Schlachthöfe stark betroffen
Nach hunderten Positivtests bei Müller Fleisch in Birkenfeld (Baden-Württemberg) und im Vion-Rinderschlachthof in Bad Bramstedt (Schleswig-Holstein) wurden auch bei der Westfleisch in Coesfeld (Nordrhein-Westfalen) bis Wochenbeginn über 200 Mitarbeiter positiv getestet. Der Betrieb musste schließen.
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Vion macht freiwillig Betriebsferien
Der Fleischverarbeiter Vion hatte selbst entschieden, die Produktion in Bad Bramstedt wegen der Corona-Fälle zu stoppen. Die Belegschaft wurde in außerplanmäßige Betriebsferien geschickt. Bis Wochenbeginn stieg dort die Zahl der positiv getesteten Fälle auf 129 Personen; insgesamt liegt die Mitarbeiterzahl des Werkes bei 260. Die Mehrheit der infizierten Beschäftigten lebt in einer zu Wohnungen umgebauten Kaserne in Kellinghusen im Kreis Steinburg; einige andere Mitarbeiter wohnten privat in umliegenden Kreisen. Alle Infizierten sind in Quarantäne. Vion sicherte den Kunden des Schlachthofes die Belieferung mit Lebensmitteln von anderen Standorten zu. Schlachttiere aus Norddeutschland würden an anderen Standorten verarbeitet.
Als Ursache für die starke Ausbreitung werden in den Medien beengte Wohnverhältnisse der oft aus dem Ausland stammenden Werkvertragsarbeiter diskutiert; die Virusübertragung in den Werken scheint aufgrund der Hygienemaßnahmen eher keine große Rolle zu spielen.
Verschärfte Hygiene in Geflügelschlachthöfen
Wie Geflügelschlachthöfe im Landkreis Oldenburg mit den Infektionsrisiken umgehen, darüber berichtete die Nordwest Zeitung Oldenburger Kreiszeitung (NWZ). Die PHW-Gruppe habe demnach die strengen Hygieneregeln verschärft (siehe auch DGS-Magazin 18-19/2020, Seite 54). Überdies seien zusätzliche Wohneinheiten für den Fall einer Corona-Infektion geschaffen worden. Die Wohnungen, die der Werkvertragsarbeitgeber zur Verfügung stelle, würden von einem unabhängigen Zertifizierer regelmäßig unangekündigt kontrolliert, heißt es in der NWZ.
Alle von der Bundesregierung mitgeteilten Vorsichtsmaßnahmen zur Ausbreitung der Pandemie haben bei Heidemark oberste Priorität, so wird Heidemark-Pressesprecherin Rita Benölken zitiert. Alle Schutzmaßnahmen hätten auch für Farmmitarbeiter, Mäster sowie Lkw-Fahrer Gültigkeit. Auch Geschäftsführer Dirk Heidler vom Gut Bergmark Premium Geflügel mit einer Hähnchenschlachterei in Wildeshausen gehört, sagte der NWZ: „Der Schutz unserer Mitarbeiter steht bei mir an höchster Stelle.“
Corona-Probleme weltweit in Schlachthöfen
Auch in anderen Ländern machen der Fleischindustrie die Corona-Infektionen von Mitarbeitern zu schaffen. In Australien musste Cedar Meat mit 400 Beschäftigten seine Tore schließen, nachdem gut 10 % der Belegschaft positiv auf Corona getestet worden waren.
In Spanien sind beim Großschlachthof Literia Meat rund 200 Arbeiter an Covid-19 erkrankt; der Betrieb läuft mit verringerter Kapazität weiter. Gewerkschaften werfen dem Schweineschlachter vor, gegen Arbeitsschutzauflagen verstoßen zu haben, und haben Klagen eingereicht. In Brasilien soll es Medienberichten zufolge weit mehr als 100 infizierte Schlachthofmitarbeiter in neun Unternehmen geben. In den USA wurden mehrere Großschlachter wegen Corona-Fällen geschlossen, die US-Präsident Donald Trump per Eilverordnung aber wieder öffnen will.