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Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Nordrhein-Westfalen: Zweitägige Exkursion auf Betriebe der Eier-Erzeugung

Der Landesverband Landwirtschaft Hessen (LLH) besichtigte im Rahmen einer zweitägigen Exkursion Betriebe der Eier-Erzeugung in Nordrhein-Westfalen.

von Jörg Meyer Quelle Jörg Meyer mein-ei.nrw erschienen am 08.07.2025
Im Rahmen einer Exkursion des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen auf Mitgliedsbetriebe von mein-ei.nrw besichtigten die Teilnehmer unter anderen die Packstelle Amshoff GmbH in Ahaus. © Jörg Meyer – mein-ei.nrw
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Am 1. und 2. Juli 2025 besichtigte eine achtköpfige Delegation des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) mit dem Arbeitskreis Geflügel Betriebe aus unterschiedlichen Teilbereichen der NRW-Eier-Erzeugung. Sie kamen auf Betrieben im Bergischen Land und im Münsterland für Vorträge und Austausch mit mein-ei.nrw-Mitgliedern zusammen. In der Pressemitteilung von Jörg Meyer, mein-ei.nrw, wurden die einzelnen Stationen beschrieben.

Eine Herausforderung: Unbefriedigende Verkehrsinfrastruktur

Die Exkursionsgruppe begann ihre Rundreise im Bio-Gut Rosenthal in Bergneustadt. Dort entstand aus einem kleinen landwirtschaftlichen Familienbetrieb ein mittlerweile hochmoderner Produktionsstandort. Geschäftsführer Jonathan Gauer führte die hessischen Gäste durch die neue, erst 2023 in Betrieb gegangene Eier-Packstelle, in der wöchentlich über 600.000 Eier aus ökologischer Haltung sortiert werden. Diese stammen nur zu einem kleinen Teil aus der Erzeugung eines eigenen separat betriebenen ökologischen Legehennenstalls. Das Gros der frischen Bio-Eier kommt von 22 selbstständigen und zertifizierten Partnerbetrieben aus ganz NRW und angrenzenden Regionen. Nicht nur die Partnerschaften mit diesen Höfen, sondern auch mit den Abnehmern aus dem Handel beruhen auf langfristigen Verträgen. All das ist Basis für eine effiziente, transparente und nachhaltige Wertschöpfungskette – regional verwurzelt und ökologisch ausgerichtet.

Als große Herausforderungen nannten Geschäftsführer Jonathan und Inhaber Henning Gauer u. a. die seit Jahren unbefriedigende Verkehrsinfrastruktur in der Region (Rahmedetalbrücke/ A45), die zu Umwegen, Verzögerungen und Mehrkosten führt. Daneben mahnten sie eine Stärkung des nachhaltigen Umbaus landwirtschaftlicher Betriebe durch Erleichterungen für und Investitionen in moderne Stallbauten an. All dies nicht zuletzt auch für die Ernährungssicherheit im eigenen Bundesland.

Selbstversorgungsgrad von Eiern in NRW bei ungefähr 33 %

Die zweite Station führte die Delegation aus dem Bergischen ins westliche Münsterland. mein-ei.nrw-Vorstandsmitglied Johannes-Bernhard Amshoff und seine Familie begrüßten die Besuchergruppe in der Zentrale der B. Amshoff GmbH in Ahaus. Das Familienunternehmen versorgt den Markt seit über 100 Jahren mit Frischeiern aus allen Haltungsformen sowie mit bunten und geschälten Eiern. Sortieranlage und Packstelle sind mit neuesten Technologien ausgestattet und zählen zu den modernsten in Deutschland. Dort werden wöchentlich ca. sechs Millionen Eier sortiert und verpackt. Diese bezieht das Unternehmen von Vertragsfarmen in NRW – und angesichts eines Selbstversorgungsgrads in NRW von lediglich ca. 33 % – auch aus Niedersachsen und den benachbarten Niederlanden.

Stressfaktoren mit abgestimmter Futterstruktur begegnen

Die Bedeutung von Standortsicherung und Zukunftsfähigkeit der Betriebe wurde nach den Besichtigungen dann bei einer Zusammenkunft der Besuchsdelegation mit weiteren Mitgliedern des mein-ei.nrw e. V. im benachbarten Heek thematisiert. Zunächst legte Dr. Eckard Meyer, Verkaufsleiter Geflügel bei der Haneberg & Leusing GmbH & Co. KG in Schöppingen, mit einem Vortrag zum Thema Legehennenfutter den Grundstein für eine angeregte Diskussion. Er führte vor Augen, wie beispielsweise Stressfaktoren mit einer fein abgestimmten Futterstruktur und hochwertigen Rohstoffen aus verlässlichen Quellen begegnet werden kann. Etliche Detailinformationen des erfahrenen Futterexperten lieferten den interessierten Anwesenden wertvolle Anregungen für die Optimierung der Fütterung in den eigenen Betrieben.

Impulsbetriebe in Hessen und Nordrhein-Westfalen unterstützen Wissenstransfer

Im Anschluss stellte Carina Führer vom Beratungsteam Tierhaltung im Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen das bundesweite Verbundprojekt „Netzwerk Fokus Tierwohl“ vor, für das sie als Tierwohlmultiplikatorin tätig ist. Das Ziel, den Wissenstransfer in die Praxis zu verbessern, um schweine-, geflügel- und rinderhaltende Betriebe in Deutschland hinsichtlich einer tierwohlgerechten, umweltschonenden und nachhaltigen Nutztierhaltung zukunftsfähig zu machen, wird von Impulsbetrieben in Hessen und Nordrhein-Westfalen unterstützt.

Zum Abschluss der Vortragsrunde stellte Dietrich Vriesen, Vorsitzender des mein-ei.nrw e. V., den Gästen mit einer Präsentation den Verein vor. Aus der über 15-jährigen Vereinsgeschichte präsentierte er zahlreiche Beispiele für eine wirksame und zielführende Vereinsarbeit , die in dieser Form für die Gäste durchaus Neuland bedeutete und zugleich genügend Gesprächsstoff für den sich anschließenden informellen Austausch beim westfälischen Abendessen bot.

Kurze Wege zwischen Stall und Packstelle

Ebenfalls in Heek wurde den Gästen zu Beginn ihres zweiten Besuchstages die praktische Bedeutung eines auf gegenseitigem Vertrauen und Langfristigkeit basierenden Miteinanders von Legehennenhalter und Vermarkter demonstriert. Dort betreibt Junglandwirt Johannes Wildenhues seit 2022 einen neuen Legehennenstall und hält knapp 15.000 Hennen in Freilandhaltung. Die erzeugten Eier müssen nur den etwa vier Kilometer kurzen Weg zur Packstelle der Familie Amshoff zurücklegen. Im Rahmen der Besichtigung bot der noch recht neue Stall den Gästen zahllose Anknüpfungspunkte für den Dialog mit ihrem Gastgeber. Dabei wurden nicht nur technische bzw. fachliche Themen angesprochen. Großes Interesse bestand z. B. auch hinsichtlich der Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Genehmigungs- und Prüfverfahren der beiden Bundesländer.

Neues Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Ei

Die letzte Etappe der Besuchsreise führte die hessische Gruppe schließlich nach Senden bei Münster. In der Brüterei Gut Averfeld stellte mein-ei.nrw-Mitglied Burkhard Brinkschulte gemeinsam mit den Omegga Gründern Katharina Hesseler und Till Nöllgen ein neues Verfahren der Geschlechtsbestimmung im Ei basierend auf KI-gestützter Absorptionsspektroskopie vor. Brütereibetrieb und Start-up haben sich 2023 für eine einzigartige Kooperation zusammengeschlossen, um eine alternative Sexing-Methode für die Geschlechtsbestimmung im Brutei zu entwickeln. Diese basiert einerseits auf den seit 2022 geltenden gesetzlichen Anforderungen, zum anderen auf den eigenen Zielvorgaben, dass das Verfahren nicht-invasiv, bereits in einem frühen Brutstadium möglich und zudem kostengünstig sein muss.

Für das Verfahren werden die Bruteier im Brutschrank regelmäßig spektroskopisch gescannt, die entstandenen Daten in der Cloud gesammelt und mit Hilfe maschinellen Lernens anhand verschiedener zeitabhängiger Indikatoren ausgewertet. Demnach resultiere daraus bereits bis zum 7. Bruttag eine zuverlässige Angabe zum Geschlecht im Brutei. Männliche und nicht lebensfähige Eier könnten somit frühzeitig aus dem Brutprozess entnommen werden. Die Partner bestätigten bei dieser Gelegenheit die Marktreife des Verfahrens und kündigten eine weitere großzügige Skalierung der Brutkapazitäten bis Ende des Jahres an.

Am Ende der Exkursion erklärten die von vielfältigen Eindrücken geprägten Beteiligten aus Hessen und Nordrhein-Westfalen einhellig ihr Interesse, weitere Begegnungen im länderübergreifenden Netzwerk der Eier-Branche folgen zu lassen. Weitere Informationen zu „mein-ei.nrw“ sowie rund um das Ei aus heimischer Legehennenhaltung unter www.mein-ei.nrw.