Toxische Mischung für Schweinebranche
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die Folgen des Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen sind eine toxische Mischung.
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Zum einen greift in Brandenburg die Afrikanische Schweinepest weiter um sich. Nachdem das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) am 30. September das Virus bei einem toten Wildschwein nahe dem Ort Bleyen im Landkreis Märkisch-Oderland bestätigte, ist klar, dass die Tierseuche nun in zwei Brandenburger Regionen grassiert.
Neuer Fundort im Landkreis Märkisch-Oderland
Der neue Fundort befindet sich etwa 70 km nördlich des ersten Gefährdungsgebiets bei Neuzelle, aber ebenfalls in unmittelbarer Nähe zur deutsch-polnischen Grenze. Bereits am Dienstag war wegen des begründeten Verdachtsfalls in dem betroffenen Landkreis ein Krisenstab eingerichtet worden. Tags darauf wurden die üblichen Schutzzonen ausgewiesen und Schutzmaßnahmen angeordnet. Die Zahl der nachgewiesenermaßen an ASP verendeten Wildschweine in Deutschland erhöhte sich bis zum 5. Oktober laut FLI auf 49.
Gesundheitsschutz hat oberste Priorität
Zum anderen haben die Schlachthöfe zum Schutz ihrer Mitarbeiter vor Covid-19 ihre Kapazitäten reduziert. „Gesundheitsschutz hat oberste Priorität, in der Folge geraten aber Sauenhalter, Mäster und Vermarkter unter immer stärkeren Druck“, fasst Franz-Josef Holzenkamp, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), die Situation zusammen.
Der DRV setzt sich auf politischer Ebene mit Nachdruck für eine Lösung ein. Im Schlacht- und Nutzviehbereich macht sich aufgrund dieser großen und weiter zunehmenden Überhänge an Schlachtschweinen Resignation breit. Holzenkamp erklärt: „Die Schlachtgewichte der Schweine steigen jede Woche und es ist nicht absehbar, dass sich die Situation in den kommenden Wochen entschärfen könnte.“ In der Folge werde es immer schwieriger, Ferkel zu vermarkten, da die Mäster immer weniger bereit oder in der Lage seien, neue Tiere einzustallen.
Doppelte Krise erfordert erhöhte Verarbeitungskapazitäten
Um der gesamten Wertschöpfungskette in der doppelten, durch Corona und ASP verursachten Krise endlich Luft zu verschaffen und den Tierschutz in den Ställen zu wahren, müsse es laut Holzenkamp möglich gemacht werden, die Schlacht- und Verarbeitungskapazitäten im Rahmen der Corona- und Arbeitsschutzmaßnahmen zu erhöhen. Dazu müsse vorübergehend das Arbeitsverbot an Sonntagen aufgehoben und längere Arbeitszeiten ermöglicht werden.
Ferkelerzeuger und Mäster in Notlage
Ferkelerzeuger und Mäster seien gleichermaßen in einer akuten Notlage, warnte bereits am 1.?Oktober auch die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN). Neben der ruinösen Preissituation wüssten die Erzeuger derzeit nicht mehr, wohin mit den Tieren.
Infarkt der Lieferkette verhindern
Die ISN fordert deshalb die Politik und insbesondere auch die nachgelagerten Behörden auf, die Erweiterung der Schlacht- und vor allem Zerlegekapazitäten zu ermöglichen, um eine weitere Zuspitzung und einen „Infarkt der Lieferkette“ zu verhindern. „Corona und ASP für sich allein genommen stellen den Schweinemarkt bereits vor riesige Herausforderungen. Dass nun beides zusammenkommt, macht die Lage für Ferkelerzeuger und Mäster gleichermaßen dramatisch“, erklärte ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack.