
Wenn Kälte Leistung kostet
Kältestress im Geflügelstall ist mehr als ein Witterungsproblem. Studien zeigen, dass niedrige Temperaturen Leistung, Tiergesundheit und Wirtschaftlichkeit messbar beeinträchtigen können; mit direkten Folgen für die Praxis.
von DGS Redaktion Quelle ModernPoultry, University of Arkansas in Fayetteville, United States Department of Agriculture (USDA) erschienen am 29.12.2025Sinkende Temperaturen gehören zum Winteralltag in der Geflügelhaltung. Doch aktuelle wissenschaftliche Arbeiten aus den USA verdeutlichen, dass Kältestress weitreichendere Folgen haben kann, als bislang oft angenommen. Er wirkt sich nicht nur auf das Tierwohl aus, sondern beeinflusst unmittelbar Leistung, Futtereffizienz und wirtschaftliche Kennzahlen in der Geflügelproduktion.
Wissenschaftlern der University of Arkansas in Fayetteville und des United States Department of Agriculture (USDA) untersuchten die physiologische Reaktionen von Geflügel auf niedrige Temperaturen untersuchten und den Einfluss auf Wachstum und Stoffwechsel.
Thermoneutrale Zone: kein fixer Wert
Für die meisten Geflügelarten liegt der optimale Temperaturbereich zwischen 15 und 24 °C. Dieser Richtwert findet sich auch in praxisorientierten Empfehlungen der University of Minnesota Extension zur Winterhaltung von Hühnern. Entscheidend ist jedoch: Die sogenannte thermoneutrale Zone ist variabel. Alter, Körpergewicht, Befiederung, Besatzdichte sowie Haltungssystem und Management bestimmen, ab wann Tiere zusätzlichen Energieaufwand betreiben müssen, um ihre Körpertemperatur aufrechtzuerhalten.
Unterschreitet die Stalltemperatur diesen Bereich, steigt der Energiebedarf deutlich an. Die Tiere reagieren mit vermehrter Futteraufnahme,allerdings ohne entsprechende Leistungssteigerung. Genau hier liegt aus betrieblicher Sicht ein zentrales Problem.
Mehr Futter, weniger Leistung
Mehrere Studien belegen, dass Kältestress die Futterverwertung verschlechtert. Forscher der University of Saskatchewan in Kanada konnten bei Puten nachweisen, dass Kälteexposition nicht nur das Verhalten, sondern auch die Fleischqualität negativ beeinflusst. Gleichzeitig steigt der Energieverbrauch für die Thermoregulation, während Wachstum oder Legeleistung zurückgehen.
In der Legehennenhaltung äußert sich dies in reduzierter Eiproduktion, in der Mast in geringeren Tageszunahmen oder Qualitätsabweichungen im Fleisch. Die wirtschaftlichen Folgen sind entsprechend deutlich: höhere Futterkosten bei sinkender Produktivität.
Tierwohl sichtbar im Verhalten
Neben den Leistungsparametern leidet auch die Tiergesundheit. So wurde beschreiben, dass Kältestress das Immunsystem schwächt und die Anfälligkeit für Erkrankungen erhöht. Für die Praxis bedeutet das ein erhöhtes Risiko für Krankheitsausbrüche. Insbesondere in Phasen, in denen zusätzlich Feuchtigkeit oder Zugluft im Stall auftreten.
Kältestress lässt sich im Stall oft frühzeitig am Verhalten der Tiere erkennen. Geringere Aktivität, enges Zusammenrücken, aufgeplusterte Federn oder Zittern sind typische Warnsignale. Bei Küken fallen zudem veränderte Lautäußerungen auf. Diese Verhaltensänderungen zeigen deutlich: Die Tiere investieren Energie in Wärmeerhalt statt in Wachstum oder Leistung .
Ein besonders kritischer Faktor ist Nässe. Nasse Federn verlieren einen Großteil ihrer isolierenden Wirkung. Feuchte Einstreu, undichte Tränken oder Kondenswasser verschlechtern die Isolationswirkung der Federn erheblich. Tiere kühlen schneller aus und geraten deutlich früher in einen kritischen Stressbereich.
Management als Schlüssel zur Prävention
Die gute Nachricht: Kältestress ist in vielen Fällen vermeidbar. Entscheidend ist ein angepasstes Stallmanagement. Eine ausreichende Energieversorgung über das Futter ist ebenso wichtig wie eine gute Federqualität, die unter anderem von einer bedarfsgerechten Methioninversorgung abhängt. Ebenso zentral sind trockene, saubere Einstreu, funktionsfähige Tränken mit frostfreiem Wasserangebot und eine sichere Zusatzheizung bei Bedarf. Dabei gilt: Lüftung und Wärmemanagement dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Auch im Winter ist eine ausreichende Belüftung notwendig, um Feuchtigkeit und Schadgase aus dem Stall abzuführen. Sitzstangen können zusätzlich helfen, da sie den direkten Kontakt der Tiere mit kaltem Boden reduzieren.
Die genannten Studien und Fachbeiträge stammen aus universitären und staatlichen Forschungseinrichtungen und gelten als international anerkannte Referenzen zur Geflügelhaltung unter Kälteeinfluss.
- University of Minnesota Extension (2022) Empfehlungen zur Geflügelhaltung bei Kälte, u. a. zu optimalen Temperaturbereichen, Feuchtigkeit, Lüftung und Managementmaßnahmen im Winter.
- University of Arkansas (Fayetteville) / USDA Agricultural Research Service (2016) Überblicksstudie zu physiologischen und leistungsbezogenen Effekten von Kältestress in der Geflügelproduktion (Nguyen et al.).
- University of Saskatchewan, Kanada (2018) Experimentelle Untersuchungen zu Auswirkungen von Kälte auf Verhalten, Physiologie und Fleischqualität bei Puten (Henrikson et al., Poultry Science).
- University of Kentucky – Poultry Extension Praxisnahe Informationen zu Erfrierungen bei Hühnern, Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen.









