
Zustand der Umwelt ist „nicht gut“
Als „nicht gut“ bewertet die EU-Umweltagentur den Zustand der europäischen Natur. Laut einem alle fünf Jahre erscheinenden Bericht ist die Landwirtschaft ein wesentlicher Treiber von Wasserverschmutzung und Biodiversitätsverlust. Die zuständigen Kommissare pochen auf Einhaltung von EU-Gesetzen.
von AgE erschienen am 01.10.2025Die Natur in Europa ist in keinem guten Zustand. Zu diesem Ergebnis kommt der alle fünf Jahre erscheinende Bericht der Europäischen Umweltagentur (EUA) zum Zustand der Umwelt 2025. Trotz Fortschritten bei der Verringerung von Emissionen und Luftverschmutzung seien weitere Anstrengungen erforderlich, heißt es in dem Bericht, für den die EUA Daten aus 38 europäischen Ländern analysiert hat.
Ein Einfluss auf den fortschreitenden Rückzug von Naturräumen und Biodiversität wird darin neben der Industrie vor allem der Landwirtschaft zugeschrieben. Laut dem Bericht verschlechtert sich der Zustand landwirtschaftlicher Böden aufgrund „des übermäßigen Einsatzes chemischer Mittel, Monokulturen, der unzureichenden Wiederauffüllung organischer Stoffe und nicht nachhaltiger Bodenbewirtschaftungspraktiken“.
Lebensmittelkonsum verbraucht ein Drittel der Ressourcen
Die EUA konstatiert zudem: „Der Verlust der biologischen Vielfalt schwächt die Widerstandsfähigkeit der Nahrungsmittelproduktion.“ Problematisch ist demnach vor allem der Verlust natürlicher Bestäuber.
Gleichzeitig seien Lebensmittelsysteme eine der Hauptursachen der ökologischen Überlastung. Dem Bericht zufolge ist Europas Nutzung natürlicher Ressourcen derzeit anderthalbmal höher als seine Biokapazität. Allein der Lebensmittelkonsum mache fast ein Drittel des gesamten europäischen Ressourcenverbrauchs aus. Einen Systemwandel hält die EUA daher für „dringend notwendig“.
Weniger Gemischtbetriebe gehen auf Kosten der Biodiversität
Der EUA-Report sieht einen klaren Zusammenhang zwischen ökologischen Fußabdruckanalysen von Lebensmittelsystemen und den negativen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und das Klima. Besonders deutlich sei der Effekt bei der Produktion tierischer Produkte, insbesondere Fleisch. „Tierische Produkte sind die Lebensmittelkategorie mit den stärksten Auswirkungen und führen zu erheblichem Landverbrauch, Treibhausgasemissionen und Biodiversitätsverlust“, heißt es im Kapitel zur Lebensmittelerzeugung.
Gleichzeitig sind den Experten der Umweltagentur zufolge extensive grasbasierte Viehzuchtsysteme erforderlich, um naturnahe Lebensräume zu erhalten. Empfohlen werden zudem Gemischtbetriebe, da diese Nährstoffkreisläufe leichter schließen könnten. Der anhaltende Rückgang einer vielfältigeren Nahrungsmittelerzeugung trage so zum Verlust der biologischen Vielfalt bei.
Ein wachsendes Problem ist aus Sicht der EUA zudem die Wasserversorgung. Sie weist in ihrem Bericht darauf hin, dass aktuell 30% des europäischen Territoriums und 34% der Bevölkerung unter Wasserstress stehen - mit entsprechenden Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion.
GLÖZ-Standards nicht schwächen
Besserung verspricht sich die Europäische Umweltagentur von der konsequenten Umsetzung bestehender EU-Politiken. Genannt werden unter anderem die Farm-to-Fork-Strategie, der Aktionsplan zur Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes, die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), die Abfallrahmenrichtlinie sowie die EU-Bodenrichtlinie.
Eine besonders wichtige Funktion schreiben die EUA-Autoren der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zu. Als vielversprechend werden die Eco-Schemes der aktuellen Reformperiode bezeichnet, wenngleich deren Erfolg durch die noch unzureichende Datenlage noch nicht abschließend bewertet werden könne. Kritisch wertet man bei der Umweltagentur derweil die zuletzt erfolgten Einschnitte bei den Konditionalitäten, wie den Standards des „guten Landwirtschaftlichen und Ökologischen Zustands“ (GLÖZ).
Enorme Kosten durch Untätigkeit
Mahnende Worte kommen aus der EU-Kommission: Die Exekutiv-Vizepräsidentin für den grünen Wandel, Teresa Ribera, betonte, dass Europa seine Klima- und Umweltambitionen beschleunigen müsse. Die jüngsten extremen Wetterereignisse hätten gezeigt, wie fragil Wohlstand und Sicherheit würden, wenn die Natur geschädigt sei und der Klimawandel zunehme. Investitionen in den Schutz der Natur dürfen laut der Spanierin nicht als Kosten, sondern als Investition in Wettbewerbsfähigkeit, Resilienz und das Wohlergehen der Bürger verstanden werden.
EU-Umweltkommissarin, Jessika Roswall, sieht in dem EUA-Bericht einen klaren Auftrag, die Verschmutzung weiter zu reduzieren, die Natur wiederherzustellen und die biologische Vielfalt zu schützen. „Wir müssen die Verbindung zwischen Umwelt und Wirtschaft überdenken und den Schutz der Natur als Investition, und nicht als Kostenfaktor betrachten“, konstatierte die Schwedin.
Wopke Hoekstra, Kommissar für Klimaschutz, stellt klar, dass die EU an ihren ehrgeizigen Klimazielen festhalten muss. Der Niederländer erinnerte daran, dass Europa der sich am schnellsten erwärmende Kontinent sei. Hoekstra zufolge entstehen durch Untätigkeit „enorme Kosten“. Auch der EVP-Politiker versteht den Klimawandel als direkte Bedrohung für die Wettbewerbsfähigkeit.