
Starke Geflügelwirtschaft – Tradition und Herausforderung
Auf der Mitgliederversammlung des Sächsischen Geflügelwirtschaftsverbandes zeigte sich: Die sächsische Geflügelwirtschaft ist traditionell stark aufgestellt, wird aber auch im Jahr 2025 mit alten und neuen Herausforderungen konfrontiert.
von Anke Redantz erschienen am 22.09.2025Auch im Jahr 2025 fand die Mitgliederversammlung des Sächsischen Geflügelwirtschaftsverbandes auf dem malerischen Rittergut Limbach, einem Ortsteil von Wilsdruff, statt. Eingeladen hatte der Sächsische Geflügelwirtschaftsverband unter dem Vorsitz von Christian Riedel.
Hohe Akzeptanz der Geflügelwirtschaft
Die sächsische Geflügelwirtschaft kann nicht nur auf eine lange Tradition zurückblicken, sondern steht auch auf stabilen Säulen. Im Land Sachsen weist die Geflügelwirtschaft einen hohen Stellenwert auf. Erkennbar ist dies unter anderem an einem Selbstversorgungsgrad mit Eiern von nahezu 100 % und einer bedeutenden Gänsehaltung. So kommt rund jeder zweite in Deutschland erzeugte Gössel aus Sachsen. Die aus diesem Bundesland stammenden Geflügelprodukte genießen in Bezug auf Qualität, Regionalität und Tierwohl ein hohes Vertrauen bei den Verbrauchern.
Aufwind, aber auch Herausforderungen
Zusätzlichen Aufwind verschafft die derzeitige politische Situation, sowohl im Land Sachsen als auch im Bund. Auf beiden Ebenen werden kompetente Politiker wahrgenommen, die in der Branche verwurzelt sind und solide Fachkenntnisse aufweisen.
Dennoch: Trotz der teilweise beeindruckenden Zahlen ist die Geflügelwirtschaft in Sachsen auch mit Herausforderungen konfrontiert. Der Druck durch die internationalen Märkte steigt und erfordert eine stetige Weiterentwicklung der heimischen Produktion. Wachsende Anforderungen an Umwelt- und Tierschutz führen zu Änderungen von gesetzlichen Vorgaben. Ein Dauerbrenner: die TA Luft.
Aviäre Influenza und Newcastle Disease
Eine permanente Bedrohung stellt die Aviäre Influenza (AI) dar – auch wenn Sachsen von schwerwiegenden Seuchenzügen im letzten Jahr verschont blieb. Damit verbunden ist die Frage nach der Zulassung der AI-Impfung. Die Untersuchungen dazu haben nach Riedels Erkenntnis ergeben, dass Versuche bei Gänsen, Legehennen und Puten, die in verschiedenen europäischen Ländern durchgeführt wurden, zufriedenstellend verliefen. Ein Problem bei der Impfung: Sollte Deutschland sich für die Impfung entscheiden, ist ungewiss, ob andere Länder mit Exportsperren reagieren würden. Außerdem muss ein praktikables und zuverlässiges Monitoring etabliert werden. Neben der AI rückt mittlerweile auch die Newcastle Disease (ND) in den Fokus, zu der Dr. Roland Küblböck einen Vortrag hielt.
Eine neue Diskussion: Fangen und Verladen von Geflügel
Die Geflügelwirtschaft – nicht nur in Sachsen – muss sich einer neuen Diskussion stellen: Fangen und Verladen von Geflügel. Auch wenn Studien des ZDG hierzu zeigen, dass die gängigen Fangmethoden das Tierwohl nicht negativ beeinflussen, wird derzeit eine Unsicherheit bei Geflügelhaltern und Behörden wahrgenommen.
Weitere Themen befassten sich mit Tierwohl und dem Tierhaltungskennzeichnungsgesetz, mit dem Fachkräftemangel und dem Lohnniveau in der Landwirtschaft sowie mit dem erforderlichen Bürokratieabbau. Vor allem bei Letzterem sehen die Geflügelhalter noch Luft nach oben.
Stabile Mitgliederzahlen, gesicherte Verbandsarbeit
Riedels Fazit: Der sächsische Verband besteht nun seit 35 Jahren und ist seit jeher geprägt von Mut, Tatkraft, Verlässlichkeit – und sehr viel Engagement. So kann er auf stabile Mitgliederzahlen und eine gesicherte Zukunft für die Verbandsarbeit schauen. Grundsteine dafür sind eine gute Zusammenarbeit im Vorstand und nicht zuletzt eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) und dem Sächsischen Bauernverband.
Im Anschluss an die Mitgliederversammlung fand der Sächsische Geflügeltag statt, der vom Sächsischen Geflügelwirtschaftsverband zusammen mit dem Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) veranstaltet wird. Die Fachvorträge befassten sich neben der Newcastle Disease, mit der Bekämpfung der Roten Vogelmilbe mittels kaltem Atmosphärendruckplasma, den Futtermittelzusatzstoffen sowie mit den Änderungen der Vermarktungsnormen.