
Putenzucht: Von BUT zu Big 6 und zurück
In den letzten Jahrzehnten hat die Putenzucht einige Veränderungen durchlaufen. Anfangs lag der Schwerpunkt der Zucht auf der Verbesserung von Gesundheit und Wachstum der Puten. Im Laufe der Zeit sind Themen wie die Reduzierung des Medikamenteneinsatzes, Tierwohl und Nachhaltigkeit dazu gekommen.
von Kathrin Iske (DGS Redaktion) Quelle Moorgut Kartzfehn/Aviagen erschienen am 12.06.2024Damals:
BUT steht für „British United Turkeys“. Es ist ein Unternehmen, das sich auf die Zucht und Produktion von Puten spezialisiert hat. BUT hat eine bedeutende Rolle in der Entwicklung von Putenlinien gespielt, die in der Geflügelindustrie weit verbreitet sind. Als BUT im Jahr 1962 gegründet wurde, waren die Ursprungsrassen die Large White und die Large Bronze. Die Large White erfreute sich großer Beliebtheit und entwickelte sich weiter zur Triple 6, die in den späten 70er Jahren in BUT6 umbenannt wurde. In dieser Zeit lag der Fokus vermehrt auf der Verbesserung der Gesundheit der Zuchtlinien.
Die Produktion wurde grundlegend geändert: Die Freilandhaltung wurde eingestellt, wodurch Mykoplasmen 1981 aus den Zuchtbeständen eliminiert werden konnten. Der Fokus auf einen hohen Gesundheitsstatus setzt sich bis heute fort. Im Jahr 1981 wurde die Linie verbessert, um den Marktanforderungen nach schwereren, effizienteren und ertragreicheren Puten gerecht zu werden, und in Big 6 umbenannt.
Ungefähr zur gleichen Zeit erfolgte durch intensive Forschungsarbeiten im Putenvermehrungsbetrieb Moorgut Kartzfehn die Umstellung von einem 4-Phasen- auf ein 6-Phasen-Fütterungsprogramm in der deutschen Putenwirtschaft. Dieses 6-phasige Fütterungsprogramm wurde ebenfalls von Dr. Cliff Nixey, Fütterungsexperte bei BUT, wegen der geringeren Kosten und der Vorteile für die Verdauung, die ein niedrigerer Proteingehalt mit sich bringen, empfohlen. Mit zunehmendem Fokus in der Zucht auf Gesundheits- und Tierwohlmerkmale wurde der Name BUT6 im Jahr 2011 wiederbelebt.
Heute:
Die BUT6 ist die gebräuchlichste Linienkreuzung, die von Putenmästern in ganz Europa verwendet wird. Die Zuchtziele wurden an sich ändernde Markt- und gesellschaftliche Anforderungen angepasst. Das Gewicht stieg von 12,5 kg bei 140 Tagen im Jahr 1977 auf 21,5 kg mit einer um 17 % verbesserten Futterverwertung.
Während die wirtschaftliche Effizienz weiterhin wichtig ist, haben die Verbesserungen der Lebensfähigkeit, die Reduzierung des Medikamenteneinsatzes und die Förderung von Tierwohl und Nachhaltigkeit hohe Priorität für den Züchter. Die Putenzucht ist heutzutage hochspezialisiert, nutzt neueste Technologien wie automatisierte Aufzeichnungen der Futteraufnahme und DNA-Tests und wird getragen durch Spezialisten aus den Bereichen Genetik, Physiologie, Datenverarbeitung und Tiermedizin.
Fütterungsempfehlungen werden an das verbesserte genetische Potenzial und die Marktanforderungen angepasst. Auch durch gemeinsame Forschungsprojekte mit Moorgut Kartzfehn wurde das Verständnis für den Zusammenhang zwischen Futterstruktur und Nährstoffdichte auf die Leistung vorangebracht. Das führte dazu, dass sich mehrphasige Fütterungsprogramme etabliert haben, die an die wirtschaftlichen Anforderungen angepasst sind – sei es für den Putenmäster, den weiterverarbeitenden Betrieb oder aber, um die Darmgesundheit zu verbessern.