhaltung rückt das Wohl der Tiere immer stärker in den Vordergrund. Für die Putenhaltung gibt es dafür Richtlinien, die „Bundeseinheitliche Eckwerte für eine freiwillige Vereinbarung zur Haltung von Mastputen“, die gemeinsam von Politik, NGOs und der Agrarwirtschaft erarbeitet wurden. Unter Einhaltung eines Gesundheitskontrollprogramms dürfen Putenhennen mit bis zu 52 kg Lebendgewicht je Quadratmeter Stallfläche und bei Putenhähnen mit bis zu 58 kg Lebendgewicht je Quadratmeter Stallfläche gehalten werden.
Cem Özdemir plant Novelle der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung
Auf politischer Ebene wird derzeit daran gearbeitet, die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung um Anforderungen an die Mastputenhaltung zu ergänzen. Dafür werden jedoch nicht die „Bundeseinheitlichen Eckwerte für eine freiwillige Vereinbarung zur Haltung von Mastputen“ als fachliche Grundlage herangezogen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat Ende 2022 einen eigenen ersten Entwurf eines „Eckpunktepapiers Putenhaltung“ vorgelegt. Dieser sieht vor, dass die Besatzdichte in der Bundesrepublik Deutschland künftig auf 35 kg LG je m2 für Masthennen (3,1 Tiere je m2) bzw. 40 kg LG je m2 für Masthähne (1,9 Tiere je m2) beschränkt werden. Sollte diese Verordnung umgesetzt werden müssen, hätte dies erhebliche ökonomische Folgen sowohl für die unmittelbar betroffenen Erzeugerbetriebe als auch für den gesamten Bereich der Wertschöpfungskette.
Zur Folgenabschätzung für die Putenhaltung in Deutschland
Würden die vom Bundeslandwirtschaftsministerium Ende 2022 in einem Eckpunktepapier herausgegebenen Vorschläge tatsächlich umgesetzt werden müssen, werden große Teile der heimischen Putenhaltung in Länder mit niedrigeren Standards abwandern. Der Import von noch mehr Putenfleisch aus nicht tiergerechter Haltung wäre die Folge für den Verbraucher.
Folgenabschätzung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Europa arbeitet an einheitlichen Standards für die Putenhaltung
Die EU-Kommission hat der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ein Mandat zur Erarbeitung einer wissenschaftlichen Stellungnahme zur Putenhaltung erteilt. Dies wäre der erste Schritt hin zu rechtsverbindlichen Putenhaltungsstandards auf EU-Ebene. Der Verband der Deutschen Putenhalter e.V. warnt vor einem nationalen Alleingang Deutschlands und will zeitnah auf nationaler Ebene eine Gesprächsplattform einrichten. Auf inhaltlicher Grundlage sollen die bewährten Haltungsvereinbarungen unter Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse aufgearbeitet und in Brüssel eingereicht werden.