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Ankumer Bio-Legehennen Forum

Bio-Eier auf Erfolgskurs

Das Bio-Ei ist längst kein Nischenprodukt mehr, der Handel kann die steigende Nachfrage kaum decken. Das diesjährige Ankumer Bio-Legehennen Forum zeigte dabei Herausforderungen und Lösungsansätze für Bio-Eiererzeuger auf.

von Dr. Heike Engels erschienen am 24.06.2025
Organisatoren, Referentinnen und Referenten des Forums (v. l.): Tobias Ferling (Bio-Aufzucht Gudendorf-Ankum), Dr. Thorsten Arnold (Tierärztliche Gemeinschaftspraxis Dres. Arnold), Martin Stein (Naturland-Beratung Mecklenburg-Vorpommern), Jakob Lipp (Keynote Speaker und Buchautor), Sebastian Schlottmann (Schlottmann KG), Dr. Claus Bormuth (BMELH), Annette Alpers (Naturland-Beratung Niedersachsen), Prof. Dr. Wolfgang Siegert (Georg-August-Universität Göttingen), Julia Marggraf (Tierärztliche Hochschule Hannover), Johannes Dittrich (Stadtgut Görlitz). © Heike Engels
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Das Ei erlebt in Deutschland derzeit einen regelrechten Boom: Im Jahr 2024 verzehrte jeder Bundesbürger durchschnittlich 249 Eier, das sind zehn Eier mehr als im Vorjahr. Besonders stark wächst die Nachfrage nach Bio-Eiern, denn die Verbraucher legen zunehmend Wert auf artgerechte Tierhaltung, regionale Herkunft und Nachhaltigkeit. Dieser Trend spiegelt sich auch im deutlichen Anstieg der Bio-Legehennenhaltungen wider. Dennoch kann der Handel die steigende Nachfrage noch nicht vollständig decken, denn es fehlt an ausreichenden Liefermengen. Längst ist das Bio-Ei kein Nischenprodukt mehr, sondern fester Bestandteil eines bewussten Konsumverhaltens.

Austausch zwischen Praxis, Wissenschaft, Beratung und Politik

Vor diesem Hintergrund fand am 18. Juni das alljährliche Bio-Legehennen Forum 2025 in Ankum statt. Veranstaltet von der Tierärztlichen Gemeinschaftspraxis Dres. Arnold und der Bio-Aufzucht Gudendorf-Ankum, bot die Veranstaltung eine wertvolle Plattform für den Austausch zwischen Praxis, Wissenschaft, Beratung und Politik. Unter der Moderation von Annette Alpers (Naturland, Beratung Niedersachsen) und Martin Stein (Naturland, Beratung Mecklenburg-Vorpommern) erwartete die Teilnehmenden ein vielfältiges Programm mit spannenden Impulsen.

Prof. Dr. Wolfgang Siegert von der Georg-August-Universität Göttingen beleuchtete die Chancen und Herausforderungen der 100 % Bio-Fütterung. Zwar sei diese vollständig umsetzbar, doch bringe sie auch Nachteile mit sich, etwa eine geringere Ressourceneffizienz, höhere Stickstoffemissionen und Defizite bei der Aminosäurenversorgung je nach Proteinquelle. Auch mögliche Umweltbelastungen durch phosphorreiche Futtermittel wurden thematisiert.

Johannes Dittrich präsentierte mit seinem Konzept der Legehennenhaltung im Stadtgut Görlitz einen beeindruckenden Gesamtansatz vom Bio-Küken bis zum Bio-Ei. Die Vermarktung des Bruderhahns bleibt dabei weiterhin eine große und leider nach wie vor defizitäre Herausforderung.

Dr. Claus Bormuth vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Heimat (BMELH) stellte die aktuellen Eiervermarktungsnormen vor. Er erinnerte an die Unterschiede zwischen den Bundesländern, die zu Wettbewerbsverzerrungen führen, und ermutigte die Branche, sich aktiver in politische Diskurse auf nationaler und europäischer Ebene einzubringen, um eigene Themen zu setzen.

Für neue Perspektiven sorgte auch Keynote Speaker Jakob Lipp, der mit praxisnahen Strategien für Motivation und Kommunikation die Teilnehmenden inspirierte – denn: „Kommunikation ist der Treibstoff für Erfolg.“

Julia Marggraf von der Tierärztlichen Hochschule Hannover widmete sich in ihrem Vortrag dem wichtigen Thema Brustbeinschäden bei Legehennen. Diese treten unabhängig vom Haltungssystem auf und beeinträchtigen nicht nur das Tierwohl, sondern auch die Legeleistung. Sie forderte regelmäßiges Monitoring und verwies auf den Einfluss von Darmparasiten – ein Bereich, in dem Bio-Betriebe aktuell nur eingeschränkte Entwurmungsmöglichkeiten haben.

Den praktischen Abschluss bildete Sebastian Schlottmann, der die Entwicklung seines Bio-Legehennenbetriebs in Mistorf vorstellte, inklusive Ackerbau zur betriebseigenen Futterversorgung. Mit großem Engagement und Innovationsgeist wagte er den vollständigen Neustart in die ökologische Landwirtschaft.

Veranstaltung machte Mut, auch neue Wege zu gehen

Das Bio-Legehennen Forum 2025 zeigte eindrucksvoll, wie vielfältig, engagiert und zukunftsgerichtet die Bio-Geflügelbranche in Deutschland arbeitet. Es wurden nicht nur Herausforderungen offen angesprochen, sondern auch zahlreiche Lösungsansätze präsentiert. Die Veranstaltung machte Mut, neue Wege zu gehen und zeigte: Mit Wissen, Vernetzung und Innovationskraft lässt sich die Bio-Legehennenhaltung nicht nur nachhaltig gestalten, sondern aktiv als zukunftsfähiges Modell für die Landwirtschaft von morgen weiterentwickeln.